Als 't u belieft Die Schlacht der güldenen Sporen. das Gebrüll des Mordes hinein, der unbarmherzig tausende von blühenden Menschenleben zertreten wird. Wer fragt da nach Blumen und Baumen N. Nirgends wird wohl soviel über das Wetter gesprochen wie jetzt in Belgien. Goed weder slecht weder (gut Wetter, schlecht Wetter), muss man tagtaglich viele, viele Male in allen Winkels(Geschaften) und Estaminets (kleineren Wirtschaften) horen. Was sollen auch die lieben Flamlander mit uns sprechen Darüber, was uns allen am meisten am Herzen liegt, den oorlog (Krieg), zu reden, ware töricht. Ein- mal könnten wir den Belgiern auch nur das erzahlen, was sie selbst in ihren unter deutscher Kontrolle stehendenZeitungen lesen, zum andern aber sind sie jetzt auf dem Standpunkt ge- kommen, keinem zu glauben. Weder den Herren Verbündeten noch den Deutschen. Aber noch mehr als goed und slecht weder hören wir ein anderes Wort Als 't u belieft was etwa bitte schön bedeutet. Die Kinder sagen es, die urn Brot betteln (und es sind ihrer nicht wenige)Als 't u belieft, mijnheer, een weinig brood! viele hundertmal. Du kommst in ein Ge schaft. Beim Hineingehen, beim Kauf, beim Hinausgehen ein über das andere MalAls 't u belieft Als 't u belieft Es ist in den Sprachschatz uriserer Soldaten übergegangen, und die Heimat wird es noch oft zu hören bekommen. Es ist ja auch eine gute, deutsche Redewendung Wenn es euchbe - liebt ".Wie das Flamische überhaupt nur ein niederdeutscher Dialekt ist, der sich gesondert entwickelt hat. Ein jeder Soldat, der einige Monate in Belgien war, kann sich gut verstandigen, besonders natürlich der, der plattdeutsch kann. Und da begegnet uns manchmal etwas Merkwürdiges. Mit freudigem Erstaunen stossen wir auf gute, alte, deutsche Wörter, die bei uns fast vergessen oder jetzt wenig im Gebrauch sind. Hier kennt man noch das schone, min nen für lieben den Woensdag für Mittwoch der alte Wodanstag, für den wir eine nüchterne, rechnerische Bezeichnung eingeführt haben. Spoedig gleich eilig hangt mit unserem nur noch wenig gebrauchten sputen zusammen, ziek" gleich krank ist in unserem „Siechen- haus noch vorhanden. Ja, noch mehr Der Flamlander hat gute deutsche Wörter noch da, wo wir uns mit einem Fremd- wort behelfen müssen. Wir müssen es uns gefallen lassen, wenn man uns deswegen ein wenig verspottet und daraus den Schluss zieht, das dass Deutsche arg mit fremdlan- dischen Broeken durchsetzt ist. Aber mit ebensogutem Recht kann man aus dieser Tatsache folgern, wie gut deutsch doch dieses Flandern im Kerne seines Wesens noch sein muss. Doch davon will man vorderhand hier noch nichts wissen. Doch nun einige Beispiele. Nennt mir ein Wort für das deutsche Appetit Der Flamlander hat es, er sagt Eetlust (Esslust). Uebersetze mir einer Sympathie Hier ist es Genegenheid (Geneigtheit). Der Neutrale ist Flamisch der Onzijdige d. i. der auf keiner Seife ste- hende. Man geht rechtstreeks (die gerade Strecke) wenn wenn man direkt wie es im Deutschen heisst, auf sein Ziel lossteuert. Die mit der Elle gemessenen Waren,die „Elle- goederen", sind unsere Manufakturwaren die Wapen schouw (Waffenschau) ist unsere Parade Planteter (Pflanzenesser) Vegetarier Und wie sagt man hierzu- lande für unser scheinbar nicht zu ersetzendes interessant"? „Belangwekkend". 1st das nicht fein! 1st eine Sache interes sant so erweckt sie eben in mir die Ansicht, dass sie für mich von Belang ist. Der Interessent ist der Belang hebbende Das itaiienlsche Kartoffeln ist ersetzt durch Aardappelen "(Erdapfel), das griechische Theaterist hier die Schouwburg (Schauburg). Für das lateinische Quantum (wir haben dafür ja auch ein deutsches Wort Menge sagt man hier Hoeveelheid" wörtlich ins Hochdeutsche übersetzt die „Wievielheit „Waarborg ist gleich Garantie d. h. ein wahrer Bürge. Der Arzt heisst Geneesheer also ein Herr, der Genesung schafft oder doch schaffen soil. Geneesmiddel ist unsere Arzenei. Die Tapete findet einen guten Ersatz durch das Wort Behangpapier. Die Beispiele Hessen sich beliebig vermehren. Manche Wörter sind auch schoner oder treffender als die entsprechenden deutschen, so goedkoop (gutgekauft) für billig und bepaald (mit Pfahlen uingrenzt) für unser bestimmt Für den Strahl der Scheinwerfer, den wir jetzt oft am flandrischen Nachthimmel sehen, haben wir eigentlich kein besonderes Wort, wir sagen das Licht des Scheinwerfers. Der Flame sagt kurz Zoeklicht (Suchlicht). 1st das nicht treffend und schön ausgedrückt. Doch genug, je langer wir auf Flanderns Boden weilen, umso klarer wird es uns und das soil auch diese kleine sprachliche Plauderei zeigen hier ist gut deutscher Boden, den nur das Abgetrenntsein von der alten Heimat und die Nahe französischen Wesens mit alleriei fremdlandischem Unkraut hat überwuchern lassen. Insbesondere die Sprache der geringeren Leute ist ausserordentlich reich mit fran zösischen Wörten gemischt, doch hatte auch schon eine starke Bewegung in den letzten jahren eingesetzt, die das reine Flamisch wieder zu Ehren bringen wollte. N. (Zum 11. Juli 1915). Urn 1300 befand sich die Grafschaft Flandern unter französischer Botmassigkeit und es schien so, als ob sie für ewige Zeiten bei Frankreich bleiben sollte. Aber der Ueber- mut des französischen Gouverneurs Jakob de Chatillon erbit- terte die Gemüter aufs Tiefste. Es bildete sich unter den Fla- men eine Partei, die Clauwaerts so genannt nach den Kiauen des Löwen im flandrischen Wappen die die Unabhangigkeit der Grafschaft wiederherstellen wollte. Am 18. Mai 1302 brachen sie in Brügge los, angeführt durch Pieter De Coninck und Jan Breidel, denen man in neuerer Zeit auf dem Marktplatz von Brügge ein schönes Denkmal gesetzt hat. Ihr Erkennungsruf Schildt en de Vriendt halite durch die Gassen, eine Anzahl Franzosen und Französlinge wurden getötet, die anderen flohen, die Stadt war frei. Das war die Brugsche Metten durch deren Erfolg nun die anderen Stadte ermutigt wurden, ihre französische Herren zu verjagen, nur Gent blieb damals auf Frankreichs Seite. Philipp der Schone, der König von Frankreich, wollte aber so leichten Kaufes das schone Flandern nicht aufgeben. Er sandte ein starkes Heer mit dem Kern der französischen Ri.tterschaft, das den Aufruhr niederwerfen sollte, aber auf dem Kouter von Groeningen bei Kortrijk wurde es in erbitterter Schlacht von dem Aufgebot der flanderischen Stadte vernichtet. (11. Juli 1302) Wie klang da jubelnd ihr Schlachtruf Vlaanderen den Leeuw über das Feld, wie grimmig wüteten die Goedendags in den feindlichen Reihen LNicht weniger als 27.000 Tote hat man gezahlt und ungefahr 700 Paar goldene Rittersporen wurden auf dem Kampffeld gefunden. Dieser Tag der güldenen Sporen ^tete damals Flandern vor der Aufsaugung durch Frank reich. Die Gutentags Scherzhafte?altfl<unische Bezeichnung !ür die eisenbelschlagenen Keulen Sie wurden mft beiden Handen get'asst, so dass es wenn die Fussknechte damit schlugen aussah, als ob sie sich grüssend verneigten.

Digitaal krantenarchief - Stadsarchief Aalst

Landsturm | 1915 | | pagina 3