Allerlei Fröhiiches für die Landsturm=Wachstuben Fr age gestellt war, und dass nur durch die Bemühungen der spanischen und amerikanischen Gesandten und durch die Grossmut Deutschlands Belgien vor dem Hungertode geret- tet worden ist. Ganz besonders hebt er das grosse Entgegen- kommen hervor, das der Sieger bewiesen hat, indem er die Versicherung abgab, dass die durch das Comitée eingeführ- ten Lebensmittel nicht für die Armee requiriert würden. Niemand hatte Deutschland im Herbst vorigen Jahres hin- dern können zu sagen Ihr Englander wollt uns durch Hunger bezwingen. Hütet euch, das erste Opfer wird das unglückselige Land sein, das eure Iügnerischen Versprechun- gen veranlasst haben, sich für euch zu schlagen und das ihr im Augenblick der Gefahr seige verlassen habt Das habe Deutschland nicht getan, sondern im Gegenteil einer Verein- barung zugestimmt, nach der die Belgier, die nicht arbeiten und die oft auch nicht arbeiten wollen, sich mit Weissbrot nahren können, wahrend in Deutschland die Arbeiterschaft, die arbeitet, Kriegsbrot essen müsse. Norden geht dann zur Schuldfrage über. Er zeigt dass Belgien langst aufgehört hat, im Innern neutral zu sein, dass es sich aber wie ein verwöhntes Kind eingebildet hat, durch die Neutralitatsvertrage gegen jede Kriegsgefahr geschützt zu sein. Daher auch die blinde Wut, die ausbrach, als sich bei Kriegsbeginn die Neutralitatsvertrage nicht als wirk- sames Schutzmittel erwiesen. Belgien musste sich sagen, dass im Falie eines Krieges zwischen seinen machtigen Nachbarn, der eine oder andere das ihm völkerrechtlich zustehende Durchzugsrecht (le droit de passage) fordern würde. Entweder musste es einer solchen Aufforderung nach- geben oder aber so stark sein, dass niemand es wagen konnte, den Durchzug zu erzwingen. Wenn Belgien jetzt Deutschland fluche, weil Deutschland sein auf dem Völker- recht beruhendes gutes Recht auf den Durchzug seiner Truppen durchgesetzt hat, so tue es das mit demsel- ben Rechte, mit dem ein Kind dem Geset- z e d e r S c h w e r e f 1 u c h twenn es gefallen ist und sich wehtut. Aber Belgien habe allen Grund, England gram zu sein wegen der schwachen Unter- stützung, die es Belgien gewahrt hat, indem es 8000 unaus- gebildete Rekruten nach Antwerpen schickte, die in der Schlachtan der Nethe beim Anblick der deutschen Helme fortliefen und vier schwere Batterien, die sie stolz aus En gland mitgebracht hatten, zurückliessen. Belgien hat den Fehler begangen, sich in das Heerlager der Englander zu begeben, wo ebenso wie in dem Heere des Hamilkar Barkas alle Lander der Erde, Neger usw. in buntem Gemische ver- einigt sind. Das war seine Schuld. Man beachte nochmals, dass ein belgischer Rechtsge- lehrter all die Meinungen ausgesprochen hat, und dass er zum Beweis für seine Ansicht nur die Rech'tsquellen seines eigenen Landes benutzt. Belgischer Kurier Wie ein Walfisch. Man kommt auf allerlei Rekrutenerinnerungen zu sprechen. Einer erzahlt Wir hatten damals einen Kameraden in der Korporalschaft, sonst ein ganz netter, stiller Kerl, aber wehe, wenn er sich einen angetrunken hatte, dass er kaum aus den Augen sehen konnte, dann hatte er eine Schnauze fürchterlich 1 Dem hat's unser Dnteroffizier besorgt, als er wieder einmal voll" war. Weisst du was du bistschnauzte er ihn an, ein Walfisch biste Kleene Oogen, grosse Schnauze und immer im Tran. Der Unterschied. August kennste den (Jnter- schied zwischen Przemysl und 11 a 1 i e n Nee Nun, wenn du dich übst, kannste Przemysl sagen, ohne auszuspucken. Bei Italien is das ausgeschlos- sen Gut unterrichtet. Die Russen können nur mit einer Hand schiessen erklarte ein Junge. Aber warum denn wurde er gefragt. Ja, mit der anderen mussen sie sich den Kopf kratzen Was sich die Belgier erzahlen. Eine Legende. Ein hoherpreussischer Offizier hatte in einer Schlacht den Tod gefunden. Er war Zeit seines Lebens ein guter, frommer Mann gewesen und kam in den Himmel. Da er nun wusste, dass es mit den deutschen Heeren im Westen nicht vorwarts gehen wollte, so fühlte er die Pflicht in sich, auch hier oben seinem Vaterlande zu dienen; er wollte Gott für die deutsche Sache gewinnen. Nach wiederholten Ver- suchen erwirkte er endlich eine Audienz beim lieben Gott. Als er vor ihm stand, schlug er die Hacken zusammen, Iegte die Hand an den Helm und trug seine Bitte folgendermassen vorLieber Gott, Du weisst, dass Du in Deutschland stets in hohen Ehren gehalten wirdst. Wir haben auch in diesenr Krieg Deinen Beistand erfleht, unser Kaiser hat bei allen Erfolgen Dir die Ehre gegeben, unser Wahlspruch, der auch das Koppelschloss eines jeden Soldaten ziert, war alle Zeit Gott mit uns Nun sei Du auch mit uns und hilf uns Gott aber wiegte nachdenkend das Haupt, dann antwortete er Es tut mir leid, Deiner Bitte nicht entsprechen zu können. Ich bin noch niemals auf der Welt gewesen und habe mich urn ihre Handel nie viel gekümmert und inöchte mich auch jetzt nicht hineinmischen. Aber gehe einmal zu meinem Sohne, der kennt das alles besser, denn er hat 30 Jahre unter Euch gelebt dem magst Du Deinen Wunsch vortragen. Der Offizier kam zum Sohn und bat urn seinen Beistand. Der schien nicht abgeneigt zu sein. Aber sprach er, wie werdet Ihr meine Hilfe lohnen und hatte nun wohl eine Versicherung unwandelbarer, dankbarer Treue erwartet. Der Offizier aber verstand ihn anders und sagteIch bin gewiss, dass Dir mein Kaiser das Eiserne Kreuz verleihen wird. Da wehrte der Herr ab ,r Ich habe schon ein Kreuz getragen, es hat mir viele, bittere Schmerzen gekostet. Das war nur von Holz und nun wollt Ihr mir gar ein eisernes geben... Nein, nein, wende Dich nur einmal an den hl. Geist, vielleicht weiss der Dir Rat. Er ist ja auch schon, in Gestalt einer Taube, auf der Erde gewe sen. Der Offizier kam zum hl. Geist. Der ging auch willfahrig auf seine Bitte ein, doch wollte er zunachst die Frage entschieden haben, auf welcher Front er eingreifen solle, im Westen oder im Osten. Nun meinte der Offi zier, im Osten werden wir mit den Russen schon allein fertig werden, aber im Westen ware uns Deine Hilfe hoch willkommen. Komme also zu unserem Heer nach Flandern Nach Flandern schrie da der hl. Geist auf, nach Flandern, wo ihr allen Tauben den Kopf abgedreht habt Und ich soil mich der gleichen Gefahr aussetzen Nein, Du kannst wirklich nicht verlangen, dass ich nach Flan dern gehe 1 Sprachs und liess den Offizier stehen, der also unverrichteter Sache abziehen musste. s Anfangs Mai ds. J. kam man in Ostende einer Brieftauben- Verbindung nach der feindl Front auf die Spur, die wichtige Nach- richten übermittelte. Daraufhin wurden auf Befehl der Heeresober- leitung alle Tauben im Gebiet der 4. Armee getötet bezw. unter deutsche Aufsicht gestellt.

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Landsturm | 1915 | | pagina 7