Der Prinz von Meiningen.
gutes Wortjzur Einwirkung auf die Herzen frei. Zeitungs-
verteilung und eine Kompagniebibliothek, die frei willige
Spenden aus Nah und Fern auf einen ansehnlichen Stand
brachten, sorgen fiirgeistige Anregung.
Einen guten Platz im Kreise dieser Bestrebungen nimmt
die Kompagniekapelle ein. Zwar bleiben auch ihre Mitglieder
vom Wacht- und Exerzierdienst nicht freizwar war es
nur durch das mit Genehmigung der Vorgesetzten betatigte
Entgegenkommen der 2. Komp. Metz möglich, die nach
Abkommandierung entstandenen Liicken zu füllen; trotzdem
leistet sie alles nur mögliche und lohntdie freiwilligen Opfer,
die Offiziere und Unteroffiziere der Kompagnie und freund-
liche dritte Spender für Neubeschaffung und Reparatur von
Instrumenten und Notenkauf gebracht, in weitem Masse.
Zweimal wöchentlich spielt sie auf dem Marktplatz in
Aalst, einmal in der Woche bei der Schwesterkompagnie in
Denderleeuw, daneben öfters auf entlegenen Stellen der
Kompagnieaufstellung in Lede und Erembodegem. Bei
keinem patriotischen Abend,sei es in Aalst, sei es in Dender
leeuw oder Dendermonde darf sie fehlen, und bei manch'
feierlichem Gottesdienst hat sie zur Erhöhung der kirch-
lichen Feier beigetragen. Dass aus der Mitte der Musikanten
auch Neuschöpfungen wie Metzer Landsturm Marsch
und Marsch 1. IV Metz entstanden und den alten Satz
„inter arma silent musae" Lügen straften,sei nicht vergessen.
So erfüllt die Kapelle erfolgreich Frau Musika's alte Aufgabe
sieerhebt die Gemüterund macht die Herzen frisch und froh.
Verlief so die Aalster Zeit für die Kompagnie in ziem-
lichem Gleichklang, so war sie doch an frohen und ernsten
Erlebnissen nicht arm.
Zu den frohen Erlebnissen dürfen wir in erster Linie
die Siegesmeldungen rechnen, die besonders vom
östlichen Kriegsschauplatz so zahlreich eintrafen. Die atem-
lose Spannung, mit der die Welt und Alldeutschland zumal
dem gigantischen Ringen folgten, beherrschte auch uns und
löste sich bei jeder neuen Siegesmeldung in frohem Aufat-
i men und lautem Jubel aus. Pünktlich fand sich bei jedem
grossen Siege die Kapelle, auf dem Marktplatz ein und gab
Dank und Freude in Choral und Vaterlandslied Ausdruck
der Fall von Warschau wurde mit einem Zapfenstreich ge-
feiert, an dem alle Offiziere, die wachtfreien Mannschaften
samtlicher Aalster Truppenteile und die Eisenbahner
teilnahmen.
Ernster waren die Stunden des Abschieds von so man-
chem guten Kameraden, die zahlreich —Offiziere und Mann
schaften im ersten Kriegsjahre die Kompagnie verliessen.
Besonders eindruksvoll gestaltete sich hier der Abschied
von denen (etwa 60 an der Zahl), die das Vaterland aus dem
Etappendienst in die vorderste Linie rief. Noch einmal ver-
einigte eine frohe kameradschaftliche Feier Scheidende und
Bleibende, dann ging es mit Musik den letzten gemeinsamen
Marsch zum Bahnhof; ein fester Handedruck noch, ein
gutes ernstes Abschiedswort und herzliche Wünsche beglei-
teten den abfahrenden Zug. Manchen, den es so von uns
rief, deckt heute schon die kühle Erde Leutnant Siebert
fiel an der YserUnteroffizier Ihrig, Gefr. Zeppenfeld,
Wehrmanner Frenzel und Schuhmacher fielen in den Argon-
nen andere sind mehr oder minder schwer verwundet.
Ihnen alien, die für das Vaterland und für uns kampften,
litten und starben, bleibt unser dankbares Gedenken. Mit der
Trauer mischt sich in unseren Herzen der Stolz über die
Tapferkeit der Toten wie der Lebenden, der Belgier von
der 1. Kompagnie Metz, wie man sie in der Front nennt. Ihr
Beispiel soil uns vor Augen stehen, wenn auch uns das
Vaterland zu ernsteren Taten ruft.—Nicht im Kampf und doch
fürs Vaterland starb Gefreiter Schmitz, der mit 62 Jahren
als Kriegsfreiwilliger eingetreten trotz schweren Leidens
bis fast zum letzten Augenblick in treuester Pflichterfüllung
aushielt.
Neben ihnen rief noch viele andere der Ruf zu anderer
dienstlicher Verwendung aus unserer Mitte alle vom
Leutnant Kaiser bis zum einfachsten Landsturnimann
sahen wir mit herzlichem Bedauern scheiden und freuten uns
auch bei ihnen sei es beim Abschied, sei es in zahlreichen
spateren Zuschriften Zeichen treuer Anhanglichkeit zu
finden.
So sind wir heute nach einem Jahre nicht mehr alle
dieselben wie bei Kriegsbeginn die einen gingen, die andern
kamen. Neben einem schwachen Drittel Lothringer, stehen
heute Landwehrleute, Landsturmmanner und Ersatzreser-
visten aus Frankfurt, von der preussischen Saar, von West-
falens roter Erde (Siegen), aus dem Barmer Weberland und
aus den oldenburgischen Marschen in unseren Reihen. So
fehlt uns, was anderen Landsturmformationen urn uns eine
gewisse Starke gibt, die gemeinsame gleiche Herkunft und
gleiche Sitte. Und doch beherrscht uns alle ein Geist treuer
Kameradschaft und fester Zusammengehörigkeit. Wie im
grossen deutschen Vaterlande die gemeinsame Not und
gemeinsame Liebe zu Kaiser und Reich alle, wessen Her
kunft, wessen Standes und welcher Richtung sie seien, zu
einem einigen Volk von Brüdern zusammengeschweisst hat,so
stehen im kleinen auch bei uns Lothringer und Westfalen,
Elsasser und Nassauer, Rheinlander und Oldenburger in
guter Freundschaft und opfermutiger Treue zusammen. Und
so soil es bleiben t.
Friedrich, den Prinzen vom Stamme Wettin,
Manner und Knaben, kennt ihr ihn
In euren Herzen baut ihm den Thron,
Dem toten Meininger Fürstensohn
Erfocht fürDeutschland. Wertat das nicht?
Ganz Deutschland wurde ein Heldengedicht.
Er starb für Deutschland. Was Fürst, was Bauer
Wir sind eine graue lebendige Mauer,
Darein der eiserne Hagel fegt
Und wahllos blutige Bresche schlagt.
Und dennoch Prinz Friedrich vom Stamme Wettin
Alle Herzen sollen flammen für ihn
Von seinen Taten will ich euch schweigen.
Einen blutigen Zettel will ich euch zeigen.
Seine Hand tat manchen preiswerten Hieb,
Ich preise das Wort, das sie sterbend schrieb.
Das Wort, das ich von ihm zu kunden weiss,
Macht die Seele liebe- und liederheiss.
Ich weiss nur dies Wort. Doch ist es ein Wort,
Vor dem viel Heldenlorbeer verdorrt
Prinz Friedrich sank sterbend in blutigen Sand.
Die Lippen versagen. Nun spricht die Hand.
Die Finger beben. Die Augen gehen
lm Kreise Will mich denn keiner verstehen
Der Prinz will schreiben. Durchlaucht, hier
Die Schwerthand krampft sich urn Stift und Papier,
Er strafft sich. Und schreibt mit stolzen, stillen
Augen den letzten Heldenwillen.
Blass bis in die Lippen der Adjutant
Sieht auf die zuckende, schreibende Hand.
Ihm ist, als umblühe das Haupt des Wunden
Der Kranz seiner festlichsten Lebensstunden.
Welche Blütegreift aus dem prangenden Strauss
Er sterbend zu Gruss und Andacht heraus