Dies und das. Allerlei Fröhliches "für die I Landsturm=Wachstuben Franzosen kam. Da war des Kaisers Leid mein eigenes. Der Kaiser spricht ein ganz reines Französisch und hatte, wie wir alle, besonders wie wir Leute aus Baden, gehofft, dass man mit Frankreich am ersten zurechtkommen wiirde. Wir hatten, wie alle anderen Nationen, auch die gallische schwer überschatzt. Die Franzosen sind ein Volk, das im Niedergang begriffen ist. Ihre Kriegsführung ist voll der schwersten Entsetzlichkeiten, voll so furchtbarer Gescheh- nisse, dass nur ein Geheimbuch des Krieges sie einmal wiederzugeben vermag. Eine halbe Stunde lang hat mir der Kaiser, innerlich widerstrebend und doch von der Ungeheu- erlichkeit der Dinge mitgerissen, eidlich beschworene Tatsachen aus dem Verhalten französischer Aerzte nicht nur gegen den Feind, sondern auch gegen die eigenen Leute mitgeteilt, die keine Hoffnung auf eine Gesundung mehr übrig lassen. Frankreich ist ein gerichtetes Land. Und die Tranen, die dem Kaiser beim Erzahlen mehr als einmal in die Augen kamen, waren oft auch Tranen der Scham über solche Verkommenheit bei einem immer noch für ritterlich und edel gehaltenen Volk, das der Besessenheit einer fixen Idee zum Opfer gefallen ist. Die zweite, diesmal freudige Uebereinstimmung grossen Stils zwischen dem Kaiser und mir zeigte sich bei Gelegenheit des Gesprachs über den Sinn dieses Krieges. Der Sinn und Zweck, gewollt aus den Hintergründen, ist die Einigung und Lauterung Deutschlands, damit es geschickt werde für seine welthistorische Aufgabe, das Herz Europas zu sein und der Verinnerlichung der europaischen Menschheit vorzuarbeiten. Wir sind alle nicht gut, aber wir haben den Willen zur Güte. Und den Aufrich- tigen lasst es der Herr gelingen. Das waren so die Haupt- gedanken über den Sinn des Krieges. Ein inneres Feuer durchleuchtete das Gesprach, und es war, als ob draussen vor dem Garten helle Kinderstimmen sangen O Deutsch- land hoch in Ehren, du heil'ges Land der Treu. Von sozialen Dingen war die Rede gar nicht. Aber ich habe die feste Zuversicht, dass der Kaiser mit seinem lebhaft suchenden Verstand nach dem Friedensschluss und nach der überwaltigenden Einheit des Volkes in der Verteidigung des Vaterlandes noch einmal die Gelegenheit ergreifen wird, der Einigungskaiser eines sozialen Staates mit all dem Persön- lichkeitsreichtum zu werden, dessen allein Deutschland, das Land der Seelenliebe und das Reich der demokratisch- monarchischen Synthese, fahig ist. Nach all dem Schweren kam Leichtes und Harmloses zur Sprache, und ich durfte aus der Schwarzwaldheimat und von meinem alten Bergasyl, dem Feldberg, erzahlen. Die Baume rauschten in dem sonnigen Garten, die Zeit verging, ich wusste nicht wie, und auf einmal war es ein Uhr und Essenszeit. Die Stunden waren rasch vergangen. Noch ein Handedruck, diesmal fast schmerzhaft herzlich, und dann ging es mit dem Kanzier der fast wahrend des ganzen Gespraches als Zuhörer anwesend war, zurück zum Haus. Unterrichtskurse. Nach einem Befehl des Militar-Gouverneurs der Provinz Luxembourg (Belgien) ist in jedem Landsturmbataillon eine Schulkommission gebildet worden. Jede Kompagnie entsendet einen oder mehrere Ver- treter in die Kommision, diese bezeichnet die Unterrichts kurse und die Lehrer, die sich in jeder Kompagnie reichlich finden. In erster Linie sind aufzunehmen Sprachen (fran zösisch und vlamischiBuchführung Stenographie Lesen, Schreiben, Rechnen vaterlandische Geschichte Land- und Volkswirtschaft. Ein Bataillon, das zu 90 v. H. aus Land- wirten bestand, nahm als Unterrichtsgegenstande auf 1. Landwirtschaftliche Tagebuchführung. 2. Vaterlandische Geschichte und Kriegsgeographie. 3. Land- und Volkswirt schaft (Besprechung von Tagesfragen, wirtschaftliche Mass- nahmen). Die Schulkommission dieses Bataillons setzte sich zusammen aus einem Juristen und drei Lehrern. Lehr- und Lernmittel beschafften ihnen der Dürer-Bund, die Gesell- schaft zur Verbreitung von Volksbildung, die Hamburger Dichter-Gedachtnis-Stiftung. Die Unterrichtskurse sind seit Anfang Marz im Gange und erfreuen sich bei der Mannschaft grosser Beliebtheit. Um einen lückenlosen Unterricht handelt es sich ja nicht aber niitzliche Kenntnisse werden aufge- frischt und erweitert. Der neue russische Kriegsplan. „Wir werden die Deutschen unnachsichtig zwingen, uns nach Sibirien zu folgen, und dort werden sie dann ganz einfach interniert S c h w i e r i g. Das war eine Situation, Kamerad In der einen Hand den Revolver, in der andern den Sabel.... und dabei musste man sich, der giftigen Gase wegen, noch fortwahrend die Nase zuhalten. Ein bayrischer Feldpost brief. Liebe Mut ter Die Sach' ist net so einfach, Bier gibt es auch keins. Mit Gruss Euer Sohn W. Vom Krieg der Nerven. In einem bomben- sicheren Unterstand sitzt einer und lasst sich vom Kame raden rasieren. Bums Ein zentnerschwerer Eisenklotz bricht durch die Decke, bohrt sich in den Boden. Rauch, Sand, Steine, zerbrochene Gerate wirbeln auf. In einer Ecke liegen die beiden Grauen. Langsam erhebt sich der eine, betastet die Erdkruste, die sein Gesicht bedeckt, und sagt Maxe, ick jloobe, Du musst mir nochmal inseifen („Lust. Bh") Leicht abgeholfen. Herr (der eine Extraaus- gabe gekauft hat) Was Nur zweitautend Russen ge- fangen VerkauferKaufen S' mir halt zwei Extrablatter ab, dann haben S' viertausend Wahres Geschichtchen. Sass ich da kürz- lich an einem heissen Abend auf einem Münchner Bierkeller und frug mehr aus Mitgetühl als aus Neugierde meine Bier- hebe, ob denn ihr Schatz auch im Kriege sei. Mei Schatz a ganze Kompagnie von mir steht drauss'n entringt es sich seufzend ihrer Brust. („Jgd.") ALLERLEI MISSVERSTAENDNISSE. Missverstandnisse, die da durch entstanden, dass einer die Worte einer ihm fremden Sprache falsch verstand, haben schon immer Stoff zu fröhlichen Geschichtchen geliefert. Nach Hebeis Schatzkastein rief ein französischer Bauer einem schwedischen Soldaten das SchimpfwortFilou zu, der aber antwortete höflich Halber vieriEr hatte ver standen Wie viel Uhr Bekannter noch ist Fritz Reuters Geschichte Ut de Franzosentid von dem deutschen Mül- ler und dem französischen Offizier, die miteinander um die Wette trinken und dabei französisch reden De Franzos

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Landsturm | 1915 | | pagina 7