Fritz von Ostini. Vom und für den Landsturm. Die Wacht im Westen. Soldatenzug zugejauchzt, Manner und Frauen, die Arme und Schiirzen voll Brot, Wurst und Leckereien, eilen zu den Bahnsteigen hinauf und verteilen ihre Gaben an die Solda ten. Diese sind tief gerührt und beissen herzhaft in das hinein, was sie erwischt haben. Auch viele Geistliche unter ihnen, die gleichfalls einberufen wurden, machen es ebenso. Güterzüge mit Kanonen beladen fahren vorbei und die Soldaten, die dabei die Wache halten, schwingen sieges- gewiss die Arme in die Luft, in anderen Zügen blast die Musik einen feurigen Marsch, mit einem Lied auf den Lippen Ziehen unserejungen dem Schlachtfelde zu. Eine endlose Reihe von Autos, die den Traindienst bei der Armee versehen, fahrt durch die Stadt. Auch hier kommt es zu rührenden Auftritten. Die Wagen mussen halten und die Bewohner werfen hinein, was sie gerade zur Hand haben Butterbrote, Honigkuchen, Wiirste, Früchte und Cigarren. Selbst halbe Schinken werden gespendet, die Gastwirte bringen Flaschen und Kannen voll Bier und alte Frauen mit bebender Hand wenigstens ein Glaschen. Die Soldaten, die durch soviel Liebe und Wohltatigkeit froh überrascht sind, schwenken ihre Miitzen und jubeln wie Kinder. Die Abendausgaben der Zeitungen sind gefüllt von den ersten Kampfen, die vor Lüttich geschlagen worden sind. Unser Heer streitet heldenmiitig. In den Arbeitervierteln muss einer die Nachrichten vorlesen, die Umstehenden lauschen atemlos zu. Viele junge Madchen aber gehen wei- nend, einen Zipfel ihrer Schürze vor Augen haltend, in ban- gem Weh nach Hause. 6. A ii g ust. Ueberall erscheint die vaterlandische Flag- ge an den Hausern, im Knopfloch triigt jeder das dreifarbene Band. Alle verbindet ein Gefühl von Briiderlichkeit und der Gemeinschaft mit den Helden auf dem Schlachtfeld. Aus allen Gegenden stromen Freiwillige herbei. Auf dem Rathaus hat man seine Not, urn alle Fragesteller zufrieden zu stellen. Man wirbt auch Freiwillige für die Biirgerwehr an. Die Eisenbahnen und die Stadteingange werden mit zunehmender Strenge bewacht gegen einen etwaigen Anschlag von deutschen Spionen, von denen unser Land wimmelt. In der Volksseele sieht man den Hass und die Feindschaft gegen alles was deutsch ist, wachsen.Es hangt etwas drohend in der Luft. (Schluss folgt). Duren kommen sie nicht Wie Brandungstosen an Klippen, bricht Sich ihres Ansturms schaumende Wut An unserer herrlichen Brüder Mut Ob 's tost und donnert wie Weltgericht Durch kommen sie nicht Und wie sie auch keuchend stürmen zum Wall, Sie bringen ihn nimmer und nimmer zu Fall, Deun was ihn gekittet, ist heilige Not, Und was ihn gefügt, ist so stark wie der Tod Und ob in grausenvollen Gewittern, Dass die Erde bebt und die Felsen zittern, Granatenhagel vom Himmel fallt, Die Wacht im Westen sie halt, sie halt Mit eiserner Ruhe im Angesicht Durch kommen sie nicht Belobigungen. 1. Der Gendarmeriepatrouille der 2. Comp. Landst. Inf. Batl. II Altona, bestehend aus dem Unter- offizier Meyer 11, den Gefreiten Bohn und G I o m p, ist in der Nacht vom 13 14. August in Bienne lez Happart gelungen, von i Wilddieben, die zum Teil bewaffnet wiren und zuerst Widerstand zu leisten versuchten, dann aber die Flucht ergriffen, 4 festzunehmen. Ein fuenfter Wilddieb wurde auf der Flucht erschossen 2. Eine Polizeipatrouille der 1. Comp. Landst. Inf. Batl. Dresden II (Unteroffizier Tzschaschel und Landsturmmann B e r n e r) haben am 15. Septbr. in Overyssche durch besonders tatkraeftiges, umsichtiges und unerschrockenes Handeln den Brand eines Hauses geloescht und dadurch ein Umsichgreifen des Feuers verhuetet. 3. Am 22. Septbr. abends bemerkten der Wachthabende der Nethebrueckenwache bei Antwerpen, Unteroffizier B e i c h e 1 und die Streckenpatrouille der Wache, Landsturmmann B o 1 z und Wehrmann Braun von der 1. Comp. Landst. Batl. Bruchsal, dass bei einem vorueberfahrenden Schnellzug zwischen dem Kohlenwagen und dem ersten Wagen die Kimpelung riss, so dass der Rest des Zuges auf freier Strecke stehen blieb. Die Streckenpatrouille ging sofort in richtiger Erkenntnis der Sach- lage den Bahnkoerper entlang und brachte einen auf demselben Gleise herankommenden Militaertransport so rechtzeitig durch Zurufe und Schwenken ihrer Lampen zum Halten, dass ein Zusammenstoss verhuetet wurde. 4. Die Landsturmleute Hartmueller und Knell der 4. Comp. Landst. Inf. Batl. Worms haben in der Nacht vom 29./30. August als Doppelposten der Feldwache Van les Rosiéres durch geschicktes und energisches Benehmen zwei russische Soldaten, die aus dem Gefangenenlager Morbach bei Trier entwichen waren, festgenommen. lm Militaer-Verordnungsblattvom 9. Oktober wird den oben genannten Landsturmleuten fuer ihr Verhalten vom Ge neral Gouverneur das volle Lob ausgesprochen. Anerkennung. Der Etappen-Inspektor der 4. Armee, Exellenz von Unger, spricht durch den Etappen Tagesbefehl vom 30. Septbr. dem Unteroffizier Hornstein sowie dem Wachtha- benden und den Mannschaften der Brueckenwache in Nevele (bei Deynze), saemtlich vom Landsturm Batl. Hall seine beson- dere Anerkennung aus, weil sie durch ihre Aufmerksamkeit und schnelles Zugreifen es ermoeglichten, die Insassen (2 engl. j Offiziere) eines feindlichen Flugzeuges, das wegen Mangel an Benzin landen musste, sogleich nach dem Landen gefangen zu i nehmen. Den Unteroffizieren und Mannschaften wurde eine j Geldbelohnung zugebilligt. Durch Etappenbefehl 12 10. wird dem Landsturmmann Heerlei n der 4. Comp. Landst. Batl. Hersfeld fuer sein umsichtiges und energisches Handeln bei der Flucht eines von ihm festgenommenen Belgiers am 11/10. die besondere Anerke- nung des Herrn Etapneninspektors ausgesprochen. i Vom Adieu-Sagen. Ein Kamerad, der in der Heimat auf Urlaub gewesen war, erzaehlte mir, dass man in Deutschland auf dem besten Wege sei, das franzoesische Adieu mit Stumpf und Stiel auszurotten. Er habe so nach alter Gewohn- heit sein Adieu weitergesprochen, sei aber ueberall ver- wunderten Blieken begegnet und in den meisten Geschaeften habe man ihm in nachdruecklicher Betonung ein Leben Sie wohl Guten Tag" oder Auf Wiedersehn nachgerufen. Wer sollte sich nicht darueber freuen Wir wollen durchaus nicht alle Fremdwoerter aus unserer Sprache entfernt wissen denn manche sind unentbehrlich geworden. Aber bei einem Gruss wollen wir deutsch e Woerter gebrauchen. Denk einmal darueber nach, lieber Landsturmkamerad Du gehst von Weib und Kindern fort und als letztes Wort rufst Du ihnen ein Adieu zu. Vielleicht kehrt Du niemals wieder, vielleicht muessen die Deinen lange, lange auf Deine Heimkehr ■iBHBRiaiiiiiMflaaiiiaiiiiiiiBaiiiiHiaiBBiaaiiaBBKiiES2saiiiaB •laiaRiaiaaBiiaaiBBaaaBssaiaQSEEaBaBBBBBBBBBBRiBBaaaaaaflBiaaB I

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Landsturm | 1915 | | pagina 4