Verordnungen und Bekanntmachungen ftir die besetzten Gebiete. Plaudereien aus Belgien. warten das letzte Wort des Gatten und Vaters, das ihnen (die sich oft an die letzten Augenblicke des Zusaminenseins erinnern) in den Ohren klingt, ist ein franzoesisches, von dem sie nicht einmal genau wissen, was es bedeutet Und dabei, lieber Kamerad, zogst Du aus zum Kampf fuer deutsche Art und Sitte Es geht wirkiich nicht. Deutsch gemeinter Gruss will deutsche Worte. Noch eins. Du bist hier im fremden Lande. Willst Du mit Deinem Fremdwort beschaemt vor jedem Vlamen stehn, der nicht wie die Franzoeslinge auf seinem Boden bon jour oder au revoir sondern stets gut vlamisch-deutsch „goeden dag" und tot wederziens (auf Wiedersehn) sagt Also fort mit dem franzoesischen Adieu Fuer den Gruss des deutschen Mannes deutsche Worte. Vorsicht beim Kauf von Spitzen und Altertuemern. Die Etappen-Inspektion teilt folgende vom A. O. K. erlassene Warnung mit Aus einer ganzen Anzahl von Vorgaengen ist klar erkennbar, dass unsere Soldalen von den belgischen Spitzen und Alter- tumshaendlern in ganz unerhoerter Weise betrogen werden. Die Spitzenhaendler haben infolge der starken Nachfrage und der gaenzlichen Unkenntnis der deutschen Kaeufer ueber den Wert der Spitzen den Preis um das fuenf- bis achtfache gegen sonstige Zeiten heraufgesetzt. Die Altertumshaendler verkaufen ueber- haupt fast nur fabrikmaessig nachgemachte Waren zu Schwin- delpreisen, die das hundert- bis fuenfhundertfache des wirklichen Wertes bedeuten. Ab und zu mag sich allerdings in diesem Lande Gelegenheit finden, einen alten Kunstgegenstand zu erwerben. Es wird aber geraten, beim Ankauf solcher wirklichen Altertuemer den sachverstaendigen Rat wissenschaftlich gebildeter Maenner einzuholen. Hierzu steht bei der Etappen-Inspektion, speziell zur Begutachtung von Spitzen der Ersatzreservist Brueck, kommandiert zur Postpruefungsstelle und bei der Etappenkom- mandantur Dendermonde der Unteroffizier Hoff zur Verfuegung. Ungluecksfaelle. lm Gebiet des General-Gouver- nements sind im Bahnschutzdienst der Landsturmtruppen im September acht Ungluecksfaelle vorgekommen, die zum Teil toedlich verlaufen sind, in allen Faellen aber zu schweren Ver- letzungen gefuehrt haben. Leider sind diese Unfaelle nicht ohne Schuld der Beteiligten hervorgerufen worden, deshalb weist der General-Gouverneur mit aller Schaerfe auf die genaue Beachtung seiner Unfallverhuetungsvorschriften sowie auf die Dienstan- weisung fuer Bahnschutztruppen hin. Eine Kundgebung des Generalgouver- neurs. Eine Reihe Spionagefalle, die mehrere Verurteilun- gen zum Tode zur Folge haften, schwere Verfehlungen von Belgiern gegen Massnahmen der deutschen Behörden, ge heime Umtriebe und Wühlereien mancherlei Art, die in be- sonders starkem Masse in letzter Zeit vor Beginn der grossen französisch-englischen Offensive zu bemerken und samtlich darauf gerichtet waren, der deutschen Heeresmacht Nach- teile zuzufügen, haben die deutschen Militarbehörden wie- derholt veranlasst, mit den scharfsten Strafen gegen alle Widerspenstigen und Störer der öffentlichen Ordnung einzu- •schreiten. Mit eindringlichen Mahnworten wendet sich der Generalgouverneur an die belgische Bevölkerung und vor .allem an alle diejenigen, die durch eitle Hoffnungen verleitet, immer wieder versuchen. der deutschen Verwaltung Schwie- ligkeiten zu bereiten und die deutschen Interessen zu scha- digen. Er weist darauf hin, dass die lange angekündigte Offensive der Verbündeten trotz 70 stündigen Eisenhagels um nichts ihrem Ziele naher gekommen ist, ihnen selbst aber ungeheuere Verluste gebracht hat. Angesichts dieser Tat- sache fordert er die Bevölkerung auf, aus dieser ihrer letzten Enttauschung die Lehre zu Ziehen und nicht immer wieder Nachrichten Gehör zu schenken, die der nachste Tag Lügen strafen muss. Forst- und Wilddiebstahl. Die stete Zu- nahme der Forst- und Wilddiebstahle in allen Teilen des Etappengebiets beweisen, dass die belgischen Gerichte .und Polizeiorgane nicht im stande sind, dem Uebelstande hin- reichend zu steuern, deshalb werden nach einer Verordnung der Etappen-Inspektion diese Vergehen jetzt nach den be- stehenden gesetzlichen Bestimmungen durch die deutschen Militargerichte abgeurteilt. Deutsche Zeit. Da die im November 1914 ver- fügte Anwendung der deutschen (mittel-europaischen) Zeit nicht genügend befolgt worden ist, wird für das Etappen- gebiet nunmehr angeordnet, dass alle öffentlichen Uhren diese Zeit anzeigen müssen. Unter öffentlichen Uhren sind nicht nur die Turnt- und Strassenuhren, sondern auch alle in solchen Raumen befindliche Uhren zu verstehen, die dem allgemeinen Verkehr dienen, also z. B. auch in den Laden und Wirtschaften. Zuwiderhandlungen sollen mit Geldbusse bis zu 1000 M oder Haft bis zu 6 Wochen bestraft werden. 1. Eine schwierige Frage. Für wen ist der Bürgersteig da Diese Frage ist für eine belgische Mittel- und Kleinstadt recht schwierig zu beantwor- ten. Mit einiger Sicherheit kann man wohl feststellen, dass er n i c h t für den Wagenverkehr bestimmt ist, aber folgere da- rum niemand hieraus, dass er also dem Fussgangerverkehre diene. Wenigstens würde er bei vielen Hausbesitzern auf energischen Widerspruch stossen, sie nehnten ihren Anted am Steige für sich in Anspruch. Da sitzen die Frauen und Madchen in der Runde, ant Morgen werden Kartoffeln ge- schalt, Gemüse bereitet u. s. w. und am Nachmittag kann man hier so schön flicken, stopfen, hackeln und nebenbei noch die Faden der Unterhaltung nach allen Richtungen in die Nachbarschaft hinaus spinnen. Wer ein Geschaft hat, betrachtet oft den Bürgersteig als eine willkommene Ver- grösserung seines Ladens, und wer kein Geschaft hat, der hat doch wohl ein paar Obstbaume oder etwas überflüssiges Gemüseein Tisch ist schliesslich auch noch vorhanden. Hinaus damit vor die Türe und der Geschaftsinhaber ist fertig. Dass das alles dem Fussgangerverkehr auf den Stei- gen dienlich ist, wage ich nicht zu behaupten. Nun aber wird man mir sagen Es gibt doch gewisse Zeiten, wo keine Frauen vor der Tür sitzen, es gibt sicher gewisse Strecken, wo auch Geschafte den Bürgersteig nicht benutzen und wo Leute wohnen, die kein Obst verkaufen. Gewiss, aber ich erwidereEs gibt in Belgien wenig Leute, die nicht Karten spielen können. Und wo spielt man am besten Karten Nun auf dem Bürgersteig. Da hat man frische Luft und ist behördlich geschützt gegen Radier und Wagen. Der Spielarten sind viele sitzend, kniend, liegend, mit einem Tisch, einer Kiste, einer Fussbank oder schliesslich mit nichts als dem Bürgersteig. Kinder spielen auch. Wen wundert das noch in Belgien Lesen können sie sicher nicht, aber die Karten kennen sie ganz genau. Geliebter Leser, du wirst nun wohl allmahlich eingesehen haben, dass sich der, der es sich törichter Weise in den Kopf gesetzt hat, dem Bürgersteig zu folgen, nur in Schlangenlinien vorwarts p

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Landsturm | 1915 | | pagina 5