Dies und das. STRASSENBILD bewegen kann. Er muss schon, ob er will oder nicht, den Fahrdamm recht erheblich mitbenutzen. Ich wiirde ihm nun raten, überhaupt auf der Strasse zu bleiben. Und zwar aus folgender Erwiigung. Sieh, ein ganz langes Stück Bürger- steig ohne jedwedes Hindernis liegt vor dir. Dass darauf im Sonnenschein, mit dem Riicken an die Hausmauer gelehnt, eine Reihe von Mannern sitzen, stort dich nicht, denn ihre behaglich vorgestreckten Beine lassen noch bis zum Bordrand gut ein halbes Meter fiir die Vorüberge- henden frei. (Denke aber keiner beileibe, dass dieser Raum aus besonderer Rücksichtsnahme freigelassen worden ist. Wenn der Steig ein halbes Meter schmaler oder die Beine der ehrenwerten Sonnenbrüder um ebensoviel langer waren, wiirde halt nichts frei bleiben.) Dieses halbe Meter Biirgersteig wiirde gewiss fiir dich geniigen, aber ich rate dir doch als Freund, bleibe lieber auf der Strasse. Denn die schmale Enge steht unter einem zielsicheren Streufeuer. Die Manner rauchen namlich, und wenn du rauchst, musst du spucken. Jeder Zug, ein Spuck. Das ist doch etwas ganz Natiirliches, wie etwa das Atemholen. Nun kannst du aber wirklich nicht verlangen, dass sich diese Braven auf ihre reinlichen Hosen spucken sollen. So spucken sie dariiber hinaus und dariiber hinausliegt eben das halbe Meter Biirgersteig. Als Junge habe ich immer einen Kameraden beneidet, der von der Weserbrücke herunter mit tödlicher Sicherheit in das schwarze Schornsteinrohr der unter uns herfahrenden Dampfschiffe traf aber das war ein Waisen- knabe gegen diese Künstler Setze du dich einmal so hin und spucke abgesehen von dem fürchterlichen, dilettantischen Gekrachzle und Geschmatzle, was du dabei machst, wirstdu dich, wenn du weit kommst, auf die Kniee spucken dann wirst du erst die Fertigkeit dieser Leute bewundern. Keine körperliche Anstrengung, keine Bewegung des Kopfes, ein feiner schnalzender Ton, in weiter, elegan ter Kurve zieht das Geschoss seinen Weg und in melodiösem IN FLANDERN. F. Breest (im Felde).. Aufschlag trifft es genau dorthin, wohin es treffen sollte, namlich auf den Streifen Bürgersteig zu ihren Fiissen. Zwar werden sie, dessen bin ich sicher, keinem voriibergehenden deutschen Soldaten auf die Sfiefel spucken, dafur sprechen neben der sprichwörtlich gewordenen Höflichkeit dieser Leute noch andere gewichtige Gründe mit, aber du willst vielleicht gerade zum Mittagessen und ich möchte dir den Appetit nicht verderben gehe doch lieber auf die Strasse. Bis du dann plötzlich in einem wilderregten Mannerhaufen stehst, und dich schleunigst wieder zur Seite drücken musst. Du dürftest deine Augen auch ein bisschen offener halten. Hast du denn nicht die breiten Kalkstriche, die über den ganzen Fahrdamm gehen, gesehen Die zeigen doch deut- lich genug an, dass hier Ball gespielt wird. Das ist eine schone gesunde Sache, und wenn man dafür die ganze Strassenbreite auf 50-100 m Lange nötig hat, so dient das einem guten Zwecke und dagegen ist wohl nichts einzu- wenden. Wenn Du deshalb den kleinen Umweg über ein paar Nebenstrassen scheust, so drücke dich halt an den Hausern entlang. Man kann doch deinetwegen das Spiel, das gerade im besten Betriebe ist, nicht einstellen Das gilt natürlich für die Civilisten, bei dem deutschen Soldaten hat es sich mützlich erwiesen, etwas Rücksicht zu nehmen. Wem gehort der Fahrdamm, wem gehort der Bür gersteig in Belgien Land und Volk geben uns so viele Fragen auf, die man nicht beantworten kann, dass es wirklich auf eine nicht ankommt. h Belgisches-Alizubelgisches Das alte Lied. Die Stadt Lier (bei Antwerpen) war jüngst in vollem Aufruhr. Die stadtische Behörde hatte namlich von den Deutschen den Befehl erhalten, für die.- r&iTf

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Landsturm | 1915 | | pagina 6