Nr. 11
ll.Novemb. 1915
Ostpreussisch.
Die Bildungszentrale in Briissel.
Schriftltg Gefr. W. NEUHAUS, i. Comp. Ldst. Bad. Hersfelcl z. Zt. Aalst (Belgien)
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AALST (Belgien).
Ein Meldereiter, am Helm die Hand
Herr General der Feind im Land
Tausende von Kosaken 1
Die Dörfer brennen, die Stadte lohn
Der General winkt ab. Schon gut, mein Sohn,
Und steht mit steifem Nacken.
Kein Muske! spielt in dem Erzgesicht.
Nur ein paar Tausend Das lohnt sich nicht.
Ein Meldereiter in blutigem Hemd,
Sein Ackergaul keuchend die Beine stemmt
Ostpreussens Biirger und Bauern
Auf der Flucht, und der Feind hunderttausend rund
Starr steht der General. Nur urn Aug und Mund
Ein leises, lachendes Lauern.
Gewehr bei Fuss. Es bleibt beim Verzicht.
Hunderttausend die geniigen mir nicht.
Ein Meldereiter So reitet der Tod.
Ostpreussens Himmel wie Blut so rot
Heraus Was bringst du dem Heere
Eine Sintflut Russen eine Viertelmillion
In den Sattel schwang sich der Führer schon
Und donnertAn die Gewehre
Kinder, nun hab ich die Ratzen zu Hauf
Nun lohnt es, nun schmettert die Tatzen drauf
Ein Meldereiter auf schweissendem Tier
Durch Deutschlands Fluren ins Hauptquartier.
Wild schwingt er die Siegesreiser.
Meldung aus Ostpreussen Schnell sie besagt
Eine Viertelmillion Russen zum Teufel gejagt
„Das lohnt sich lachte der Kaiser.
Und der Reiter, mit letzter Atemqual
Majestat ganz die Meinung— vom Herrn General
Rudolf Herzog-Rheinbreitbach.
Im Juli war es, da hatte in einem Orte Westflanderns
ein Koncert stattgefunden, das von hervorragenden Kiinst-
lern der Königl. Theater von Berlin, Dresden, Miinchen und
Stuttgart als eine geistige Liebesgabe unseren Feldgrauen
da vorne dargeboten wurde. Nach dem Koncert hatte der
Chef des Armee-Oberkommandos, das in diesem Orte seinen
Sitz hat, die Künstlerschar zu sich eingeladen und da fiel
an der Tafel das Wort, mit dem ich diesen kleinen Aufsatz
einleiten möchte Was alles haben unsere Gegner uns in
diesem Kriege nicht schon nachgemacht Das aber, was sie
uns nicht nachmachen werden und nachmachen können, ist
unsere Bildungszentrale in Brüssel Wohl haben auch
sicher unsere Feinde hier im Westen bei diesem Iangmona-
tigen Stellungskriege, der ja schon so manche bisher in
einem Kriege fiïrunmöglich gehaltene Erscheinuug zeitigte,
ihren Truppen auch musikalisch-theatralische Darbietungen
geboten (wir lasen wenigstens von gelegentlichen französi-
schen Variété-Vorfiihrungen, Koncerten, englischen Theater-
vorstellungen u. s. w.), aber das, was die Bildungszentrale in
Briissel unseren Soldaten in den besetzten Gebieten bringen
will, ist doch anderer Art. Hier haben wir eine feste, wohl-
durchdachte Organisation, die planmassig alle, die danach
verlangt, versorgen möchte mit dem Besten, was deutscher
Geist unddeutsche Kunst hervorgebracht haben.Und uns alle
verlangt danach von der Front bis ins General-Gouverne-
ment hinein, denn der Deutsche lebt nun einmal nie und
nirgends von Brot allein. Wieviel tiefer aber dringt nun auch
alles Geistige in unsere Seele. Die Stimme unserer grossen
Denker und Dichter findet in ihr, die gelautert und stiller
geworden ist durch den furchtbaren Ernst der Zeit, die vor
allen Dingen auch deutscher geworden ist in des Vater-
landes Not, einen ganz anderen Resonanzboden als sonst.
Umso verdienstvoller wird die Tatigkeit unserer Bildungs-
centrale werden, umso ernsthafter wird sie bestrebt sein,
den lange Entbehrenden nun auch wirklich das Bestmög-
liche an künstlerischen Genüssen und geistiger Nahrung
zu bieten.
Die Bildungszentrale hat ihr Heim dem General-Gou-
vernement (Palais de la Nation) gegeniiber in einem kleinen
Gebaude, das zum Parktheater gehort, aufgeschlagen. Sie
hat ihre Tatigkeit nach dreierlei Richtungen hin aufgenom-
men 1. Versorgung der Truppen mit Lesestoff. 2. Veran-
staltung von Theateraufführungen, Konzerten u. s. w.
3. Veranstaltung von Lichtbilder-Vortragen. Die erste und
zweite Abteilung steht unter Leitung des Herrn Dr. Jaschke,
Direktors der stiidtischen Bücher- und Lesehalle in Diissel-
dorf, die dritte ist Herrn Th. H. Jansen, von der Gesell-
schaft zur Verbreitung von Volksbildung, unterstellt. Sie
will die Veranstaltung von Vortragsabenden in den Kom
pagnien und Kasernen durch leihweise Hergabe vollstandi-
ger Lichtbilder-Einrichtungen erleichtern und verschönern.
Eine reiche Auswahl von Lichtbilderreihen steht bereits
zur Verfügung, zu denen erforderlichenfalls ein ausgear-
beiteter Begleittext geliefert werden kann. Der erste Licht-
bildervortrag fand am 14. Juli im Hauptquartier des General-
gouverneurs in Belgien, Exzellenz von Bissing, auf Schloss
Trois Fontaines statt.
Besonders schwierig, aber auch besonders dankbar ist