Dieser erste grosse Erfolg unserer Waffen ist vielfach
besungen worden, aber der Pater Ansgar Pöllmann hat doch
wohl mit der Jungfer Lüttich den Vogel abgeschossen.
Aber die Jungfer straubt sich, sie hat einen anderen
Buhlen, den Franzmann, lieber zum Ehgemahl. Aber Herr
von Emmich lasst nicht mit sich spassen, er dringt gewalt-
sam in ihr Haus ein, in wildem Brande lodern die Fackeln,
rote Rosen blühen der Held feiert Hochzeit.
Auch dem Sieger von St. Quentin, General von Kluck,
hat Haus Brennert sein Lied gedichtet mit dem Kehrreim
Recht volkstümlich ist ebenfalls Franz Kaibels Lied von
den drei Prinzen
Selbstverstandiich wird auch oft der feindlichen Heer-
ftihrer gedacht, ob aber das neue Kutsche-Lied von Paul
Warnke
die Volkstümlichkeit des alten erreichen wird, darf man
wohl bezweifeln.
Einzelne Regimenter und die verschiedenen deutschen
Volksstamme haben neue Lieder erhalten, und vor allem ist
verdientermassen die draufgangerische Tapferkeit der
Bayern besungen worden.
Am besten aber hat mir der Bayerische Infanteriege-
sangl, den G. Queri von den 4. Bayern dichtete, getallen,
ich gebe ihn hier wieder.
Wie schon im Frieden, so haben auch jetzt die verschie
denen Waffengattungen ihre Dichter gefunden,so die Flieger,
deren Taten ein stolzes Ruhmesblatt in der Geschichte
dieses Weltkrieges bilden werden.
Dass die neuen Errungenschaften des Krieges z. B. die
dicke Berta und die Gulaschkanone verdiente Wiirdigung
finden, sei nur noch erwahnt, aber auch die Mundharmonika
(Schnutenorgel) und die Ziehharmonika, die unsere Soldaten
so treu bis in die Schützengraben begleiteten und ergötzten,
sind nicht vergessen.
Von einem kennen wir den Verfasser nicht und wissen
nur, dass es im Schützengraben bei Roye niedergeschrieben
worden ist. Ein Wiegenlied ist es.
Dahin gehort auch sicher das Oesterreichische Rei-
terlied das todesahnungvoll der Leutnant Dr. H. Zucker-
mann dichtete. Er sollte es nicht mehr erleben, was er als
seines Lebens höchsten Wunsch aussprach, Oesterreichs
Fahnen über Belgrads Zinnen wehen zu sehen. Das kleine
Und das war der Herr von Emniich,
Dieser sprach Die Festung nehm ich.
Jungfer mach die Laden auf.
Heissgeliebte Jungfer Lüttich,
Lass mich ein zu dir, ich bitt dich,
Hochzeitsgaste warten drauf.
Herr von Emmich mag nicht spassen,
Tat sie um die Taille fassen
Fraulein Lüttich schrie vor Lust
Und sie hat sich ihm ergeben
In dem Jahr, in dem wir leben,
An dem siebenten August.
Da sprach der General Herr von Kluck Kluck 1 Kluck
Nu, Kinder rasch noch mal einen Schluck, Schluck, Schluck
Da ist ein Kerl da ist ein Mensch,
Der wird verhaun, das ist der French
Kartoffelsupp Und Schneddrengdeng
Viktoria bei Saint Quentin
Es reiten drei Prinzen nach Frankreieh durch
Vom Elsass, von Belgien, von Luxemburg
Sie reiten daher wie der Würbelwind,
Hei wie die Franzosen geloffen sind
Der erste, das ist der Herr Wittetsbach,
Herr Hohenzollern folgt gleich danach,
Der dritte das ist Herr Alberecht
Von Württemberg, der haut nicht schlecht.
Was kraucht dort in dem Busch, o weh
Ich glaub', das ist Poincaré
He, he Da ist auch Nikolaus
Drauf, Kameraden 1 Jagt ihn raus
Lnd der bayrischeLeu und das ist nicht neu,
Omongdiö Sakerdiblö
Hat mordssakrische Pranken
Und ein kerng'sund's Gebiss
Ja, die lausigten Welschfranken.
Die wissen's schon g'wiss 1
(Willy Rath).
Tuts mir den Fahner schwenken
Auf rundum Gloria
Zur Rechten und zur Denken
Tuts mir den Fahner schwenken,
Der Sieg, und der ist da.
Wir habens zugehauen
Als wie die alten Schmied,
Viel Tote tat mans schauen
So hams mir zugehauen,
Und ist noch keiner müd.
1st noch in einem Graben
Ein Wulewuh darin
Wir müssens alle haben,
Wenn noch in einem Graben
Die roten Hosen sin.
Dann tuts den F"ahner schwenken
Auf rundum Gloria
Zur Rechten und zur Denken
Tuts mir den Fahner schwenken,
Der Sieg, und der ist da
Gar viele Vögel durchschwirren die Weite,
In langsamen Zuge,
In raschestem Fluge
Doch weichen alle scheublickend zur Seite,
Denn einer gebeuts
Der mit dem Eisernen Kreuz
Dreifarb'ge Geier Die wollen ihn jagen 1
Sie kommen in Haufen
Zu grimmigem Raufen
Der Adler weiss mit den Fangen zuschlagen,
Sein Schnabel, der hackt
Drum wehe dem, den er packt
(Aus Der Kreuzadler
von Franz Kaibel).
Ha'n wir tags von früh bis spate
Unsern Feind geneckt,
Ha'n wirunsre Kochgerate
Sauber abgeleckt,
Ha'n zur Seit gestellt die Knarre,
Dehnen unsre Glieder faul.
Labtdie Liebes Kriegs-Zigarre
Unser unrasiertes Maul
Ach wielieblich singt sich's da
Zu der Ziehharmonika
(Gustav Hochstetter).
Das Schönste aber, was uns bisher an Kriegslyrik ge-
schenkt worden ist, sind ein paar schlichte Lieder, die in
einem glücklichen Augenblick geboren, den vollen tiefen
Seelenklang des Dichters in weichen voiksliedhaften
Akkórden ausströmen.
.Slap, min Kind
De Nacht, de kümmt.
De Wind speejt in dat Bladermeer
Un singt ein Wegenleed di vör.
Slap, min Kind.
Slap, min Kind,
In Storm un Wind
Dort steiht din Va3ïïgr qg de Wacht,
In Frankriek woll to spater Nacht
Slap, min Kind.
Slap, min Kind,
Un bed geschwind,
Dat uns Herrgott in de Nacht
Ok mver dinen Vadder wacht.
Slap, min Kind.