j Vom und für den Landsturm.
wird sprechen. Wir kriegen Watte für die Ohren und einige
Weisungen, wie wir uns zu verhalten haben. Sechs Mann
schieben einen enormen Zuckerhut heran. Ein paar Leute
winden, es sind nicht die berühmten Ingenieure im Gehrock
es sind ganz gewöhnliche Kanoniere.
Sie winden, wo, ist geheim.
Man hort einen dumpten Schall, aha, das Geschoss ist
in der Lafette. Und was für ein Lafettchen Dann hört man
von irgendwo aus einem Unterstand das durchgegebene
Kommando des Telephonisten. Eine fünfstellige Zahl, die ich
natürlich nicht nenne Schuss. Dieselbe fünfstellige Zahl,
die ich auch jetzt nicht nenne, klingt aus dem Panzerkasten
zurück. Und jetzt, gleich kommt der Moment, von dem
Millionen Menschen gehort, gesprochen, geschrieben, ge-
fabelt, gefaselt haben. Donnerwetter, aber ich habe doch
etwas Herzklopfen.
Aus einem Seitenloch der Panzerung winkt ein Taschen-
tuch, so wie aus einem Zug, der aus dem Bahnhof fahrt.
Aber wir wissen, was das bedeutet, haben gerade noch
Zeit, uns die Ohren zuzuhalten (den Mund halten wir schon
von Erstaunen die ganze Zeit auf) und Krach. Na ja,
Krach, das schreibt sich so hin. Stellen Sie sich vor, eine
schwere eiserne Tür fallt aus dem vierten Stock auf die
Strasse 5 Zentimeter neben Sie. So ungefahr. Wir halten
immer noch die Hande an die Ohren und starren in die Höhe,
wie man uns gewiesen hat. Wir haben sicherlich in dem
Moment einen ganz blödsinnigen Gesichtsausdruck, aber
was macht das geniessen wir doch den Anblick des in den
Aether sausenden Geschosses, das singend die Luft durch-
schneidet, immer leiser, ein Punkt am Himmel fort ist
es gute Reise Wir atmen auf. Eine lange Minute geht
vorüber, da erklingt das Sausen wieder, zuerst ganz leise,
lauter, immer lauter, singend, brummend, heulend. Jetzt
kommt er drüben "an der Brummer aus unmenschlicher
Höhe. Die Kartusche kommt an der Seite heraus und ver-
schwindet in einem sauberen Körbchen, das 2 Mann fort-
tragen, die leere Kartusche 2 Mann Ja, und noch viele
Körbe hat die dicke Berta zu vergeben.
Nach fünf Minuten schon verschwindet ein neuer Zuk-
kerhut in der Höllenmaschine. Wieder wird gewunden, alles
genau wie vorher, das Kommando kommt Zwei mehr
genau wie bei unsern Haubitzen. Teufel nochmal, ich muss
doch lacheln, wenn ich an die kleinen Dingerchen denke.
Und wieder brüllt der Feuerschlund. Die Baume biegen sich
auseinander, der vorderste ist ganz versenkt, bis zu uns
schlagt die Warme, die Warme des Körpers der dicken Berta.
Da lugt aus einem Guckloch der Kopf eines Offiziers. Wir
liegen drin.
Verflucht nochmal, ich glaub eher. die Russen liegen
drin. Das Ding ging mitten rein in Fort II von Kowno.
Besuch der belgischen Kirchen. Die
gotischen Dome Belgiens ziehen unsere Soldaten zu tausen-
Nfen an und auch wir mochten den Kameraden, denen sich
dazu Gelegenheit bietet, dringend den Besuch dieser wun-
derbaren Bauwerke empfehlen. Dass dabei auf die Heilig-
keit des Ortes gebührende Rücksicht genommen wird, ist
für den deutschen Soldaten etwas Selbstverstandliches, und
allgemein wird auch das würdevolle Benehmen deutscher
Heeresangehöriger anerkannt. Aber Ausnahmen gibt es auch
hier. Es soil vor gekommen sein, dass Gotteshauser mit
brennender Zigarre oder in Begleitung eines Hundes betre
ten worden sind. Der Herr General-Gouverneur spricht
deshalb in einer Verfügung vom 23. October die Erwartung
aus, dass in den Kirchen unter allen Umstanden eine ange-
messene Haltung beobachtet wird. Solange ein Geistlicher
am Hauptaltar amtiert, ist das Umhergehen in der Kirche
verboten ebenso ist das Betreten einer Seitenkapelle, an de
ren Altar ein Geistlicher amtiert, unstatthaft.
Belobigung. Beim Löschen eines Brandes in Arlon
haben sich Mannschaften der 1. Komp. des Landsturm Batl.
Gotha und der 4. Kompagnie des Ldst. Batl. Hannover aus-
gezeichnet. Ihnen spricht der General Gouverneur seine
Anerkennung aus.
Bestechungsversuch. Der Wehrmann Wolf
der 1. Kompagnie Landsturm-Infanterie-Bataillons Hagen
stand am 26. August 1915 von 13 Uhr nachmittags Posten
bei Villa Boomgard in der Nahe von Calmpthout. Gegen 2
Uhr naherten sich ihm einige Zivilpersonen. Ein Mann kann
auf ihn zu und fragte ihn, ob er und die ihn begleitende Frau
und zwei Kinder den Durchlass passieren könnten. Der
Posten verneinte dies, wies ihn zurück und sagte, er müsse
sich erst die nötigen Papiere verschaffen und dann nach dem
für Zivilisten bestimmten Durchlass in Pütte gehen. Darauf-
hin gab ihm die Person zu verstehen, dass er gerne gut
bezahlen wolle, wenn er und die anderen Personen nur
passieren könnten. Wolf wies das Anerbieten zurück. Als
nun die Person ihm sagte, er wolle abends noch einmal
wieder kommen, unterliess Wolf eine Festnahme, da er
vermutete, dass abends noch mehr Personen kamen.Als Wolf
vom Posten zurück zur Wache kam, meldete er den Vorfall
dem Wachthabenden, den er bat, des Abends, wenn er
Posten stande, in der Nahe zu bleiben, er würde, wenn die
Personen kamen, schellen. Gegen 10,20 Uhr abends kamen
die Personen auch wieder. Infolge der eingetretenen Dun-
kelheit konnte Wolf die Gesichter nicht erkennen und rief
daher dieselben unter gleichzeitigem Fertigmachen des
Gewehrs an. Nach dem Naherkommen der Personen erkannte
er die Person vom Nachmittag und seine Begleiter wieder.
Erstere gab ihm 110.— Mk. mit der Bitte, ihn und seine
Begleiter durchzulassen. Wolf nahm das Geld an, verstan-
digte sofort die Wache durch Klingelzeichen, nahm die
Personen fest und übergab sie dem Wachthabenden.
Festnahme von 8 Belgiern. Der Gefreite
Zimmermann der 1. Kompagnie des Landsturm-Infan-
terie-Bataillons 8 Munster (VII, 70) hat durch entschlossenes
und géwandtes Benehmen auf Posten in der Nacht vom 12.
zum 13. August 1915 die Festnahme von 8 Belgiern am
Bahnübergang der Strasse Herenthals—Turnhout herbei-
geführt.
Die in einem Wagen versteckten Belgier wurden bei
genauer Untersuchung durch Zimmermann entdeckt und der
Wagen festgehalten, bis auf sein Rufen der nachste Posten
erschien, welcher wiederum die Wache alarmierte, mit deren
Hilfe dann Wagen und Insassen nach Herenthals befördert
werden könnten. Im Wagenverdeck versteekt waren Briefe
und 1000 frs. in belgischer, russischer und französischer
Münze, ausserdem noch ein englischer Fahrschein für die
Fahrt DoverCalais.
Dem obengenannten Wehrmann Wolf und dem Ge-
freiten Zimmermann sprach der General-Gouverneur
in Belgien seine ga n z besondere Anerkennnung aus.