Nr. 12
21.Novemb. 1915
Den Hinterbliebenen.
Den gefallenen Helden.
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AALST (Belgien).
Mutter, es kommt nicht nach ITaus,
den du geboren
Frau, von alien
Mannern ist deiner gefallen
Kinder, ihr habt euren Yater verloren
Eine grosse Mutter ist unser Land.
Heldentod hat eine sanfte Hand.
Kinder werdet wie er,
macht ihm nicht Schand
Walter Heymann.
gefallen bei Soissons 'Jan. 19x5).
Der Soldat liebt es vorwarts zu schauen. Die heisse
Sehnsucht seines Herzens ist der Sieg, dervor ihm liegt. Er
muss oft bewusst die Augen verschliessen vor den grossen
Opfern, die dieser Sieg in grausigem Kampfe fordert. Was
fallt, das fallt ist die harte Losung, wenn die Sturmkolonnen
aus ihren Schiitzengraben aufsteigen und die feindliche Stel-
lung berennen. Aber dann kommen doch auch wieder Stun-
den der Sammlung, der Ruhe, in denen die Eindrücke des
Erlebten und Geschauten wieder lebendig werden und das
Bild so mancher treuen Kameraden, die nicht mehr sind, vor
die bewegte Seele tritt. Gedachtnis der Toten Wenn wir in
jedem Jahre ihrer um diese Zeit gedenken, um wieviel mehr
in diesem Jahre, da der Tod so furchtbar reiche Ernte gehal
ten und sein Engel über fast jede Familie seine Schwingen
gesenkt hat.
Vielen der Gefallenen hat dankbare Liebe odertreue
Kameradschaft ein ehrendes Denkmal errichtet. Vielen ande
ren ist dies nicht beschieden gewesen. Int grossen Weltmeere
versunken, auf einsamem Posten erstarrt, auf kiihnem Streif-
gange niedergeschossen, sind sie wie in ein Nichts ent-
schwunden. Die ganze Wehmut erschliesst sich hier, die in
dem Lose der Vermissten liegt. Aber wo sie auch ruhen
mogen, es waren Söhne unseres Volkes. In vielen von ihnen
verlor eine Familie ihr Haupt und ihren Ernahrer, den Bru-
der, den einzigen Sohn. Welch eine Heerschau des Todes
nach 15 Monaten des heissesten Ringens! In stummer Trauer
senken wirunsere Fahnen über all den tausend Grabern, und
ein tiefer Schmerz durchzieht unsere Seele, dass die Blüte
unserer Jugend, die Kraft unseres Mannesalters dahinsank.
Und doch sind diese Graber von besonderer Art. Seit
jeher sind die Völker zu den Statten gewallt, wo die Gebeine
derer ruhen, die für des Vaterlandes Heil gefallen sind. Sie
alle fühlten wohl, dass sie niemals voil und ganz den Dank
abtragen könnten, den sie den Toten schuldeten. Denn eine
grössere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für
seine Freunde Aber die Dankbarkeit des Herzens drangt
nach einem ausseren Ausdruck und darum schmückten sie,
und darum schmücken auch wir die Graber unserer Helden,
errichten ihnen Denkmale und senden ihnen in ihre stille
Gruft den Segensgruss hinab, dass Gott ihnen vergelten
moge, was sie für uns getan.
Doch die Dankbarkeit muss sich in noch andere Taten
umsetzen. Ein heiliger Stolz ergreift uns, wenn wir geden
ken, wie Tausende und Abertausende freudig ihr Leben
dahingaben für's Vaterland. Eine feurige Begeisterung für
Kaiser und Reich hat sie fahig gemacht, das Aeusserste zu
wagen und zu tragen, hat sie gestahlt, dem Kaiser in schwer-
ster Not zu geben, was des Kaisers ist auch unbeobach-
tet, auch auf verlorenen, vergessenen Posten. Es war die
Pflichterfüllung bis zum Ende. Sie haben Weib und Kind,
Vater und Mutter, Bruder und Schwester verlassen, als der
Ruf des Kaisers erging sie wussten, dass der Tod sie in
tausend Gestalten umlauerte, aber unverzagten Mutes boten
sie ihre Brust dem Feinde denn höher als das Leben galt
ihnen die Pflicht gegen Gott, Kaiser und Reich. Solche Toten
reden eine ernste Sprache, sie haben uns ein Vermachtnis
hinterlassen und eine Verpflichtung, ihrem Beispiele nach-
zueifern. Jedes Heldengrab lehrt uns, dass die Wohlfahrt
eines Volkes nur erkauft wird durch grosse Opfer, dass ein
Volk nur durch die lebt, die für sein Gliick zu arbeiten, zu
leiden und zu sterben wissen.
Solcher Manner wird Deutschland noch viele brauchen,
um die riesenschweren Aufgaben zu lösen, die unser in der
Zukunft harren. Noch sehen wir erst die grossen Umrisse,
noch harrt unser die Vollendung des Werkes, für das unsere
Helden gefallen sind. Deutschland muss siegen, auch wenn
wir untergehen das war die Losung der Toten, es soil auch
unsere Losung sein. Und je mehr wir erfahren, wie der Tod
auch in unsere Reihen Liicken reisst, um so mehr müssen
wir Ueberlebende uns enger und fester aneinanderschliessen
in dem heiligen Gelöbnis, auszuharren bis zu einem glückli-
chem Ende. Je schwerer die Opfer sind, die der Krieg erfor-
dert, je mehr Heldenblut geflossen ist, um so gewisser ist es,
dass wir nicht ruhen dürfen, bis ein Friede errungen ist, der
all dieser Opfer würdig ist. Das Vermachtnis der Gefallenen
an die Lebenden ist ihr Wille, dass Deutschland, sittlich ge-
lautert, nach aussen stark, nach innen einig sei und bleibe.
Noch kürzlich hat unser oberster Kriegsherr diesem Wun-
sche aller edlen Deutschen Ausdruck verliehen Gott
TURM