Die Krankheit weicht. Vom und für den Landsturm. fahrliche Rückmarsch vor. Der Ernst des Berufes, die Schwere der Arbeit halt aber auch jetzt die Seele im Gleich- gewicht. Unter dieser Ueberschrift schreibt die in Gent erschei- nende Vlaamische Post Nicht nur der Körper auch die Seele kann an anstek- kenden Krankheiten leiden. Diese unterscheiden sich aber von ersteren dadurch l)dass sie sich selten ausserlich zeigen (das ist auch derGrund weshalb die davon Befallenen nicht wissen, dass sie krank sind), 2) dass sie sich schneller fort- pflanzen als Pocken, Typhus und Cholera und 3) dass es für sie in den Apotheken keine Arzenei gibt. Seit mehr als einem Jalir ist unsere Stadt von einer solchen Seuche heim- gesucht. Sie war hier bisher völlig unbekannt, und das ist auch der Grund, warum sie noch keinen Namen hat. In Ermangelung eines besseren könnte man ihr den Namen: Die A 11 i i r t e n kommen" geben. Die Epidemie hatte eine derartige Verbreitung genommen, dass man nur selten jemand antraf, der nicht von ihr ergriffen war. Wie gesagt waren ausserliche Merkmale nicht erkennbar, nur bei einzelnen zeigten sich unruhige oder wilde Blicke; aber der Kranke verriet im Augenblick seinen Zustand, wenn er die Worte aussprach Wissen Sie es schon sie kriegen wieder was. Wo Am Yser Sie liegen da in den letzten Zügen Woher wissen sie das „Es steht in den hollandischen Zeitungen oder Ein Offizier, der bei einer Dame aus meiner Bekanntschaft wohnt, hat das selbst erzahlt. Er muss auch an den Yser, der Mann hat die gauze Nacht geweint wie ein Kind. In diesen Tagen dürfen wir die AUierten erwarten So, wo sind sie denn Wo? sie sind schon in Kortrijk (Oder auch Deynze oder Eccloo). Ein andererfrug Horen Sie sie wieder schiessen Einige horten jederzeit schiessen wochaus, wochein, Nacht und Tag, und das ist nicht verwunderlich, wenn man be denkt, dass von unseren schwachen, gebrechlichen Sinnes- werkzeugen keiner so stark unter dem Einfluss der Einbil- dung steht als das Gehör. Da man nun in der Tat oft den Kanonendonner und selbst einzelne Schlage hörte, zweifelte niemand an der Richtigkeit, wenn der Fragesteller fortfuhr Diesesma! ist es ernst gemeint, die Alliirten können jeden Augenblick kommen Von wem diese Neuigkeitskramer die Krankheit erhalten hatten, wussten sie ebensowenig wie einer, der Rheumathis- mus bekommen hat. Eine Wohltat ware es gewesen, wenn man die ersten Leute, die davon befallen worden waren, hatte unschadlich machen können, denn viele, die sich durch schwere Uebertretungen ins Unglück gestiirzt haben, haben das diesen ersten zu verdanken. Jetzt nun ist diese Seuche fast erloschen. Beinahe nie mand hört noch schiessen und nur selten vernimmt man die Redensart Die Alliirten kommen und wenn sie einmal einer gebraucht, so wird er nicht ernst genommen. Selbst solche, diefrüherarg unter der Krankheit litten, sind genesen. Somit ist also abermals bewiesen, dass die Zeit aile Wunden heilt, und auch in diesem Fali der beste Arzt war. Wir wol len hoffen, dass die Seuche nicht wieder zurückkommt. So weit die Vlaamsche Post Auch wir können ein fast ganzliches Erlöschen der Aliiirten-Epidemie mit Genug- tuung feststelien, aber inzwischen wie könnte das auch anders sein ist eine neue aufgetreten, der man den Namen: Die Russen rücken wieder vor geben kann. a Kleinbahn-Kontrolle. Der Unteroffizier Nau- mann der 1. Landsturm-Kompagnie Ersatz-Pionier-Batail- lons X. A.-K., kommandiert als Kleinbahn-Zugbegleiter zum Verkehrsoffizier vom Platz Namur, hat in zahlreichen Fallen in zielbewusstem Vorgehen die Verhaftung von Belgiern und Auslandern vorgenommen, die auf der Kleinbahn ohne die nötigen Ausweise oder mit gefalschten Ausweisen oder ohne Reiseerlaubnis gereist sind. Verhüteter Zusam menstoss. Der Land- sturmmann R u f des 3. Landsturm-Infanterie-Bataillons Wiesbaden hat am 3. September durch seine Aufmerk- samkeit und sein umsichtiges, entschlossenes Handeln den Bedarfsgiiterzug, für den das Einfahrtsignal irrigerweise auf Fahrt stand, rechtzeitig zum Halten gebracht und dadurch dessen Aufstoss auf den in Bahnhof Floreffe stillstehenden Militarzug verhütet. Schienenbruch. Am 8. Oktober 1915 fand der Wehrmann P i e c h o t a der 2. Kompagnie Landsturm-Ba- taillon 1 Minister in Gembloux (Prov. Namur) auf einem Patrouillengange zwischen 11 und 12 Uhr vormittags einen frischen Schienenbruch auf der Bahnstrecke Gembloux- Sombreffe. Er teilte dies bei seiner Rückkehr sofort dem Wachhabenden mit, der die Bahnmeistereien Gembloux und Ligny benachrichtigte, w'orauf von Gembloux aus die Instand- setzung des Schienenstranges veranlasst wurde. Nach ein- stündiger Sperrung konnte die Strecke für den Verkehr wie der freigegeben werden. Durch die Aufmerksamkeit des We'nrmanns Piechota wurde die Bahnverwaltung vor grosseren Materialschaden bewanrt, da urn die Mittagszeit ein pianmassiger Güterzug die Strecke befahren rnusste. Gute Aufmerksamkeit. Am 26. 10. 15 5" nachmittags sah in der Nahe von Mariembourgdie Patrouille, Soldaten Martin und Beger, beim Vorüberfahren eines Güterzuges, dass am drittletzten Gtiterwagen die Plane, die über aufgeladenes Heu gezogen war, nachschleifte. Eine sofort von der Wache abgesandte Patrouille, Soldat Lexo w und Schmidt, die nachsehen sollte, ob sich die Plane irgendwo abgestreift habe, steilte fest, dass sich beim Bahn- warterhause Fraitty mehrere Stücke von der Plane am Weichenwinkel an der Schiene verwickelt hatten. Diese Stücke wurden entfernt. Kurz darauf passierte der fahrplan- massige Perspnenzug, der 6r,:i in Mariembourg eintrifft, die Stelle. Am Hochspannungszau m. Wehrman K r e u- zer von der 2. Kompagnie Landsturm-Bataillons I Mann heim bemerkte als Posten am Hochspannungszaun in der Nacht vom 15./16. 10. verdiichtige Gerausche in der Nahe seines Standortes. Da Beobachtung infolge dichten Nebels umnöglich war, gab er nach dreimaligem vergeblichen Halt- ruf in Richtung der Gerausche zwei Schüsse ab und sprang dann auf die verdachtige Stelle zu, wo er 6 Personen am Boden liegen fand, denen er androhte, bei der geringsten Bewegung zu schiessen. Mit Hilfe der durch die Schüsse alarniierten Wache wurden die 6 Personen festgenommen, welche zugaben, die Leitung zwecks Reise nach Holland bezw. England über- schreiten zu wollen. Es wurde bei den festgenommenen Per sonen, welche dem Gericht übergeben worden sind, ca. 750 Briefe und 1120 M. vorgefunden. 'j'

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Landsturm | 1915 | | pagina 6