Vom.und für den Landsturm.
Allerlei Fröhliches für die 5
Landsturm=Wachstuben
0 diese Landstürmer
ORGELVORTRAG
Durch Etappen-Befehl vom 30./XI. 1915 gibt der Herr
Etappen Inspektor folgendes bekannt
Ich spreche dem Gefreiten Ehrhardt vom Hochspan-
nungskommando meine Anerkennung aus, weil er durch
entschlossenes und sachgemasses Handeln einem durch den
hochgespannten Strom des Grenzzaunes gefahrdeten Kame
raden das Leben gerettet hat.
Der Herr General Gouverneur belobigte die bei folgen-
den Ereignissen genannten Landsturmleute für ihr Verhalten
Wehrmann Neininger der 1. Kompagnie Landst.-
Inf.-Bataillons St. Wendel hat am 8. Oktober, abends
8,30 Uhr, als Posten am Stellwerke des Bahnhofes in Luttre
einen in der Militar-Eisenbahn-Werkstatte ausgebrochenen
Brand so rechtzeitig bemerkt, dass derselbe durch umsichtige
Massnahmen des Wachthabenden Gefreiten E1 z gelöscht
werden konnte, ehe grösserer Schaden entstanden war.
Am 30. September geriet bei der Station Hennuyères
der Postwagen eines Eisenbahnzuges durch Explosion einer
Spirituslampe in Brand. Durch den umherspritzenden Spiri
tus verteilte sich das Feuer mit grosser Schnelligkeit auf
den ganzen Wagen, der sofort abgekoppelt und auf ein
Nèbengeleise geschoben wurde. Das Postpersonal konnte
nur die zunachstiiegenden Postsacke aus dem Wagen werfen.
Wtihrend der durch die 2. Kompagnie Landsturm-Inf.-Batail-
lons Barmen vorgenommenen Löschversuche wurde bekannt,
dass sich in dem Wagen noch eine Kassette mit 19000 M
Inhalt befand. Mit Kühnheit und Unerschrockenheit drangen
die Unteroffiziere G o s e r der 2. Landsturm-Eskadron
1. Bayer. Armeekorps und N e h r der 2. Kompagnie Landst.-
Inf.-Bataillons Barmen in den brennenden Wagen, und es
gelang dem Unteroffizier Goser, die glühende Kassette mit
einer Schaufel aus der starken Glut herauszuholen.
Am Sonntag, den 10. Oktober, 6 Uhr nachmittags, brach
in dem Gehöft der Landwirtin Catherine Daumerie zu
Bodeghem-St. Martin ein Brand aus. Feldwebelleutnant
Krismann der 1. Kompagnie Landsturm-Infanterie-Ba-
taillons Crefeld berief sofort die Feldwache derselben Kom
pagnie zur Brandstatte. Beim Eintreffen war der Pferdestall
in grösster Gefahr.
Die Wehrleute Berg und Hoffmanns begaben
sich auf das Dach des Pferdestalles, entfernten Dachziegel
und die schon brennenden Strohpuppen und löschten an
dieser Stelle das Feuer, so dass es auf seinen Entstehungs-
herd beschrankt blieb. Beide Leute befanden sich dabei in
grosser Gefahr, da die Flammen durch den herrschenden
Wind zu ilmen herübergetrieben wurden. Durch ihr Beispiel
wurden auch einige der anwesenden Ortseinwohner zur
fleissigen Mitarbeit angespornt.
Von der Feldwache zeichneten sich sonst noch die
Wehrleute Grefen, Marquardt, Wallrafen und
Paffrath aus. Grefen und Marquardt losten Berg und
Hoffmanns auf dem Dach des Pferdestalles ab. Wallrafen
schützte das Wohnhaus. Er durchschlug die brennenden
Dachbalken und löschte, auf der Giebelwand des brennen
den Stalles stehend, an dieser Stelle den Brand. Auch Wall
rafen befand sich dabei in grösster Lebensgefahr, denn ein
Sturz in die unter ihm befindliche Glut batte ihm den sicheren
Tod gebracht. Wallrafen wurde durch zwei Ortseinwohner
kraftig unterstützt. Wehrmann Paffrath drang in den einge-
stürzten brennenden Schweinestall ein, öffnete die Tiiren, so
dass es ihm gelang, von den zehn im Stalle befindlichen
Schweinen eines zu retten.
Sergeant Bister und samtliche beteiligten Mann-
schaften erlitten Brandwunden an den Handen. Dem Ein-
schreiten der genannten Mannschaften ist es zu verdanken,
dass Wohnhaus und Pferdestall gerettet wurden. Die Ortsein
wohner mussten zum Teil zum Wassertragen gezwungen
werden.
Einer der Landsturm-Radfahrer, die taeglich die
Befehle der Kommandantur auf die Doerfer bringen, stoesst
bei seiner Fahrt auf eine Kuhherdc,die ihm den Weg sperrt.
Alles Rufen und Winken hilft nichts, sie weicht nicht von
der Stelle, so dass der Fahrer genoetigt ist, im schoensten
Dreck abzusteigen. Natuerlich regnen einige kraeftige
Himmeldonnerwetter auf die Kuehe herab. Da naht sich
ihm das Baeuerlein, dem die Tiere gehoeren, und bemerkt
entschuldigend Als 't u belieft, mijnheer... De koeien ver
staan geen duitsch... (Ach, erlauben Sie bitte, die Kuehe
verstehen kein Deutsch).
Der Landsturm wird auf Felddienstfaehigskeit unter-
sucht. Einer, dem das Kompagnieessen am Mittag allezeit
so gut schmeckt, dass er es unter drei Zuegen selten
tut und der infolgedessen seine Taillen-Nummer bedeutend
erhoeht hat, wird vom Arzt als nur ,,garnisondienstfaehig"
bezeichnet. Siehst Du, sagt da ein Landstuermer zum
andern, der hat sich nun gluecklich untauglich gefressen".
1st das manchmal langweilig auf denLandsturmwach-
stuben Skat ist gespielt, die Kriegslage gruendlich eroer-
tert, die gegenseitigen Familiensorgen besprochen worden.
Die Zeitungen hat man schon zweimal gelesen, was nun
Da ist es doppelt willkommen, wenn unter den Leuten einer
ist, der mit ein paar Schnurren und Witzen wieder etwas
Leben in die Bude bringt. So einer ist unser Freund Karl.
„Kinders", laesst er sich von seinem Strohsack aus verneh-
men, „wisst Ihr wie man Sillier macht Natuerlich weiss
ihm keiner die rechte Antwort zu geben. ,,Also", sagt er
endlich. die Sache ist doch ganz einfach Man geht in eine
Allee mit Silberpappeln, schreit recht energisch Silen-
tium dann hoert das Pappeln auf und das Silber wird
frei. Alles lacht natuerlich. Ja sagt da einer, das
ist schon einfach, aberkannst Du uns nicht verralen, wie
man Gold macht. Gold Nichts leichter als das. Ihr
nehmt eine Hand voll Goldlack und legt ihn in eine Ritze.
Dann verbindet sich der Lack mit der Ritze zu Lakritze und
das Gold wird frei. Also, Kinders, pflanzt Goldlack
Karl tut ein paar tiefe Zuege aus seiner Pfeife und laesst
die von der Aussicht auf so schneli zu gewinnenden Reich-
tum erregten Gemueter sich ein wenig beruhigen und faehrt
dann fort Nun will ich Euch auch verraten wie man
Papiergeld macht z. B. einen Tausendguldenschein. Alles
ist gespannt. Ihr kennt doch das Tausendguldenkraut
Das uebergiesst man mit einer scharfen Saeure. Die Saeure
vereinigt sich mit dem Kraut zu Sauerkraut und die Tau-
sendgulden sind frei
des Gefr. A. Fischer, I. Comp. Hersfeld
AM FREITAG, 10. DECEMBER 1915
Nachmittag 2 f/4 Uhr. St Martinskirche Aalst.
(Weihnachtsmusik)
s 1. Vorspiel zu „Wie soil ich dich empfangen". Bach. I
2. Pastorale S. de Lange.
3. Vorspiel zu Vom Himnrel hoch Karg-Elert.
4. Fantasie über O sanctissima Lux
Alle Kameraden sind frdl. eingeladen. Eingang von
S der Rosmaringasse aus.
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