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Verordnungen und Bekanntmachungen j
fiir die besetzten Gebiete.
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wieder aus den Kellern hervorgekrochen waren. Die
Deutschen, die durchgezogen waren, lagen nicht allzu-
weit von unserem Hof und schossen sich dort mit
anderen herum und prügelten sich mit ihnen. Warum
sie das tun, habe ich auch nicht herausbekommen.
Mem Bauer hat zwar auch manchmal seine Frau
geschlagen, wenn er halb betrunken nach Haus kam,
oder, wenn er ganz betrunken nach Haus kam, hat
sie ihn geschlagen. Und in dem nachsten Estaminet
In de Vrede haben sich die Bauern untereinander
auch manchmal geprügelt, aber das dauerte nur im
mer kurze Zeit und, wenn die Priigelei zu Ende war,
kam ein Pohzist und schrieb alles auf. Aber hier hauen
sich die Menschen nun schon seit Wochen und Mona-
ten. Ich verstehe es nicht.
Ich stehe mich mit den Deutschen jetzt ganz gut.
Sie sind ganz gute Kerle und geben mir oft ein Stück
Fleisch oder Wurst. Aber sie sind noch sonderbarer
als andere Menschen Sie haben einen schonen, gros
sen Herd, aber wenn das Essen gerade fertig ist und
am schönsten riecht. dass einem das Wasser im Munde
zusammenlauft, dann fahren sie mit dem Herd weg im
Lande herum und wenn er wiederkommt, ist er leer.
Eines Tages sprachen die Deutschen von einem
grossen Sieg und tranken am Abend viel Bier Am
anderen Morgen hielt sich der eine seinen Kopf und
sagte immer nur: Ich habe einen Kater." Ich
freute mich, dass er einen Kater bekommen hatte,
denn es war im Mai und die Nachte waren heil und
warm und der Vollmond schien Ich suchte überall
nach dem Kater, aber ich konnte ihn nicht finden.
Und er kam nicht, so zartlich ich auch sang. Und
einer von den anderen Deutschen sagte Du musst
dir einen Hering besorgen, um den Kater zu vertrei-
ben, Nun frage ich eine jede vernünttige Katze
Wie kann man einen Kater vertreiben, der gar nicht
da ist Die Menschen sind doch beschrankte Ge-
schöpfe.
Eine vernünftige Angewohnheit haben die Deut
schen. Sie graben tiele Gange kreuz und quer durch
das ganze Land. Darin sammeln sich die Ratten und
Mause, und man kann sie bequem fangen. Ich habe
mir das oft zu Nutze gemacht und ich liess es mir
deshalb gerne gefallen, als mich ein Deutscher weit
mit in die Graben nahm, wo eine Menge von Deutschen
und noch mehr Mause wohnten. Ich blieb deswegen
auch gerne da, wenn auch oft ziemlich geschossen
wurde Denn ich bin kein Hase, obwohl mich die
Deutschen olt einen Dachhasen nennen, wovon ich
aber den Sinn nicht verstehe. Als aber einmal eine Art
Erdbeben war und unsere Hohle (die Menschen nen
nen sie Unterstand, obwohl kein Mensch darin stehen
kann) einstürzte und ich mich kaum durch eine schmale
Spalte ins Freie retten konnte, da wurde mir die
Sache doch zu ungemütlich und ich machte, dass ich
nach unserem Hof zurückkam. Der Rilckweg war
schrecklich, denn irgend jemand warf mit grossen
Steinen. die mit furchtbarem Krachen platzten.
In der letzten Zeit sind die Deutschen ganz ver-
rückt geworden. Da sitzen sie in Haufen um kleine
Tannenbaume herum, an die sie kleine Lichter stecken,
als ob sie bliihende Kastanienbaume daraus machen
wollten. Und dann singen sie zusammen, und das
ausgerechnet in dieser Jahreszeit, wahrend man doch
sonst als vernünftiges Wesen im Sommer singt, wenn
es warm ist und der Mond scheint. Und dabei stehen
manchmal dem einen oder anderen Tranen in den
Augen. Und der Ofen raucht gar nicht. Es sind
doch sonderbare Menschen, diese Deutschen.
Ms.F.A.80.
(Krgsztg. f. XV. A. K
Verordnungen der Etappen-lnspektion der 4. Armee.
F^e schlagnahme der Zichorienwurzeln.
Nach einem Befehl des Oberbefehlshabers der 4. Armee werden
saemtliche Vorraete an gedoerrten Zichorienwurzeln alter wie
neuer Ernte beschlagnahmt. Alle Bestaende sind an die Zentral-
Einkaufs-Gesellschaft in Bruessel, vertreten durch die Firma S. G.
Kaufmann in Gent, abzuliefern.
Als Hoechstpreis fuer getrocknete Zichorienwurzeln bester
Guete sind 25 Fr. fuer 100 kg festgesetzt worden.
Flurschaeden. Durch militaerische Uebungen verur-
sachte Flurschaeden sind Kriegsschaeden, fuer welche weder
Bezahlung noch Anerkenntnisse gegeben werden. Die Truppen
sind aber darauf hingewiesen, Flurschaeden nach Moeglichkeit zu
vermeiden.
Das Decken der Stuten ist allgemein verboten.
Ausgenommen sind die in das belgische Stutbuch eingetragenen
und die von dem militaerischen Vormusterungskommissar als
kriegsunbrauchbar ausgemusterten Stuten.
Kadaver-Verwertung. An Stelle der Kadaver-
Verwertungsanstalt in Thourout ist eine solche in Heurne bei
Oudenaarde in Betrieb gesetzt worden. Der Anstalt muessen aus
dem Etappengebiet alle Kadaver von groesseren Haustieren ein-
geliefert werden.
Bezeichnung der Kommandanturen. In den
Feldpostuebersichten fallen in Zukunft die Nummern der Kom
mandanturen, die sie innerhalb der Armee haben, fort. Es heisst
dann
z. B. Mobile Et. Kommandantur 9 (XVIII. A. K.)
Dieselbe Kommandantur wird aber innerhalb der Armee
bezeichnet als 15. mobile Et. Kommandantur der 4. Armee.
Somit koennen in Zukunft von der Post Schreiben (auch
Briefe, Postkarten, Pakete) nicht mehr richtig weitergeleitet wer
den, wenn nicht auf der Adresse die Aufstellungs-Num-
m e r und das Aufstell ungs-Armeekorps genannt
ist.
Es muss daher auf allen Adressen an die Kommandanturen
und au Angehoerige derselben, besondersim Heimatsgebiet, diese
Art der Adresse vorhanden sein.
Da aber die bisherigen Bezeichnungen (laufende Nummer
innerhalb der 4. Armee) sich eingebuergert und bewaehrt haben
und ohne mancherlei Misshelligkeiten nicht beseitigt werden
koennen, ist nicht beabsichtigt, sie abzuschaffen.
Es empfiehlt sich daher, als Adresse an die Kommandantur
eine Doppelbezeichnung zu waehlen und zwar entweder
15. (9 v. XVIII. A. K.) mobile Et. Kommandantur der
4. Armee oder
mobile Et Kommandantur 9 v. XVIII. A. K. (15. der 4.
Armee).
Alle Leute sind entsprechend zu unterweisen und anzuhalten,
dass sie ihren Angehoerigen sofort hiervon Mitteilung machen.
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