Vom und fiir den Landsturm.
Dies und das.
Etappen-Tagesbefehl vom I. Januar 1916.
Telegramm des Oberbefehls-
h abers Beim Eintritt in das neue Kriegsjahr
spreche ich allen Angehörigen der Armee meine
herzlichsten Glückwünsche aus. Mit meinem
Dank für die hingebende Tatigkeit und die
vielen hervorragenden Leistungen verbinde ich
meine feste Zuversicht auf weitere glanzende
Erfolge im neuen Jahre. Der gleichen Gesinnung
seitens der Armee glaube ich gewiss zu sein und
bitte von dem Ausdruck von Glückwünschen für
mich Abstand nehmen zu wollen.
Herzog Albrecht von Württemberg.
Der Herr Etappen-Inspekteur, Excellenz von Unger,
sprach durch Etappen-Befehle folgende Belobigungen aus
Ich spreche dem Landsturmmann Bathasar, 1.
Komp. Ldst. Inf. Batl. Wurzen, für die Festnahme zweier
Franzosen, die durch Pflichtversaumnis eines anderen
Postens ohne vorgeschriebene Papiere die Brücke bei St.
Laurens überschritten haften und bis an den Grenzzaun
gelangt waren, meine Anerkennung aus.
Ich spreche dem Feldobergendarmen G b e 1 meine
besondere Anerkennung dafür aus, dass er bei der Abwehr
eines, von mehreren belgischen Zivilpersonen auf ihn ausge-
führten tatlichen Angriffs, Kaltblütigkeit und Tatkraft be
wiesen hat.
Durch die Umsicht des Feldwebelleutnants Weber
und desLandsturmmannes Kirsche der 4. Komp. Ldst.
Inf. Batls. XVIII. 3. Oberlahnstein ist es gelungen, eine
9 köpfige Flachsschmugglerbande aufzudecken und gericht-
lich zu bestrafen. Etwa 1200 kg Flachs konnten beschlag-
nahmt werden.
Durch Meldung des Gefr. Künzel der 2. Komp. Ldst.
Inf. Batls. Hersfeld ist das Niedergehen eines Papierballons
mit vom Feinde verfassten Zeitungen lügnerischen Inhalts
bekannt geworden und die Beschlagnahme des Ballons in
Herdersem.ermöglicht worden.
Ich spreche dem Gefreiten Künzel für seine Achtsam-
keit meine Anerkennung aus.
Opernabend in Gent. Es soli zu wohltatigen
Zwecken zwischen dem 15. 20. Januar ein Opernabend
veranstaltet werden, bei dem die vereinigten Orchester des
Fund 2. Landst. Inf. Ersatz Batls. Gent, so wie des Ldst.
Batls. Dortmund und der Ausbildungsbrigade mitwirken
werden.
Ausstellung deutscher Graphik in
Brüssel. Zwischen den Verordnungen und Bekannt-
machungen der Behörden, die an den Mauern angeklebt sind,
ist nun auch ein Bild erschienen, die beiden himmelanstre-
benden Türme von St. Gudula in Brüssel. Es ladet zum
Besuch der Weihnachtsausstellung deutscher Graphik in
Brüssel ein, die bis zum 31. Januar taglich von 10 4 Uhr,
im Neuen Museum besichtigt werden kann. Das Plakat
selbst (entworfen von Hans Alexander Midler z. Zt. Feld-
grauer in Belgien) ist als Huldigung der deutschen Künst-
lerschaft an den belgischen Genius gedacht, der im Kirchen-
bau unsterbliche Meisterwerke geschaffen hat.
Wat de Buur nich kennt, dat frett he
n i c h Ich sehe noch das erstaunte Gesicht meines bayerischen
Landsturmkameraden, als ich ihn aufgefordert, mit mir in den
Muschelkeller zu gehen, und er zusah, wie mir die moules und
frites trefflich mundeten. Kein Zureden half, er war nicht zu
bewegen, zuzugreifen. Die frites ja, aber does schwarze
Gzeug das verstand er nicht. Desto erstaunter war ich, als ich
neulich wieder einmal den alten, an einen verraeucherten nieder-
laendischen Meister gemahnenden Keller am Grande Place be-
suchte und meinen biederen Kameraden in einer Runde Kamera
den fand, wie er wacker zugriff bei dem vorher grauslichen
Gericht. Wie er, sind viele Kameraden belehrt worden. Das jedem
Belgier liebe Nationalgericht ist auch ihnen eine willkommene
Ergaenzung der Kasernenkost geworden. Sie haben nicht das
Schlechteste gewaehlt. Besser dem Magen ein nahrhaftes und
billiges Gericht zufuehren, als den knappen Soldatengroschen in
zweifelhafter Kneipe vertrinken. Auch vom volkswirtschaftlichen
Standpunkt ist diese Bekanntschaft nicht zu verachten. Dem Nord-
deutschen ist die Mies- oder Pfahlmuschel wohl bekannt, aber als
Haus- und Naehrmittel noch lange nicht genug gewertet. Die unge-
heuren Schaetze, die davon in Apenrade und Eckernfoerde lagern,
sind noch lange nicht genug bei dem Volk und der einfacheren
Schicht desselben beliebt. Dabei ist die Zurichtung derselben eine
sehr einfache. Die Suppe mit Zwiebel und Petersilie wird hier in
Bruessel allgemein geschaetzt. Mancher Sueddeutsche, der hier
die Muschel kennen geiernt hat, wird gerne bereit sein, sie in
seiner Heimat zu verwenden, wenn die Moeglichkeit sich dazu
bietet. Diese zu verschaffen, waere Aufgabe des kaufnraennischen
Geistes und nicht zum wenigsten auch unserer Behoerden. Der
Fleischverbrauch in Deutschland, der unseren Behoerden jetzt
Kopfschtnerzen bereitet, waere damit etwas behoben. Die
fleischlosen Tage koennten sich auf diese Weise eine angenehme
und wenig kostspielige Abwechselung des Speisezettels sichern.
Duess. Gen. Anz
Wie Schauer marc hen entstehen. Der „Am-
sterdamer Courant schrieb
Hollandische Reisende, die von Gent zurückkehrten, be
richten, dass die Hiilfstrappen, diejetzt nach Flandern geschickt
seien, nicht von der östlichen Front kamen es seien Rekruten,
die im Lager von Beverloo (bei Brüssel) ausgebildet wordeu
seien. Die Reisenden waren tief erschüttert von zwei Taubstum-
men-Kompagnien, die darunter.waren und die natürlich durch
Zeichen konnnandiert wurden
Es handelt sich hier natürlich um das Exerzieren nach
Winken worin unsere Trappen neben dem Exerzieren nach
Kommandos ausgebildet werden, weil die Stimme der Führer
bei den weit auseinander gezogenen Schiitzenlinien oder gar im
Schlachtenlarm haufig nicht mehr durchdringen kann und dann
das Zeichen als Verstandigung dienen muss.
Es ist gut, schreibt dazu die Kriegszeitg der 4. Armee, dass
die Reisenden aus Amsterdam nicht an Bord von deutschen
Kriegsschiffen gewesen sind, wo die Verstandigung auch zum
grossen Teil durch Zeichen erfolgt. Sie würden sonst wohl be-
richtet haben, dass die ganze deutsche Flotte aus Taubstummen
bestehe.
Eine Beilage von der Kriegszeitung der 4. Armee war bis zur
Drucklegung nicht eingetroffen.
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