Biider aus dem Leben in der Etappe.
mussen wir aber doch ganz energisch gegen eine derartig
barbarische Kriegsführung Einspruch erheben, wie sie uns in
folgenden Zeilen angedroht wird
Marie Marie
En van de Duitschen
Maken wij bouillie (Suppenfleisch).
Unseres Heeres Wahlspruch Gott mit uns kann
man in Belgien nicht verstehen. Und man fragt wohl
Wenn Gott mit Euch ist, wo ist dann unser Gott und
spöttisch singt man zum Marsch der Soldaten
1, 2, 1, 2, marsche en avant,
Gott ist mit uns ses chers enfants.
Auch unsere Helmspitze de pin op den kop wie
man sie nennt, will den Belgiern gar nicht getallen. Sie ist
zum Kennzeichen für den deutschen Soldaten geworden, und
wenn belgische Kinder einen solchen malen, dann ist
sicher der pin von einer ausdrucksvollen Grosse und
fehlt niemals. Von ihm singt das Lied
De Duitsche soldaten zijn zoo goed,
Zij dragen een pin op hunnen hoed (Hut),
Zij krijgen kloppen
Van hunne eigene stokken.
Unter stokken siild hier wohl Gewehre zu verstehen,
und das Verschen will also drohen, dass die Deutschen aus
ihren eigenen Gewehren, die ihnen genommen worden sind,
beschossen werden sollen.
Vom pin ist noch in einem anderen Vers die Rede,
der sich die Verjagung der Deutschen aus Belgien recht
einfach vorstellt
Die op den kop heeft een pin,
Krijgt een stamp onder zijn kin,
Krijgt een stamp op den buik,
Vliegt er Belgieland uit.
- (Der auf dem Kopf einen Pinn hat, kriegt einen Stoss unters
Kinn, kriegt einen Stoss vor den Bauch, so fliegt er aus Belgien
heraus.)
Doch genug. Neben diesen doch recht kindlich-harm-
losen Liedchen gibt es natürlich auch andere, die wirklichen
Hass gegen die Deutschen atrnen und durchaus ernsthaft
gemeint waren. Man bekommt sie selbstverstandlich nicht zu
hören, uur bei verschlossenen Turen und im vertrauten
Kreise wird man sie hervor holen. Denn die deutsche
Gerichtsbehörde versteht durchaus keinen Spass mit solchen
Dichtern und Sangern. Auch die vorstehend genannten
Verschen singen die Kinder keineswegs laut auf offener
Strasse. Man macht daraus meist Lieder ohne Worte
summt also uur die Melodie und freut sich diebisch, dass
der deutsche Soldat, der gerade vorbeigeht, nicht versteht,
was die Melodie besagen will. Ein harmloses Vergntigen
und so böse gemeint ist das alles ja auch gar nicht.
Neuhaus.
5. Pferde-Beitreibung.
Der Reichtum des belgischen Landes an Pferden kornuit
uns in diesem Kriege gut zu statten. Trotz aller Requisitio-
nen und Ankaufe ist der Pferdebestand noch gross und liefert
uns für die durch den Krieg entstandenen Verluste guten
So befanden sich in dem Gebiet der Etappen-Kom-
mandantur Aalst, das 51 Ortschaften mit 153,286 Einwoh-
nern umfasst, jm November 1915 noch annahernd 4000
Pferde, von denên über 500 auf die Stadt Aalst selbst ent-
fielen. Selbstverstandlich sind unter ihnen auch viele alte
und aus irgendeinem Grunde für die Militarbehörde nicht
geeignete Tiere, aber immerhin wurden bei der von einem
sachverstandigen Offizier der Etappen-Inspektion der
4. Armee abgehaltenen Vormusterung fast die Halfte der
obengenannten Zahl als kriegsverwendungsfahig be-
zeichnet und als Reit-, Maschinengewehr- oder Zugpferde
ausgemustert. Die ausgemusterten Tiere wurden einige
Wochen spater zu einer zweiten Vorführung bestellt und
durch eine von der Etappen-Inspektion beauftragte Kommis-
sion, die aus einem Offizier und Stabsveterinar besteht, einer
abermaligen Musterung unterzogen,. bei der die erforderüche
Zahl von Tieren angekauft wnrdo J r
Diese Musterungstage bringen in das sonst so stille
Aalst reges Leben. Schon vom frühen Morgen ab ziehen die
Leute aus den Dörfen mit ihren Pferden der Stadt zu. Unsere
Gendarmerie hat keine leichteAufgabe.in die Massen Ordnung
zu bringen. Die Pferde müssen dörferweis in geordneten
Reihen (siehe das Bild) aufgestéfit sein und zwar jedes
AALST Eine Strasse mit zur Musterung
geordneten Pferden.
Dorfe in der Reihenfolge, wie sie die Liste angibt.Da ist man
ches Himmelkreuzdonnerwetter nötig, denn die Belgjer
können wirklich schlecht Deutsch verstehen wenn sie
nicht woIIenJ\Tun rückt ein Dorf nach dem anderen heran,
ihre Bürgemeister müssen bei der Besichtigung zugegen sein
und sind dafür verantwortlich, dass kein Pferd fehlt und
dass bei den angekauften Pferden keine nicht sichtbaren
Fehler verschwiegen werden, z. B. Dampfigkeit. Auch
Frauen führen Pferde vor, aber sie werden von unseren
Landsturinleuten abgelöst, wenn es gilt, das Pferd im Trab
zu zeigen, dasselbe geschieht bei alten Mannern und Krüp-
peln. Einige mit Peitschen bewaffnete Landstürmer, die langs
der Strasse aufgestellt sind, helfen den Lauf des vorgeführ-
ten Pferdes beschleunigen. Dann gibt der Veterinar ein
kurzes Gutachten ab. Der Besitzer des Pferdes wird um