Allerlei aus Belgien.
Vom und für den Landsturm.
seine Forderung gefragt.Dann nennt der Offizier die Summe,
die nach seiner und des Tierarztes Ansicht dein Werte ent-
spricht und die gewöhnlich ein paar hundert Franken
niedriger ist als die geforderte. Der Besitzer will natiirlich
Einwendungen erheben, findet aber kein Gehör. Die Militar-
behörde lasst nicht mit sich handeln. Der Preis ist nach
bestem Wissen und Gewissen festgesetzt und dabei bleibts.
Was soli man dagegen machen, denn dieses hier ist nicht
etwa ein Pferdemarkt sondern eine Pferde-Beitreibung d. h.
Enteignung. Schon hat der Unterzahlmeister, aus seiner
grossen Tasche, die sich nimmer leeren will, obschon bereits
ein paar hunderttausend Franken ausgezahlt wurden, die
nagelneuen Reichskassenscheine bereit gelegt, seufzend
zahlt der Pferdebesitzer das Geld nach und steekt es ein. Er
will doch nicht merken lassen, dass er ein gutes Geschaft
gemacht hat. Denn in Wirklichkeit sind alle mit den gezahl-
ten Preisen, die durchschnittlich 1200-1500 Mark betragen,
sehr wohi zufrieden. Das gekaufte Pferd erhalt eine
Nummer und wird von einem der bereitstehenden Landstür-
mer in den Kasernenhof geführt. Diese verladen auch am
Abend die angekauften Pferde auf derEisenbahn und führen
sie dem Pferde-Depot in Gent zu. Von den 1500 in der Vor-
musterung füV tauglich befundenen Pferden wurden in den
zwei Beitreibungstagen rund 250 in Aalst angekauft.
Nebenbei werden die vorgeführten Pferde auch ciarauf-
hin von einem Mann gemustert, ob sie den vorgeschriebenen
Stempel der Etappe der 4. Armee (E. 4), durch den der
Verkauf und Schmuggel aus dem Etappengebiet heraus ver
hindert werden soil, tragen. h
Postb?stelIung in Brüssel. Vom 16. .Tanuar ab finden
in Bruessei taeglich vier Postbestellungen statt, auch wer
den dre'i neüe Postaemter eroeffnet werden.
Zwangsauflage. Da in letzter Zeit in Gross-Bruessel
trotz der wiederholten Befehle zur Wallenablieferung
immer noch Schusswaffen in groesserer Zahl aufgefunden
worden sind, auch bei einem Meuchelmorde in Schaerbeek
von einem noch unbekannten Taeter eine Schusswaffe ge-
braucht wurde, hat der Gouverneur von Bruessei der Sladt
eine Zwangsauflage von 500,000 M gegeben die Gemeinde
Schaerbeek erhielt ausserdem noch eine besondere Auflage
von 50,000 M.
Bürgerwehr. Da sich die Buergerwehr in Bruessei als i
Polizeiorgan nicht bewaehrt hat z. B. bei der Verfolgung
und Entdeckung des obenerwaehnten Mordes wird sie jetzt
auf Befehl des Gouverneurs aufgeloest Die Gemeinden
muessen durch Vermehrung der Polizeibeamten fuer den
noetigen Schutz sorgen
Vlamische Universitat. Die Ankuendigung der Eroefl-
nung einer vlamischen Universitaet in Gent bat, wie der
Limburger Kurier" meldet, in vlamischen Kreisen maech-
tige Erregung und Genugtuung hervorgerufen.
In Bruessei erfuhren es die Vlamen am Silvester-
abend. An diesem Abend wurde im neuen vlamischen Thea
ter Die vlamische Buehne eine Kuenstlervorstellung
gegeben. Mehr als 3000 Zuschauer fuellten den Saai.
Waehrend des zweiten Aktes verbreitete sich das Ge-
ruecht schon unter dem Publikum und als dann nach
Schluss des Aktes die Direktion die frohe Botschaft von der
Genter Hochschule verkuenden liess, entstand eine unbe-
schreibliche Begeisterung. Alle Anwesenden erhoben sich
von ihren Sitzen und sangen das Lied vom ,,Vlaamschen
Leeuw". Die freudige Erregung war allgemein. Man sah
Maenner mit Traenen in den Augen, und die gewaltige
Kundgebung zeigte, wie sehr die freudige Nachricht als
Verkuenderin der Wiedergeburt Vlamlands begruesst wurde.
Neue Provinzialsteuern für Brabant. Der Bra-
banter Provinzialrat hat, urn die noetigen Ausgaben bestrei-
ten zu koennen, mehrere Steuern beschlossen, fuer die
verordnungsgemaess noch die Genehmigung des Herrn
Generalgouverneurs eingeholt werden muss.
1. Den Unternehmern von Vergnuegungsloka-
1 e n, Musikhallen, Theatern und Kon zer ten
soil vom 1. Januar 1916 ab eine Abgabe von der Rohein-
nahme auferlegt werden.
2. Die Kinovorstellungen werden mit einer
Zuschlagsabgabe von 25 Centimes zur Staatslustbarkeits-
steuer belegt.
3. Bei H u n d e w e 11 r e n n e n wird eine Abgabe von
200 Franken pro Tag erhoben.
4. Eine neue Zuschlags-Abgabe auf die grundbuchlich
festgelegten Einkuenfte fuer unbebaute Grundstuecke und
zur staatlichen Grundsteuer soil 2 bis 8. v. H je nach der
Hoehe der Kataster-Einkuenfte betragen.
5. Zuckerfabriken.Branntweinbrennereien und Maelze-
reien werden mit einer Gesamtsumme von 200000 Franken
fuer Zucker, bezw. 100000 Franken fuer Branntwein und
Malz belastet. Die auf den Einzelbetrieb entfallende Rate
wird im Verhaeltnis zu dem Jahresergebnis eines jeden
Betriebes festgesetzt werden.
Hochwasser. Die starken, anhaltenden Regenguesse
am Anfang ds. Mts. haben die Fluten der Schelde und ihrer
Nebenfluesse hochanschwellen lassen. Bei Appels entstand
ein Dammbruch von etwa 48 m Breite, durch den die Ort-
schaft St Arnoldsdyk ganz ueberschwemmt wurde, so dass
die Bewohner mit ihrem Vieh fluechten mussten. In Den-
dermonde stieg das Wasser bis in die Strassen und riss eine
Sehleuse fort.
Aus Gent. Der Hauptindustriezweig der Stadt, die
Flachsindustrie, liegt wegen Mangel an Rohmaterial sehr
darnieder. Nach dem Belg. Kur. sind 3380 Arbeiter in
dieser Industrie voellig arbeitslos, waehrend 9000 nur noch
12 Stunden in der Woche beschaeftigt werden koennen.
Die Genter Polizei ist umfangreichen Faelschungen von
20 Franken-Scheinen auf die Spur gekommen.
AUS DER ETAPPE
Belobigungen. Dem Landsturmmann F r e i t a g,
4. Komp. Ldst. Inf. Batl. Oberlahnstein, sprach der Herr
Etappen-Inspekteur seine Anerkennung dafiir aus, dass er
als Grenzposten durch Aufmerksamkeit und Entschlossen-
heit den Schmuggel von Flachs verhindert hat.
Auch dem Landsturmmann Karl Meyer, 1. Komp.
Ldst. Batl. Strassburg, wurde eine Belobigung zu Teil, weil
er die Entwendung von Eisenbahnschwellen durch einen
Belgier verhinderte.
Für Heeresangehörige verboten. Seit einigen Tagen
ist an allen Verkaufsstellen des spanisch-amerikanischen
Hilfskomitees in den belgischen Orten eine Tafel angebracht
mit der deutschen Aufschrift Der Kauf in diesem Ge-
schafthause ist samtlichen Heeresangehörigen verboten
Es ist das auf Veranlassung der Etappen-Inspektion
geschehen.
Bei Paketsendungen in die Heimat sind nach Meldun-
gen des Zollamtes in Hamburg Verstösse gegen die Versand-
bestimmungen vorgekommen. Der Herr Etappen-Inspekteur
kündigt nunmehr an, dass er gegen jeden, der in Zukunft
gegen die bestehenden Bestimmungen handelt, wegen Unge-