11. Februar 1916
Wer geht mit nach Flandern
Bilder aus Gent.
AALST (Belgien).
Unser Hauptmann geht nach Flandern
Wer geht mit
Ei, nach Flandern auszuwandern
1st ein weiter, weiter Ritt
Wer geht mit
Ei, wir scheuen keine Mühen
Wir gehn mit
Weil auf Miihen Ehren bliihen,
Gehn wir all in Schritt und Tritt
Alle mit
Kugeln pfeifen drauss in Flandern
Wer schiesst mit?
Trifft's den einen, trifft's den andern,
Einen jeden trifft es nit
Wer schiesst mit
Ei, wir alle können schiessen,
Schiessen mit
Blut wird fliessen, wenn wir schiessen,
Drum, Herr Flauptmann, eine Bitt
Nimm uns mit
Viele fallen drauss in Flandern
Wer stirbt mit
Reiht ein Hügel sich zum andern
Tod in Ehr ist deutsche Sitt
Wer stirbt mit
Ehe Deutschland fallt in Scherben,
Fall'n wir mit
Um für deutsche Ehr zu sterben,
Gehn wir all in Schritt und Tritt
Alle mit
Off.-Stellv. W. B u s c h.
Im Festpalast.
Nahe bei dem Bahnhof Sankt Peter liegt der ehemalige
Festpalast mit seinen gewaltigen Raumen, die tausende und
aber tausende zu tassen vermogen, jetzt ist er zum Lazarett
für die Leichtkranken und Genesenden eingerichtet worden.
Man hatte keinen für diesen Zweck geeigneteren Platz in
Gentfinden können. Schattige Promenaden Ziehen sich rings
um die Gebaude herum und halten das larmende Leben der
Grossstadt fern, in Blumengarten liegen sie eingebettet,
weite Terassen locken aus dem Innern heraus in die Sonne
und frische, reine Luft.
Eine gewaltige, glasgedeckte, wohl 200 m lange Halle,
auf deren Dach nun das rote Kreuz leuchtet, bildet den
Mittelpunkt des Ganzen. An sie schliessen sich grosse Ge
baude und Sale an, die aber neben ihr wie kleine Anbau-
ten erscheinen. Hier in diesen Nebenraumen stehen die
Betten der Lazarettbewohner. Hohe, luftige, freundliche
Raume, behaglich durchwarmt. Da ist die Ausgabestelle von
Wasche, dort die von militarischen Bekleidungsgegenstan-
den, die den aus dem Felde Ankommenden abgenommen
wurden und die den Abmarschierenden wieder gereinigt und
in Stand gesetzt ausgehandigt werden. Wir kommen an den
Raumen für zahnarztliche Behandlung vorbei. Immer wieder
neue Krankensale. Ein grosser Saal in dem Lichtbildervor-
trage und andere Abendunterhaltungen abgehalten werden,
ihm gegenüber liegt auf der anderen Seite der Halle der
Raum, der als Kirche benutzt wird.
Die grosse Halle selbst dient dem Aufenthalt bei
schlechtem Wetter. Ein Zaun teilt sie in zwei Teile hier die
Genesenden, dort die Leichtkranken. Man hat in ihr ein paar
Einbauten gemacht, noch ein paar Raume für Kranke, sogar
mit einem Springbrunnen, auch Küche und Speisesaal der
Genesenden befinden sich hier, eine Trockenanstalt für
die gewaschenen Uniformen ist im Bau begriffen. Hier
in langer Reihe Waschgelegenheit für Gesicht und
Hande, dort für die Füsse. Eine Badeanstalt ist natürlich
vorhanden, aber auch ein Freiluft-Sonnenbad, eiektrisches
Lichtbad und Warmluftbadeeinrichtung. Eine Reinigungs-
und Desinfektionsanstalt für die verlausten und mit Keimen
ansteckender Krankheiten behafteten Kleidungsstiicke darf
nicht fehlen.
Zweierlei aber muss man rühmend hervorheben.
Das ist einmal die peinliche Sauberkeit, die uns überall
begegnete und die sich auf alles, vom Bett bis zur Bedürfnis-
Anstalt hin, erstreckte, und zum anderen der Gedanke, dass
das alles, was wir sahen, von den immer wechselnden Be-
wohnern aus eigenem Können geschaffen wurde. Sie haben
sich ihre Bettstellen zusammengezimmert, sie haben die
Wasch- Bade- und son'stigen Einrichtungen nach und nach
geschaffen und unter zielbewusster Leitung streben sie da-
nach, diese Kranken- und Erholungsstatte noch immer mehr
zu vervollkommen.
Gottesdienst.
Sonntagmorgen. Gleich ist es 10 Uhr. Eine Abteilung
Feldgrauer nach der anderen rückt in die Nebenhalle des
Festpalastes, die zur Abhaltung von Gottesdiensten einge
richtet ist, ein. Wohl an tausend haben sich eingefunden,
aber noch ist der Raum erst zur Halfte gefülit.
Die Liturgie. Durch den Palast rauschender Feste und
weltlicher Freuden erklingt eindrucksvoll das schlichte evan-
Schriftltg. Geir. W. NEUHAUS, I. Comp. Ldst. Batl. Hersfeld z. Zt. Aalst (Belgien)
Die Zeitung erscheint am i. n. und 21. jeden Monats.
Bezugsbedingungen Bei Sammelbestellungen imindestens 10 Stiick') durch
die Kompagnien Preis 10 Pfg f. d. Nummer. Abrechnung monatlich. Bei Einzelbezug
15 Pig, der Betrag für die gewünschte Zahl von Nummern ist im vo.raus einzusenden.