Nr. 22
l.Marz 1916
Belgisches Blut in Deutschland.
Wer kann den Gedanken wehren
AALST (Belgien).
Wer kann den Gedanken wehren
Sie sind bei den ringenden Heeren...
Wer kann jetzt schlafen, wer kann jetzt ruhn,
Wer kann wie sonst sein Tagwerk tun
Gedanken kommen gesprungen,
Flugs sind sie wieder da draussen im Feld,
Bei euch. ihr stahlgrauen Jungen,
Von denen jeder ein Held
Wer kann den Gedanken wehren
Sie sind bei den tapferen Heeren.
Sie halten treulich Schritt und Tritt,
Sie kampfen und sie stiirmen mit
Bei schmetternden Trompeten.
Und legt ihr mtide euch aufs Ohr,
Da heben sie sich zu Gott empor,
Für euch, ihr Kampfer, zu beten
Wer kann den Gedanken wehren
Sie sind bei den siegenden Heeren...
Wer kann jetzt schlafen, wer kann jetzt ruhn,
Wer kann wie sonst sein Tagwerk tun
Gedanken kommen gesprungen,
Flugs sind sie wieder da draussen im Feld.
Bei euch, ihr siegreichen Jungen,
Von denen ieder ein Held.
Karl Strecker.
Schon wiederholt ist in dieser Zeitung auf die
mittelalterlichen Einwanderungen von Flamen nach
Deutschland kurz hingewiesen worden. Nun linden
wir über dieses Thema in der Zeitschrift Nieder-
sachsen (Schiinemann-Bremen) eine langere Abhan-
lung, der wir folgendes entnehmen
Die Jahrhunderte hindurch sind Belgier in grossen
Mengen nach Deutschland gestroemt und haben hier
ihre zweite und dauernde Heimat gefunden. Sie haben
den Grund zu zahlreichen Siedelungen aui deutschem
Boden gelegt, haben in weiten Gauen das Volk von
Grund aus umgewandelt Ihre Nachkommen leben
noch jetzt auf deutschem Boden, meistens allerdings
nicht mehr erkennbar, indem der Wandel der Zeiten
die Spuren des ursprünglichen Belgiertums verwischt
und dieses in das Deutschtum aufgehen liess. Wie viele
deutsche Soldaten sind nicht seit August 1914 in Bel
gien eingezogen, deren Ahnen einst an den Ufern der
Schelde und der Maas sassen, dieselbe Zunge spre-
chend wie die, die heute ihre Nachgeborenen Wesens
verschiedene schelten, nur wert, ewig gehasst zu
werden.
Die ersten Einwanderer aus Belgien werden zu
i den Zeiten Karls des Grossen nach Deutschland ge
I kommen sein, und zwar mit den Franken, die dieser
Kaiser an die Stelle ausgetriebener un'd getöteter
Sachsen ansiedelte. Nach den Chromken muss die
Zahl dieser Franken sehr bedeutend gewesen sein.
Zweifellos sind flamische Belgier darunter gewesen,
die einen wichtigen Teil des Frankenvolkes ausmach-
j ten Stand doch die Wiege des kaiserlichen Hauses im
heutigen Belgien. Was lag da naher. dass man bei der
Auswahl der Kolonisten auf dem eroberten Lande die
Gegenden bevorzugte, deren Ins.ssen man als treu und
zuverlassig kannte Belgische Einflüsse sind allenthal-
j ben erkennbar. Klöster und Stifte in Belgien und
Nordostfrankreich sandten ihre Sendlinge nach Nie-
i dersachsen, um Töchterinstitute zu begründen.Corvey,
Walsrode usw. verdanken diesem Streben ihre Ent-
i stehung.
Weit besser geschichtlich bekannt sind die spiite-
ren Einwanderungen in Deutschland, die wahrend des
Mittelalters vor sich gmgen. So zahlreich sind sie ge
wesen, dass sie selbst im Liede festgehalten wurden.In
einer Sammlung alter flamischer Lieder finden wir das
alte Lied, das die Sehnsucht der mittelalterlichen Bel
gier ausspricht, nach Deutschland zu gelangen. Es
lautet
Naer Oostland willen wy ryden,
naer Oostland willen Wy mee,
all over die groene heiden,
frisch over die heiden,
daer isser an betere Stee. t**
Hoffmann von Fallersleben bezieht dieses Lied
auf die Auswanderungen der Flamen und der iibrigen
Niederlander nach dem deutschen Osten wahrend des
12. und i3. Jahrhunderts. Hierher ist auch der Haupt-
strom der flamischen Auswanderung gegangen. Nach
dem westlichen Deutschland sind nur verhaltnismassig
wenig Belgier gelangt, nach den Urkunden, Chroniken
und Erinnerungen des Volkes zu urteilen.
Diese Belgier kamen ungefahr vom 11J ahrhundert
an nach dem Westen, als man daran ging, die Wiilder
zu roden und die Oedlandereien um den Harz herum
und an den Fliissen und in den Talern urbar zu
machen. Flamische Bauern halfen mit, die Urwalder
Schriftltg. Getr. W. NEUHAUS, i. Comp. Ldst. Batl. Hersfeld z. Zt. Aalst (Belgien)
Die Zeitung erscheint am I. n. und 21. jeden Monats.
Bezugsbedingungen Bei Sammelbestellun gen tmindestens 10 Stuck) durch
die Kompagnien Preis 10 Pig f. d. Nummer. Abrechnung monatlich. Bei Einzelbezug
15 Pig. der Betrag für die gewünschte Zahl von Nummern ist im voraus einzusenden.
reisen. mit. Statte.