Allerlei aus Belgien.
Die belgischen Buchhandlungen duerl'en ihre Vorraete
an deutschen Zeitungen u. s. w. bis zuin 1. Maerz noch aus-
verkaufen.
Belobigungen durchden Herrn Ktappen-Inspekteur
Ich sprechc dem Landsturmmann Karl M ey, 2.Komp.
Batl. Strassburg, meine besondere Anerkennung aus,
weil er auf Posten an einem Bahnuebergang einen nach
Anruf aul' dem Rade fluechtenden Belgier durch einen
Schuss so verwundete. dass seine Feststellung dadurch
ermoeglicht wurde.
Ausserdem belobige ich die Landsturmleute H a p p e 1
und Baldszum, 3. Comp. Batl. Marburg, die als
Bahnpatrouille einen Eisenbahnzug so rechtzeitig vor einer
umgewehten Telegrafenstange zum Halten brachten, dass
jeglicher Schaden vermieden wurde.
Schnelle Beförderung von Paketen aus der Heimat.
Am Sonnabend Abend jeder Woche rollen vom Militaer
Paket Depot Hamburg Wagen mit Privatgut der Heeres-
angehoerigen ab, die am folgenden Dienstag am Et. Haupt-
ort entladen werden. Eilige Pakete und Frachtstuecke i'uer
die den Truppen und Formationen der Et. Insp. angehoe-
renden Offiziere, Unterotiiziere und Mannschaften muessen
so zeitig nacli Hamburg abgesandt werden, dass sie spaete-
stens am Sonnabend vorm. beim Militaer Paket-Depot
eingehen.
AUS DEM GOUVERNEMENT.
Die Nr. 44 des Militaer Verordnungsblattes'enthaelt
folgende Belobigungen von Landsturmleuten.
1Bei der aeusserst schwierigen Bergung eines voll
Wasser gelaul'enen grossen Prahmes, der die Kriegsbruecke
in Wepion (Maasi bedrohte, zeichnete sich vor allem der
Landsturmmann Bach, 1. Komp. 1. Batl. Dresden,
durch Tatkraft und Ausdauer aus.
Dem energischen Eingreifen des Unteroffiziers Drees
(4. Komp. 1Batl. Muenster) und den Leuten seiner Pa
trouille gelang es, aus einem lichterloh brennenden Hause
in Namècheeine Anzahl Moebel zu retten und damit den in
bedraengter Lage sich befindenden Besitzer vor grossem
Verlust zu bewahren Zufaellig war dieser ein deutscber
Kriegs-Veteran, der 1870 bei Mars-la-Tour schwer verletzt
wurde
Durch das entschlossene und sachgemaesse Vorgehen
des Feldwebels G u t h e i 1 und des Ersatzreservisten
B a r t h 2. Komp. 1. Batl. E r 1' u r tbei einem Brande
in einem Nebengebaeude des Eisenwerks St. Joseph in
Gouvin wurde ein weiteres Umsichgreifen des Feuers ver-
huetet.
Mannschaften der 2. Komp. Batls Barmen retteten
aus einem brennenden zweistoeckigen Hause in Manage
alles Mobiliar und loeschten den Brand.
Einer Bahnwache der 1. Komp. 2. Batl. H amburg
gelang es, 16 Belgier, die in St. Ghislain Kolden gestohlen
hatten, festzunehmen.
Unteroffizier L e i s t n e r (2. Komp. Batl. Z w ickau)
bat sic.h als Polizeiunteroffizier bei der Ortskommandantur
Tournai durch besondere Energie bei Ausuebung seiner
sittenpolizeilichen Pflichten ausgezeichnet Er bat dadurch
viele Kameraden vor gefaehrlicher Erkrankung bewahrt.
Landsturmleute von den Batln. Ludwigshafen,
T i' i e r, M ueuste r und Leipzig haben sich bei
der Ausuebung des Bahnsicherungsdienstes verdient ge-
macht. Der Bruch der Pleuelsrtange an der Maschine eines
Militaer-Transportzuges, ein Achsenbrand und ein Schie-
nenbruch wurden rechtzeit entdeckt eine schwere eiserne
Tuer, die von einem Zuge auf die Schienen herabgefallen
war und fuer einen kurz darauf die Strecke fail renden
Gueterzug eine schwere Gefahr bildete, wurde noch frueh
genug entfernt.
Die Antwerpener Diamanten-Industrie. England und
Belgien. Wir haben schon darauf hingewiesen. wie man
unter Ansnuetzung der nach England geflohenen belgischen
Arbeiter die Mechelner Moebelindustrie nach England zu
verpflanzen sucht. Nun weiss der Belg. Kurier wieder
von einer aehnlichen englischen Liebenswuerdigkeit gegen
das verbuendete Belgien zu berichten.
Es werden naemlich in London alle moeglichen
Vorkehrungen getroffen, urn die zukuenftige Taetig-
keit der Antwerpener Diamantschleifereien zu untergraben
und den britisclien Diamanthandel ueberhaupt von den
kontinentalen Schleifereien unabhaengig zu machen. Und
das schoenste bei der Geschichte ist, dass es b e 1 g i s c h e
Arbeiter s i n d, die man dazu heranzieht
und n o e t i g t. ihren eigenen Erwerbzweig
im Heimatland zu ruinieren.
Die Antwerpener Diamantschleifer, die infolge der Ein-
stellung der Betriebe, nach Ausbruch des Krieges, brotlos
geworden waren- und infolgedessen erst nach Holland und
dann nach England uebersiedelten, sind aufgefordert
worden, an der Einrichtung von englischen Schleifereien.
nach dem Muster der in Belgien bestehenden mitzuwirken.
Diese Aufforderung war natuerlich mit einem „Befehl"
gleichbedeutend, denn eine Weigerung seitens der unbe-
schaeftigten belgischen Diamantschleifer haette ihre Aus-
hungerung zur natuerlichen Folge gehabt.
Bis zum Ausbruch des Krieges kamen saemtliehe nus
den englischen Koloniën herruehrende Diamanten in rohem
Zustande nach Antwerpen und nach Amsterdam, wo sie
geschliffen wurden, bevor sie in London auf den Markt ge
bracht werden konnten. Nun, da die Englaender ueber
b i 11 i g e und zahlreiche Arbeitskraefte dieser Bran
che verfuegen, benuetzen sie die Gelegenheit und beuten
deren Notlage aus, urn sich zum allergroessten
Schaden der Antwerpener Industrie eine eigene Diamant-
schleiferei einzurichten.
Die Genter Junggesellensteuer, die, wie wir hier
schon berichteten, von der Gemeindeverwaltung beschlos-
sen war, ist nun von der „Deputation Permanente" ge-
nehmigt worden. Alleraings lehnte sie eine Besteuerung der
geistlichen Personen durch die ergaenzende Steuer ab.
(Bekanntlich setzt sich die Steuer aus einer Kopfsteuer,
je nach der Hoehe des Alters 5 - 30 Franken jaehrlich, und
einer ergaenzenden Abgabe, 10- 300 Franken
jaehrlich, die sich nach dem gesamten Mietswert des
Hauses, in dem der betreffende Junggeselle wohnt, richtet,
zusammen Die 400 Priester, die in Gent leben, bezahlen
also nur die Kopfsteuer, da die Deputation der Ansicht
war, dass die Gebaeude, in denen die Geistlichen wohnen,
als gemeinnuetzige, im Dienst der christlichen Naechsten-
liebe stehende Anstalten zu betrachten' seien.
Kinderarbeit in Belgien. Der Abgeordnete Huyinjins
gab in der Kammersitzung vom 17. Febr. 1914 in Bruessel
folgende vier Bilder, die in grollen Farben die Schutzlosig-
keit der Kinder ihren Ausbeutern gegenueber vorfuehren.
1. B i 1 d. Eine Zigarrenmacherlamilie in Geeraards-
bergen. Der Arbeitsraum dient gleichzeitig als Kueche und
Schlafkammer. Alle sechs Personen zusammen verdienen