j Allerlei Fröhliches "fiir die I Landsturm=W achstuben Landsturm=Briefkasten penbewegungen und andere militaerische Vorgaenge dem Feind zu uebermitteln. Ein minder schwerer Fall wurde nur deshalb angenommen, weil esgelungen ist, saemtliche Spionagezettel abzufangen, bevor sie in feindlichen Be- sitz gelangt sind. Lediglich aus diesem Grunde konnte von der Vorhaengung der Todesstrafe abgesehen werden. Ein Maschinenschlosser erhielt wegen Beihilfe zum vollendeten Kriegsverrat drei .Tahre Zuchthaus, eine Hol- laenderin wegen versuchter unerlaubter Briefbefoerderung neun Monate Gefaengnis. Feldpostbrief. Die Baronin von H. hatte sich die Adresse eines Kriegers geben lassen, um ihn durch Liebesgaben zu erfreuen Sie schrieb dem Manne ihren Entschluss und forderte ihn auf, ihr alleseine Wuensche und Beduerfnisseauszudruecken. Dieser, des schriftlichen Ausdruckes ungewohnt, und betroffen von der Anfrage einer so vornehmen Dame, druckt lange an der besten Fassung seines bescheidenen Wunsches herumund aeussert sich dann so Werte Baronin Teile Ihnen mit, dass ich meine ganzen Beduerfnisse gern in einer wollenen Unterhose zum Aus- druck bringen moechte Liebe Jugend! Exzellenz besichtigt in einem nord- franzoesischen Staedtchen die dort in Reserve liegenden Truppen. Beim Parademarch kommt am Schluss eine Landsturmkompanie nicht gerade glaenzend vorbei. ,,Was sind denn das fuer Leute fraegt Exzellenz. Das ist die Landsturmkompanie, sagt der Adjutant. Ha, denn is jut, ich dachte Wallfahrer Ziehen durch das Tal Meldung". Ort Grenzschutzwache. ZeitMaerz 1916. Meine Leute stehen auf einer Strecke von etwa zwoelf Kilo- metern laengs der Grenze Posten. Der Weg ist mit dem Rade fahrbar. Nach schoenen warmen Tagen trat wieder Schnee und Kaelte ein. Ich fahre mit dem Rade meine Posten ab. Alle Posten haben bis jetzt instruktionsgemaess, waehrend ich am einzelnen Iangsam vorbeifahre, richtig gemeldet. Jetzt komme ich zu meinem Freund Mueller XVII dem Schreckenskind der Kompanie. Meine Annaeherung stoert ihn nicht. Wie ich nun dicht bei ihm bin und er immer noch nicht mel- det, steige ich ab und sage Na Da bekomme ich als Meldung die tiefsinnige Antwort ,,S' werd wieder Winter, Herr Leitnant (Lustige Blaetter.) Zwischengespraech. Landsturmmann K. kommt aus dem Feld nach einjaehrigem Frontdienst zur Erholung nach der Heimat und findet sich am gewohnten Stammtisch zum Daem- merschoppen ein. Zufaellig und ausnnhmsweise hat auch der ebenso hagere wie ewig noergelnde Hutmacher X. am gut besetzten Stammtisch Platz genommen. Er begruesst K. ueberschwenglich hoeflich, aber schon reizt ihn die jeder Auszeichnung noch bare Brust des Landsturmman- nes zu der Frage, wie lange er eigentlich im Feld gewesen sei. Grad ein Jahr sagt dieser, worauf X. meint Ja so was, so lang, und dabei noch gar kein Baendchen erwischt Der stramme Vaterlandsverteidiger laesst sich aber durch die giftige Bemerkung ganz und gar nicht aus der Ruhe bringen. Er nimmt lediglich einen kraeftigen Schluck, wischt sich den maech- tigen Bart und sagt dann zu dem Noergler, indem er ihm auf die eckige Stirn tippt Das leere Knopfloch laesst mich ganz °hne Sorg', wenn's aber da drinn leer is, das steil' i mir schreck- lich vor Die stattliche Tischrunde trank ploetzlich Rest. Das Zwischen gespraech war beendet (Simplicissimus.) Die Landstiirmer und die Sommerzeit Ich kann mir nichts dabei denken, sagte Jochen Piepenmaul am 30. April, ich schiebe heute genau so meine Wache wie sonst. Ja wenn ich die dritte Nummer haette... ja.denn waers was anders, dann schoebe ich eine Stunde weniger. Landsturmmann Immerfroh ist ganz begeistert Kinders rufter. wenn nun jetzt bis zum September der Krieg aus ist, ist der Frieden eine Stunde frueher da ,,Das ist eine boese Rechnerei hier in dem verflixten Lande Erst die daemlichen Centimes, Centen u. Franks, dann die bel- gische Uhr und deutsche Uhr, und nun kommt die Sommeruhr dazu. Mir macht's nichts aus, ich habe meine Uhr daheim gelassen. Muessen denn nun alle Uhren eine Stunde vorgeschoben werden fragte mich einer. Gewiss alle sagte ich. Na, da bin ich aber neugierig, was meine Altsche daheim mit der Sanduhr macht Himmel, wie wird die Welt militaerisch Jetzt lassen sie sogar den Mai eine Stunde frueher antreten Wat meenste, werden se uns de Stunde an de Loehnung abziehen „Erst haben sie das Brot mit Kartoffelmehl und dann die Zigarren mit Kartoffelkraut gestreckt, nun strecken sie den Tag um eine Stunde, und hoffentlich streckt der Vierverband bald alle Viere von sich Geht mir mit eurer Sommerzeit", sagte Getreiter Buecher- wurm, das ist doch was Uraltes. Paul Gerhardt sang schon Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser schoenen Som merzeit! und Scheffel dichtete Ich will zur schoenen Sommer- Sommerzeit ins Land der Franken fahren. An alle Einsender von Beltragen. Wir bitten dringend alle Beitraege in deutlicher lateinischer Schrift abfassen zu wollen. Mitarbeit ist immer sehr erwuenscht- Heringen. Ich wuerde mir ueber eine derartige Aeusserung eines Unberufenen kein graues Haar wachsen lassen. Natuerlich haette sich die Schriftleitung Ihres Heimatsblaettchens den Mann etwas genauer ansehen koennen, ehe sie seine Worte weiter gab. Nachdruck der durch bezeichneten Beitrage ist nur mit genauer Quellenangabe Landsturm (Aa 1 st- Belg ien) erlaubt. (Simplicissimus.l

Digitaal krantenarchief - Stadsarchief Aalst

Landsturm | 1916 | | pagina 8