Verordnungen und Bekanntmachungen fiir die besetzten Gebiete. Nachrichten aus den Kompanien I Allerlei Fröhliches für die I Landsturm=W achstuben Vom alten Bliicher. verheimlicliten Hafer ausflndig zu rnachen. Der Hafer wurde beschlagnahmt. Schmuggler. Eine Grenzpatrouille des Ldst. Batls. St.- W e n d e 1 nahm zwei Franzosen fest, die Waren aus Belgien nach Frankreich schmuggeln wollten. Auf dem Wege zur Wache erg riff' einer der Festgenommenen die Flucht, er wurde weil er auf den Haltruf des Landsturm- inanns Kuehn niclit stehen blieb von diesem durch einen Schuss getoctet. Verkebrsbestimmungen. Am 15. April sind fuer das Gebiet des General-Gouvernements neue Passbeslimmungen erlassen worden, aus denen wir die Hauptpunkte hier wie- dergeberi Jede Person jeder Staatsangehoerigkeit hat nach Vol- lendung des 15. Lebensjahres einen Personal-Ausweis bei sicli zu fuehren. Alle Eingereisten haben sich innerhalb 48 Stunden bei dem zustaendigen Passbuero zu melden. Ausser dem Personal-Ausweis ist ein Passierschein erforderlich bei der Einreise in das Gebiet, fuer die Ausreise aus dem Gebiet und die Durchreise durch das Gebiet des General-Gouvernements. Innerhalb des General Gouvernements ist jeder Ver- kehr (mit Ausnahme des Kraftwagen- und Fahrradverkehrs) passierscheinfrei, nur die der Meldepflicht unterstehenden Personen beduerfen fuer Reisen der Erlaubnis des zustaen digen Meldeamts. Nach den Orten des Grenzzonengebiets laepgs der Etappe ist der Eisenbahnverkehs passierscheinpflichtig. Reisen nach Orten des Grenzzonengebiets gegen Hol land werden nur in dringenden Ausnahmefaellen gestattet. Die Abgrenzungslinie nach Holland wird uebrigens dem- naechst noch weiter hinausgeschoben und dadurch das Grenzzonengebiet auf ein Minimum lieschraenkt werden. Bestechung. Der Militaergouverneur von Antwerpen erlaesst folgende Bekanntmacliung Trotz schwerer Bestrafungen wiederholen sich fortge- setzt die Faelle, in denen Personen wegen Bestechung deutscher Soldaten oder Beamten zur Verantwortung gezo gen werden muessen. Personen, die deutschen Soldaten oder Beamten Geld oder andere Geschenke und Vorteile anbieten oder verspre- clien, urn sie zu einer Verletzung ihrer Dienstpflicht zu bestimmen, insbesondere zur Freilassung oder Unterlassung der Anzeige bei Entdeckung einer strafbaren Handlung, sind nach den bestehenden Strafgesetzen wegen Bestechung mit Gefaengnis zu bestrafen. Icti weise auf die Bestimmung aus- druecklich in und warne die Bevoelkerung vor Zuwider- handlungen. Batl. Hersfeld u. Batl. Metz. Kameradschaft- 1 i c h k e i t Zum Besten der Frau und dor Kinder des in Ausuebung seines Dienstes durch feige Hinterlist von einem Belgier ermordeten Landsturmmanns Fuss (1. *Komp. Batl. Hersfeld) haben die Angehoerigen des Ldst. Batls. Hersfeld und der beiden dem Bataillon angeschlossenen Kompanien des Halbbataillons Metz eine Geldsammlung veranstaltet, die eine Summe von 1010 M einbrachte. Eine schoene Betaetigung treu-kameradschaftlichen Sinnes. Die Erinnerung an Bluecher, den Helden des Befreiungs- krieges vor hundert Jahren, den Marschall Vorwaerts ist im deutschen Volke lebendig geblieben bis auf den heutigen Tag. Mit Begeisterung singen die Jungen noch jetzt das praechtige Lied Ernst Moritz Arndt's vom Feldmarschall Der Mann ist er gewesen, als alles versank, Der mutig auf gen Himmel den Degen noch schwang. Da schwur er beim Eisen gar zornig und hart. Den Welschen zu weisen die deutscheste Art und die Alten erzaehlen noch gern viele Kernsprueche von ihm, die uns den urdeutschen Mann in all seiner geraden Derbheit, Schlichtheit und Ehrlichkeit vor Augen stellen. Wir wollen hier einige zu Nutz und Frommen unserer Leser zum Besten geben. Sehr schlecht war er auf die Englaender zu sprechen, trotz- dem sie damals Preussens Verbuendete gegen Napoleon waren und man den Feldmarschall, als er 1814 London besuchte, dort begeistert empfing. Wenn die Englaender Pfunde zahlen, so wollen sie Zentner dafuer sehen pflegte er zu sagen. Krae- mervolk Nebelkraehen und Spleenritter waren seine Lieblingsausdruecke fuer sie. Ganz besonders aergerte es ihn, dass die Plumpuddings- und Beefsteaks-Fresser seinen ehr- lichen deutschen Namen Bluecher zum Bluttscher engli- sierten. Die Stadt London gab ihm damals das Buergerrecht Viel Ehre, wenn ich mich nur nicht mitboxen soil sagte er. Die Universitaet Oxford sandte ihm das Doktordiplom. Wie Ochs Ochse fort fragt er, absichtlich inissverste- hend, das klingt nicht sehr gastlich Als die Abreise kam, meinte er Es ist Zeit. dass wir das Inselland verlassen, sonst haetten Lob und Luft mich benebelt, dass auch ich einen Spleen nach dem Kontinent gebracht haette". Als am 16. Juni 1815 Bluecher bei Ligny die zugesagte englische Hilfe nicht erhielt und sich infolgedessen vor Napoleon zurueckziehen musste, hat er das treffliche Wort gepraegt Uebung von Recht und Pflicht ist nach der ens;ischen Praxis ein Gummi-Elastikum Seit Ligny war ihm Lord Wellington, der englische Feldherr, sein „englischer Herr Bruder Elastikum". Als aber am 18. Juni die Englaender von Napoleon bei Waterloo hart bedraengt wurden, und Wellington Boten auf Boten zu Bluecher sandte und urn Unterstuetzung durch ein Armeekorps bat, meinte Bluecher Sieh, sieh, nu reckt sich der englische Gummi bis zu uns, da der Feind ihnen auf die rote Jacke rueckt. Aber ich werde kein Korps senden, sondern mit der ganze Armee kommen- Und er kam, trotz der Ermuedung seiner Truppen, trotz des furchtbaren Regenwetters und der grundlosen Wege. Kinders rief erin den Regen hinein, das ist ja unser alter Verbuendeter von der Katzbach her da werden wir heute dem Koenige viel Pulver sparen Dafuer aber mehr Kolben verbrauchen riefen, neu ermutigt durch diese Ansprache, mehrere Stimmen aus dem Gliede. Oft stockte der Marsch bei unueberwindlichen Hindernissen. Kinder rief der Alte, ich habe meinem Bruder Wellington Hilfe verspro- chen, und ihr werdet doch nicht wollen, dass ich wortbruechig werden soil Und alle spannten ihre letzten Kraefte an. Endlich und noch zur rechten Zeit kam man auf dem Schlachtfelde an Als die preussischen Kartaetschen in die feindlichen Reserven hineinfegten, rief Bluecher Ah, das tut ihnen aber gut". Er war selbst mitten unter seinen kaempfenden Soldaten Schlagt sie nieder, die hochnasigen Lorbeerfresser Lasst die Pariser Tanzmeister ueber die Klinge springen feuerte er sie an.

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Landsturm | 1916 | | pagina 7