Nr. 32
11. Juni 1916
Pfingstspruch
Pfingstgeist.
AALST (Belgien).
O du Geist der ew'gen Liebe,
Geist der Gottesritterschalt,
wollest pfingstlich uns durchgliihen
mit den Stromen deiner Kralt,
dass die deutschen Waden strahlen
sieggesegnet, heil'ger Geist.
und du dann dem Friedensvolke
seiner Seele Sonne seist Reinhold Braun.
Und als der Tag der Pfingsten erfïillt war, waren
sie alle einmütig beieinander. Und es geschah schnell
ein Brausen vom Himmel.als eines gewaltigen Windes,
und erfüllte das ganze Haus, da sie sassen. Und es
erschienen ihnen Zungen zerteilt wie von Feuer und
er setzte sich aul einen jeglichen unter ihnen, und wur-
den alle voll des heiligen Geistes, und fingen an, zu
predigen mit anderen Zungen, nach dem der Geist
ihnen gab auszusprechen. (Apostelgesch. 2, 1-4).
Man mag die Geschichte nehmen, wie man will
mit frommem Sinn an jedem Wort schlichtglaubig
iesthalten oder die Wunderzeichen als spatere Aus-
schmiickung oder dem einfachen Geinüt leichtfassliche
Darstellung des wunderbaren Vorgangs, der sich i n
den Seelen derjiinger vollzog, ansehen an der
Tatsache kommt niemand vorüber, dass mit diesem
Tage, mit diesem Zusammensein ein anderer Geist
iiber die Jiinger kam. Waren sie vorher noch voller
Zweifel und Zagen,verwirrt und mutlos, diese Pfingst-
stunde hat alles das fortgewischt aus ihrer Seele, hat
ihnen feste Zuversicht, tiefen Glauben und den Mar-
tyrermut eingebrannt, den sie notwendig haben
mussten. wenn sie gegen eine Welt das Evangelium
verkündigen wollten, zu dessen Vorkampfern sie der
Herr berufen hatte. Ohne diesen Geist waren sie und
ihre Arbeit untergangen im Spott und gegen den Wi-
derstand ihrer Gegner, aber von diesem Geiste beseelt,
legtensiedas Samenkom zu dem gewaltigen Baum,
der heute segenspendend seine Zweige iiber den gan
zen Weltball streckt, die christliche Kirche. Wahrhaft
ein heiliger Geist
Wir denken zurück an die Tage des Kriegsbeginns.
Haben wir damals nicht auch diesen Geist der glau-
bensstarken Zuversicht verspiirt, als er wie ein Sturm-
brausen durch unser Land fuhr und die Herzen entzlin-
dete zu heiliger Liebe fürs Vaterland. Zagend hatten
wir oft vorher im Geiste erwogen, was aus uns werden
sollte, wenn gleichzeitig mehrere Feinde uns iiberfallen
würden, jetzt waren sie da, mehr als wir gedacht hat-
ten, vom Meer, von Ost und West stiirmten sie aut
uns ein. Aber nicht einen Augenblick stieg auch nur
ein Schatten von Furcht in uns auf, wir waren ja voll
des Geistes, voll des heiligen Geistes, der kein Bangen
und Weichen kennt, voll des Geistes, der uns aus dem
Lutherlied kampfbereit und todverachtend anweht
Und wenn die Welt voll Teufel war
Und wollt uns gar bezwingen,
Wir fiirchten uns doch nicht so sehr,
Es muss uns doch gelingen...
Ja gelungen ist es. Und nicht die Zahl der Streiter,
nicht die Ueberlegenheit der Waffen war es, die unsere
Heere so Gewaltiges erringen liess, es war der Geist,
der in ihnen wirkte, ihre Kraite verdoppelte und ihre
Schwerter führte. Der Geist unsrer Vater, der uns
mahnend zurief, das, was sie in ahrhunderten errun-
gen, uns nicht entreissen zu lassen der Geist, der aus
dem Gefiihl zu uns sprach, dass wir nicht leichtsinnig
das Schwert der Scheide entrissen hatten, sondern
erst in letzter Not als die höchsten Giiter der Erde
Recht, Freiheitund der heimatliche Herd in schwer-
ster Gefahr waren; der Geist der Geschichte, der die
Zukunft unseres Volkes in unsre Hand legte Fiirwahr
ein heiliger Geist, Gottes Geist Er war mit uns und
unserer gerechten Sache.
Durch die lange Zeit des Krieges, durch all die
unendlichen Mühsalen und "gewaltigen Opfer hindurch
hat sich unser Volk. unser Heer und unsre Flotte die-
sen Geist bewahrt. Wohl ist der Ueberschwang der
ersten Wochen gewichen, wohl kam iiber alle manch-
mal ein Zagen und Erschlaffen, wohl legte sich die
schwere Zeit immer schwerer auf die Seele, das liegt
in der menschlichen Natur bei einem solch langen
Ringen, aber wenn es Not am Mann war, wenn es
hiess, dem Feinde die Zahne zu weisen, da war der alte
Geist wieder da und wirkte Wunder deutscher Zfihig-
keit und Kraft, die verschiedenen Kriegsanleihen. die
erbitterten Schlachten um Verdun, der glorreiche Sieg
im Skagerak sind davon Zeugen.
Und das sei unsere Pfingstgebet, dass wir in all der
Not uns nicht vom Mutloswerden iibermannen lassen,
dass wir die alte Zuversicht und den Glauben an den
endlichen Sieg unserer gerechten Sache nicht verlieren,
sondern gleich den Jüngern am Pfmgsttage durch den
Geist geweiht sind fiir alle Zeit, dass wir unsere voile
Schuldigkeit tun, um die Zukunft unseres Vaterlandes
sicher zu stellen und in der Erlüllung dieser hohen
geschichtlichen Aufgabe nicht müde werden. Das sind
Schriftltg.Ge[r'. W. NEUHAUS, x. Komp. Ldst. Batl Hersfeld z. Zt. Aalst (Belgien)
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