Zeitfragen. da sie den Drahtverhau herstellen, werden sie auch Stachelschweine genannt wie poëtisch ist's aber dann, wenn die gleiche Truppe als Erdmann- chen im Innern der Erde sich ihrer geheimnisvollen Arbeit hingibt Die Feldartillerie sind die F e 1 d h a sen; sie jagen über die Felder dahin wie aufge- sprengte Hasen. Wegen der urn den Hals hangenden Kette heisst der Feldgendarm der Kettenhund. Die Bedienungsmannschalten der Fliegerabwehrka- nonen sind die Sterngucker. Die schon im Frie den viel gelasterte Kolonne Brrr (der Train) ist im Kriege zum Spec k fa h re r, aber ganz vornehm auch zur Garde dii Deichsel befördert wor den. Die Infanterie, die Stoppelhopser, haben sich in S a p p e n s c h weine verwandelt. Schliessen wir diese nur ganz kleine Blütenlese mit der Bezeich- nung der Mannschaften des Kriegsbekleidungsamtes als Nahmaschinengewehrabteilung und der kostbaren Benennung der Schneeschuhtruppe als Brettlhupser. Natïirlich müssen auch die Herren Vorgesetzten tiichtig herhalten, von den roten Beenen (General) an bis zum Schnapser dem Gefreiten, oder wie er kurz vor der Belörderung mit seinem neusten Namen heisst, dem U nteroffizi'erstell vertr et er. Der Spiess d. i. der Feldwebel, der Alte für den Herrn Hauptmann und der Ritter (der Rittmeister) sind ja schon von der Friedenszeit her wohlbekannt. Der Feldwebelleutnant ist ein Leutnantsgefrei- t e r, weil er bei seiner Offiziersuniiorm noch den Knopf am Kragen tragt. Fine Zielscheibe harmlosen Witzes bildet auch der Feldgeistliche schon im Frie- den hiess er der Himmelsfahnrich und stellt sich somit neben den Karbollahnrich (d. i. der Unter- arzt) und den wohl im Kriege geschaffenen Mettwurstfahnrich, also den Verpflegungs- offizier eine unzweifelhaft neue Schöpfung für den Feldgeistlichen ist die Sündenabwehrkanone, ein köstliches Seitenstück zur Hunger- und zur Lause- abwehrkanone Aus der Reichstagsrede des Reichskanzlers am 5. Juni 1916. Unsere Friedensbereitschaft. Vor einem halbcn Jahre, am 9. Dezember, habe ich zum ersten Male auf Grund unserer militarischen Lage von unserer Friedensbereitschaft gesprochen. Ich konnte das tun, in der Zuversicht, dass sich die Krieslage weiter ver- bessern würde. Die Entwicklung hat diese Zuversicht be- statigt. Weitere Fortschritte sindgemacht, auf allenFronten sind wir'noch starker geworden. In der kritischen Zeit vom Juli 1914 war es die Auf- gabe eines jeden vor Gott, vor dem Vaterlande und vor seinem Gewissen verantwortungsvollen Staatsmannes nichts ungeschehen zu lassen, was in Ehren den Frieden erhalten konnte. Ebenso haben wir nacli erfolgter Abwehr unserer Feinde nichts unversucht lassen wollen, was geeignet war, die grossen Erschütterungen Europas in diesem Kriege abzuschwachen. Friedensverhandlungen aber können nur ihr Ziel erreichen, wenn sie von den Staatsmannern der kriegführenden Lander geführt werden auf Grund der Kriegslage, wie sie die Kriegskarte zeigt. Von der anderen Seite ist das zurückgewiesen worden. Man hoffte,die Kriegs karte noch zu verbessern. Inzwischen hat sich die Kriegs karte verandert zu unseren Gunsten. Wir haben die Uebergabe der englischen Armee von Kut el Amara und die Niederlage und die gewaltigen Ver biste der Franzosen vor Verdun, das Scheitern der rus- sischen Marzoffensieve, den gewaltigen Vorbruch der österreichisch-ungarischen Truppen gegen Italien, die Si- cherung der Linien vor Saloniki und in diesen Tagen haben wir mit jubelnden und dankbaren Herzen die Seeschlacht am Skagerrak erlebt. So ist die Kriegskarte inzwischen geandert worden. Unsere Feinde wollen auch weiterhin die Augen hiervor verschliessen, (mit erhobener Stimme) dann müssen, dann werden und dann wollen wir weiter kampfen bis zum endgiiltigen Siege. Wir haben das unsrige getan, um den Frieden anzu- bahnen. Unsere Feinde haben uns mit Spotl und Holin zurückgewiesen. Jedes Friedensstreben, das wir jetzt be ginnen würden, ist nichtig und nicht zu seinem Ziele führend. Der Reichskanzler und die Parteien. Soil ich in diesem Kriege, (mit erhobener Stimme) in dem es nur Deutsche gibt, michan Parteien halten. Meine Herren, ich weisssehr wohl, die Unterscheidung zwischen nationalen und anderen Parteien hat in derPolitik vor dem Kriege eine bedeutende Rolle gespielt. Aber die schönste Frucht, die dieser Krieg uns im Innern bringen kann, wird die Zeit sein, wenn wir diese Unterscheidungen ein für alle mal zum alten Eisen legen können. Mein Ver- trauen ist unerschütterlich. Wir stehn im Heldenkampf um unsere Zukunft. Ich sehe die ganze Nation den Heldenkampf um ihre Zukunft kampfen. Alle unsere Brüder, unsere Söhne in treuer Kameradschaft kampfen und sterben miteinander. Da ist bei allen die gleiche Liebe zur Heimat, ob nun die Heimat Besitztümer und Reichtümer umschliesst oder nur die Statte ist, die ilmen das Leben fristet, und diese heilige Pflege der Heimatliebe ist es, die die Herzen stahlt, tagtiig- lich in tausendfaltigen Gefahren dem Tod trotzend und den Tod erleidend. Meine Herren, es gehort ein eisernes Herz dazu, sich dem erdrückenden Eindruck von der Kraft und der Grosse dieses Volkes zu entziehen und sich der heissesten Liebe zu diesem Volke verwehren zu können. Der Glaube an mein Volk und die Liebe zu meinem Volk geben mir die leste Zuversicht, dass wir kampfen und sb-gen werden, wie wir bisher kampften und siegten. Wir fürchten nicht Tod und Teufel. Unsere Feinde wollen es zum Acussersten treiben. Wir fürchten nicht Tod und Teufel, auch nicht den Hungerteu- fel, den sie uns in Land schicken wollen. Die Manner, die um Verdun kampfen, die Manner, die unter Hindenburg kampfen, und unsere stolzen Blaujacken, die es Albion ge- zeigt haben, wie die Ratten beissen, sie sind von einem Geschlecht gezeugt, das auch Entbehruugen zu tragen weiss. Diese Entbehrungen, ich sage es frei und oIFen heraus auch dem Ausland gegenüber, sind da. Aber wir tragen sie, und auch da geht der Kampf vorwarts. Unsere Saaten reifen einer guten Ernte entgegen. Die Verhaltnisse werden nicht schlechter, sie werden besser. Der Sieg am Skagerrak. Dieser Sieg wird uns nicht ruhmredig ruachen. Wir wissen, England ist damit noch nicht besiegt und nicht ge- schlagen, aber dieser Sieg ist ein Wahrzeichen für unsere Zukunft, eine Zukunft, in der sicli Deutschland die Gleich- berechtigung auch auf dem Meere erkampft und damit auch

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Landsturm | 1916 | | pagina 5