An den Hecken in Flandern. Allerlei Fröhliches für die Landsturni=Wachstuben Feldpostbrief des Gefreiten Knetschke. wenn wir an den Vlamenweg in Hersfeld erinnern. Im 12. oder 13. Jahrhundert namlich kamen vlamische Weber nach Hersfeld, die einen wesentlichen Anteil an der Ver- vollkommnung der Spinnerei und Weberei, die noch heute der Haupterwerbszweig dieser Stadt sind, haben. Sie sie- delten sich am linken Ufer der Geis an dem nach ihnen benannten Vlamenweg an. Postalisches. Für alle diejenigen belgischen Postbeamten, die sich s. Zt. der deutschen Verwaltung zur Wiederverwendung iin Postdienst zur Verfügung gestellt hatten, war der 22. Juli ein froher Tag. Da von ihrer Ein- stellung in den Dienst hier im Etappengebiete vorlaufig noch keine Rede sein kann, erhielten sie Wartegelder und zwar ihres ehemaligen Gehaltes mit Nachzahlung vom 1. Marz. Allein in Aalst wurden an diesem Tage Uber 28,000 Fr. von der deutschen Postverwaltung an solchen Wartegeldern ausgezahlt. Traurige Statistik. Die letzte von dem bel gischen Ministerium vor dem Krieg veröffentlichte Aufstel- lung iiber die Personen, welche tiber 21 Jahre alt waren und weder lesen noch schreiben konnten, wies folgende Zahlen auf Briissel (620,000 Einwohn.) Antwerpen (310,000 Gent Mecheln Kortrijk J^Aalst (165,000 60,000 37,000 36,000 14,331 Personen. 20,095 9,148 3,280 4,001 3,249 Vlaamsche Post Das Ergebnis des Jahres. Besetztes Gebiet: Die Centralmachte haben besetzt in Belgien 29,000 Quadratkilometer. Frankreich 21,900 Russland 131,000 Zusammen 181,900 Der Feind hat dagenen besetzt in Elsass 1,050 Quadratkilometer. Gallicien 10,000 Zusammen 11,050 (Deutschland ist 540,000 qkm., Belgien 29,455 qkm. gross.) Gefangene: In Deutschland befinden sich 1.058.869 Gefangene. In Oesterreich 635.534 Zusammen 1.695.403 Gefangene. (Besonders gewaltig war die Zahl der gefangenen Rus sen im letzten Vierteljahr und zwar im Mai 301,075, im juni 220,216, im Juli 221,851. Die drei Monate zusammen ergaben also 743,152 Gefangene.) Kriegsbeute: Geschütze 7-8000. Maschinengewehre 2-3000. Zahlen reden! An den Hecken in Flandern Im sonnigen Mai Wie lasst's sich da wandern I An Wiesenflachen, An traumenden Bachen Und farbigen Blumenrandern vorbei. An den Hecken in Flandern Da lauert der Tod. Gilt's mir, gilt's den andern Der hat sich verschworen Mit tausenden Rohren, Die harren verlangend auf sein Gebot. An den Hecken in Flandern Da liegt manches Grab, So nah eins dem andern. Vom Winde getragen Weht drüber ein Klagen, Fali'n nachtens Trane auf Trane herab. N. Geliebie Anna Dieses will ich hoffen, dass es dir ebenso geht wie mir. Und musst du wissen, dass wir manchmal einen heftigen Fetz verursachen in Frankreich, welches schon der Dichter ausgesprochen hat, indem derselbe die schonen Worte anfertigte Soldatenleben, ei, das heisst lustig sein Denn Herr Oberleutnam hat heute Geburtstag und sprach derselbe infolgedessen gestern Abend Knetschke, ich will ein Festessen geben, schlachten Sie den Turko Geliebte Anna Derselbe war ein Schwein, welches unser Zug infolge von Mitleid in frierendem Zustande gefasst hatte und hatten wir demselben eine Turkojacke verpasst sowie Koppel, wodurch dasselbe einen sehr komischen Eindruck besass. Sowie den Namen Turko. Da bin ich hin mit der Knarre, für urn das Schwein mit dem Tode durch Erschiessen zu versehen. Aber indem dasselbe meinen Gedanken durch- schaute, machte dasselbe eine schtrategische Bewegung und kratztedie Kugel infolgedessen bloss den Puckei. Meine liebe Freundin, vielleicht dass dieses eine dolle Geschichte war. Denn dieses muss ich dir schreiben, dass das Schwein von einer sehr grossen Unruhe ergriffen wurde von wegen dem Knall und dem Kratzer. Dasselbe hopste gegen unsern Ein- jahrigen, wo eben seine Hosen ausgezogen hatte, für urn dieselben zum Trocknen an den Ofen zu hangen. Da ist der Einjahrige umgekippt und hat sich derselbe auf eine Rolle mit Stacheldraht gesetzt. Dasselbe ist kein schönes Gefuhl und kannst du ja mal ein Eksberiment damit machen in deiner Stube. Geliebte Anna Wenn keiner kuckt. Und ist das Schwein nach diesen Vorfall in unsern Bro- viantraum geflüchtet, wo dasselbe vermittelst den Konserven- biichsen einen sehr heftigen Specktakel erzeugte. Da bin ich hinterher in den Broviantraum und habe ich eine Kiste vor -

Digitaal krantenarchief - Stadsarchief Aalst

Landsturm | 1915 | | pagina 6