Allerlei Fröhliches für die
Landsturm=W achstuben
Riekens Plane.
0, diese Landstürmer
Wagens. Er sah den Soldaten heraufkommen. Gleich fuhr
er auf.
Marjoseph De Jupp kütt Saag, hest'n Franzos in
dein Tornister Komm erup Ech well dech fahren
Der Soldat lachte. Er fand keine Worte zur Antwort.
Er war in der Heimat, er kam aus dem Gewühl der Schlach-
ten in den prangenden Frühling des Landes, das er vertei-
digen half. Er konnte immer nur lachen, nur immer fröhlich
sein.
Er stieg ein, setzte sich breit in die Polster, in die blauen,
frisch gebürsteten Polster, die nun auch ihr Teil von dem-
Schützengrabenlehm der Champagne bekamen, und liess
sich durch die Strassen von Königswinter fahren, war
glücklich und zeigte die weissen Zahne. Und die Leute von
Königswinter blieben stehen, viele erkannten ihn, grüssten
ihn, reichten ihm die Hand in den Wagen. Wie ein Trium-
phator zog der Jupp in Königswinter ein.
Der Kutscher fuhr ganz langsam. Jeder sollte sehen, dass
er, sein Gaul und sein Wagen nun auch so etwas wie ein
Opfer fift das Vaterland brachten.
Kurt Küchler
Düsseld. Gener. Anzeiger.
Vorchtet Jahr, jleich im Aujust,
Wie mein Max hat fortjemusst,
Dacht' ick, so um Weihnacht rum
Is der Kriech jewiss doch um.
Und ick sag' zu meine Olie,
Det ick mir uff Neijahr trolle
Und mir denn nich langer rackse,
Denn ick heirat' meinen Maxe.
Aber wie de Weihnacht kam,
Und det nu keen Ende nahm,
Dacht' ick, Ostern janz bestimmt
Sind wer fertig mit den Zimmt.
Und ick sage zu die Olie,
Det ick zum April mir trolle.
Ooch mei'm Onkel, den Kanzleirat,
Schrieb ick Ostern wird jeheirat
Denn Jrossreinemacherei,
Und ick schufte wie for Zwei
Osterjlocken bimmeln los
Jott, wo bleibt der Friede bloss
Und ick sage zu die Olie,
Det ick mir Johanni trolle.
Wenn de erschten Flaumen wachsen,
Heirat' ick entschieden Maxen.
Na, Johanni wird et ooch,
Und noch immer Knall und Rooch
Wieder stehn wer im Aujust,
Wo der Maxe fortjemusst.
Und ick sage zu die Olie
Spielt de Zeit jetzt noch 'ne Rolle
Macht er sonst man keine Faxen,
lek halt' durch und wart' uff Maxen
Sigmar Mehring.
Ulk
Ein Kamerad unserer Feldwache hat eine Schwester,
die sehr gefühlvol 1 veranlagt sein muss, denn sie versaumt
schon seit Monaten nicht, ihren Bruder mit allerlei Grün-
zeug", sorgfaltig in Feldpostpaketchen verpackt, zu beden
ken. Da kamen die ersten Weidenkatzchen weisst Du vom
Bach an unserem Garten die ersten Veilchen, Marienblüin-
chen, Maiglöckchen, Rosen und, weiss Gott, was sonst noch
alles. Gelassen liess der Bruder alle diese gut gemeinten
Sendungen über sich ergehen, schliesslich sah er bloss noch
flüchtig in die Schachtel hinein und brummte etwas von
verrückten, alten Jungfern. Eines Tages machte sich ein
kraftiger Geruch in unserer Wachstube bemerkbar und als
man immer der Nase nach ging, stiess man auf eine der
Blumenschachteln unseres Kameraden. Als man die Be-
scheerung öffnete, fanden sich unter verwelkter Blumendecke
einige Harzer Kase, die im Begriff waren, aus dem festen in
den flüssigen und luftförmigen Zustand überzugehen. Ich
habe den Brief, den der Bruder daraufhin der Schwester
schrieb, lesen dürfen. Er begann Liebe SchwesterDeine
letzten Blumen rochen am besten....
Landsturmmann X, der schon "/i Jahre auf Dauerwache
gelegen hat, erhalt Heimatsurlaub. Da er in dieser langen
Zeit seine Lebensgewohnheiten erheblich hat andern müssen,
er aber kein Freund von vielem Wechsel ist, so macht er
seine Frau brieflich auf folgende Punkte aufmerksam
1. Mir schmeckt das Essen nur in suppenförmigem
Zustand; ich glaube, dass Braten, Pfannkuchen u. dergl.
meinem Magen nicht zutraglich sein werden.
2. Ich bin jetzt in bezug auf mein Essgeschirr sehr eigen
geworden und reinige es am liebsten selbst mit kaltem Was
ser und etwas Papier.
3. Auch meine Wasche wasche ich selbst. Gebügelt
braueht sie nicht zu werden, ich lege sie zusammen und
setze mich ein wenig darauf.
4. Mein Bett erfordert eine besonders sorgfaltige Be-
handlung. Am besten nimmst Du einen Strohsack, auf dem
die Kinder drei Stunden lang herumgelaufen sind. Für die
nötigen Flöhe u. s. w. will ich schon sorgen.
5. Du musst nicht erschrecken, wenn ich auch Nachts
alle vier Stunden aufstehe und zwei Stunden lang um unser
Haus patrouilliere, ich kenne das nicht anders. Deshalb
ziehe ich mich auch erst nicht aus und behalte die Stiefel an.
6. Da ich nur gut schlafen kann, wenn jemand in der
Nahe schnarcht, so kannst Du ja den Onkel Richard einladen
und nebenan im Fremdenzimmer einquartieren.
H. B. Um es kurz zu sagen H. B. heisst in
diesem Fall nicht Hofbrauhaus, sondern ist eine belgische
Erfindung, ein geharnischter Protest gegen die deutsche
Fremdherrschaft und heisst „heure beige" (belgische Zeit) im
Gegensatz zu M. E. Z. (mitteleuropaische Zeit). Damit lasst
sich für grosse Kinder trefflich und dabei ungefahrlich
demonstrieren. M. E. Z. das ist die Zeit der Barbaren
der Bedrücker die Belgien bis auf die Kirchturmuhr mit
tyrannischer Genauigkeit reformieren wollen. Samtliche
öffentlichen Uhren haben diese Deutschen vergewaltigt
haben sie dem Militarismus unterworfen und eine Stunde
vorwarts kommandiert. Nun könnte ja ein philosophisch
veranlagter Mensch sagen, es sei höchst gleichgültig, wie
die Stunden benannt werden, aber damit kame er bei den
belgischen Patrioten schlecht an. Sie wollen nicht mit den
Deutschen in derselben Zeit leben. Nein, sie wollen durch-
aus nicht 1 Und so leben alle schwarz-gelb-roten