Die Sprache der Soldaten. m&zM mmmm GENT: BEGINEN VERLASSEN IHRE KIRCHE. gegründet worden ist. Aber wahrend der französischen Revolution wurden die Beginen vertrieben. Der Hof wurde zum Festplatz fiir die Stadt, auf dem man in allerlei Dar- stellungen die ehemaligen Bewohnerinnen verspottete. Ihr Vermogen, das sie sich im Laufe der Jahrhunderte angesam- melt hatten und das allen ein bescheidenes Leben ermög- lichte, wurde der Armen-Verwaltung der Stadt gegeben. Nach und nach kamen spater die Beginen zurück, aber sie blieben nur Gaste in ihrem ehemaligen Eigentum, bis dann in den siebziger Jahren ein Baron, der bei Brügge wohnt, den ganzen Hof ankaufte und gegen Miete den Beginen zurückgab. Etwas Aehnliches geschah auch in Gent. Wir haben noch eine Frage auf dem Herzen und treten in das Stiibchen der Pförtnerin, die die Ein- und Ausge- henden iiberwacht. Waren auch damals, als der Krieg begann, die Deutschen bei Ihnen Ja, sie haben ihre Wagen und Pferde auf den griinen Plan gestellt, haben aber den Frieden der Hauser und Bewohnerinnen stets geachtet. Und wie wars bei dem Bombardement der Stadt Der Beginenhof hat redlich seinen Teil abbekommen, nicht weniger als 19 Bornben, die z. T. recht starke Verheerungen angerichtet haben, sind in seinen Raum gefallen und die Beginen sind Hals über Kopf wie alle Bewohner der Stadt geflohen, die meisten nach Gent. Und wie sah es aus, wie Sie zurückkamen Alle Türen hatten offen gestan- den, fast nichts hatte man mitnehmen können, aber als man nach etwa drei Wochen zurtickkehrte fehlte auch nicht ein Stiickchen. Ja, diese Barbaren Und dann erzahlt sie uns, wie gern sie alle Beginen sind, 21 Ferientage habën sie im Jahr und jeden Monat noch einen freien Tag, mit denen sie anfangen können, was sie wollen. Aber sie bleiben, wo sie sind. Wo könnte es besser sein, als an dieser Statte, und wenn nur die deutschen Madchen wiissten, wie schön das Leben eines Beginchens ist, sie kamen sicher und aufs neue fiillten sich die entvölkerten Höfe.Wer will sich nicht beugen vor jeder Ueberzeugung, die aus einetn guten, ehrlichen Herzen kommt. Uns aber kam es erst jetzt zum Bewusstsein, wie wenig wir waffentragenden Feld- grauen in den Frieden dieses Ortes hineinpassten. Schon seit alters her hat der Soidat die Dinge und Per sonen seiner Umgebung mit von ihm geformten Namen benannt. Lange Wörter hat er verkürzt, schwer auszuspre- chende, insbesondere Fremdwörter, sich mundgerecht ge- macht, für recht ernsthafte Dinge mit frischem Soldaten humor eine lustige Bezeichnung gefunden u. dergl. mehr. Auch dieser Krieg hat den Wortschatz dieser Soldaten- sprache nach alien Richtungen hin erheblich vermehrt. Nach den Aufsatzen von Karl Bergmann (Zeitschrift für den deut schen Unterricht) und von Walter Steinert (Deutscher Kurier), die in manchem erganzt werden konnten, sei hier darüber einiges mitgeteilt. Wie man die Mannschaften der Unterseeboote kurzweg ,,U-Leute" getauft hat,so nennt man die Segler der Lüfte kurz Flieger Dem Flugzeugführer hat man den Namen Heinrich oder auch Emil beigelegt, wahrend der im Flugzeug sitzende Beobachter Franz heisst. Wie sie zu diesen Vornamen kamen, ist nicht festzustellen. Ein Beobachter, der schon eine langere Ausbildungszeit hinter sich hat, ist der Oberfranz einer, der einem Flugzeug führer standig zugeteilt ist, ist der Dauerfranz Wenn ein Beobachter eine Sache verfranzt so will das nichts anders sagen, als dass er schlecht beobachtet. Wirft ein Flieger Bomben, so legt er Eier Das Flugzeug heisst auch Kiste oder, falls es nicht gut fahrt, eine Kla- motteDie schnellsteigenden mit Maschinengewehren ausgerüsteten Kampfflugzeuge der Franzosen heissen Bauernschreck Wenn die drahtlosen Telegraphisten nun auch schon amtlich Funker genannt werden, so wird sich für ihre Kollegen mit Draht auch wohl der Name Drahter ein- bürgern. Die Zahlmeister, die die Löhnung jetzt nur in Scheinen (Papiergeld) auszahlen, sind mit vielem Humor zu Scheinwerfern umgetauft worden, demzufolge ist die Kassen-Verwaltung eines Truppenteils eine Scheinwerfer- Abteilung Die belgischen Geistlichen, die sich im Beginn des Krieges offen oder heimlich wie man immer wieder bestatigt findet an den Franktireurskampfen beteiligt, auch wohl von den Kirchtürmen die Stellungen und Bewe- gungen der Deutschen signalisiert haben mogen, sind im

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Landsturm | 1915 | | pagina 13