DIE VON DEN BELGIERN GESPRENGTE EISE vornherein, dass unseres Bleibens bei Metz nicht warunbe- kannt war nur das neue Ziel kommen wir nach Russland Oder nach Belgien das war die Frage Wir kamen nach Belgien Montag früh genau 36 Stunden nach unserer An- kunft in Longeville kam der Marschbefehl, wonach wir am Nachmittag des gieichen Tages nach Gent abdampfen soliten. Zwar immer noch mit den alten Uniformen, aber dies- mal rnit Helm, Tornister oder Rucksack und Kommissstiefel vor allem aber mit Musik voran zog die Kompagnie mit klingendem Spiel durch die Vaterstadt zum Bahnhof Metz- Sablon, wo sie mit der 2. Kompagnie zu gemeinsamer Fahrt zusammentraf. Kurz nach 3 Uhr verliess der Zug unter den Zurufen derzahlreich erschienenen Familienangehörigen den Bahnhof und führte uns dem fernen Ziel und einem neuen Abschnitt unseres kriegerischen Daseins entgegen. Die Fahrt ging am ersten Standort Maizières vorbei über Luxemburg, Namur und Charleroi nach Marchienne- au-Pont, wo gegen 5 Uhr morgens früh der erste Imbiss gereicht wurde, nachdem vorherdie knurrenden Magen sich nur im Vorbeifahren an dem Anblick mehrerer hellerleuch- teter Verpflegungsstationen hatten erlaben können. Dann wurde das Dampfross wild und schlug die falsche Richtung ein, die uns programmwidrig nach Mons brachte und von da wieder zum Rückzug nötigte. So kamen wir erst am 23. XH.'lgegen Abend in Gent, Bahnhof St Peter an, wo eine warme Suppe die erfrorenen Glieder warmte dann ging es mit klingendem Spiel zum Quartier in die Kavallerie- kaserne. Den kurzen Wahn, dass wir unsre Zelte nun im schonen iNBRUECKE UEBER DEN DENDER BEI AALST._ Gent aufschlagen könnten, zerstörte der nachste Morgen. Urn 9 Uhr fand Besichtigung der beiden Kompagnien durch S. Ex. den Herrn Etappeninspekteur statt, der nach einer kernigen Ansprache sich Offiziere und Unteroffiziere vorstellen liess. Danach Befehlsausgabe durch den Chef des Stabes, der uns den Bahnschutz auf der Strecke Schellebelle bis Denderleeuw mit dem Standort in Aalst der 2. Kompag nie den Schutz der Strecke Denderleeuw bis Sottegem mit dem Standort in Denderleeuw übertrug. Damit waren beide Kompagnien in den Verband der Etappentruppen der IV. Armee eingetreten. Schon am Abend desselben Tages landeten wir am neuen Standort. Für die, welche an ihn den Massstab gleich bevölkerter Stadte Deutschlands angelegt hatten, gab es wohl eine Enttauschung. Das frisch puisierende Leben unserer Industriestadte, der Gemeinsinn, der sich in so zalil- reichen grossen Werken zeigt, die Schöpfungen der Selbst- verwaltung auf allen Gebieten des öffentlichen Wohles, kurz der grosse vorwartsdrangende Zug, der unser deutsches Stadteleben beherrscht, fehlen hier mehr oder minder. Gewiss entbehrt die Landschaft nicht manchen inalerischen Reizesdoch wie nüchtern und einförmig wirkt sie im Gan zen, wie verblasst sie vor dem Bild der Heimat mit ihren grünen Waldern und rauschenden Stromen, ihren anmutigen Talern und burgengeschmückten Höhen Immerhin zu solchen Gedanken fehlte zunachst die Zeit; die neuen Stellungen mussten bezogen werden und der Dienst drangte. Morgen und Mittag des nachsten Tages ver gingen mit der Besichtigung der neuen, bis dahin noch unbesetzten Strecke durch die Offiziere und der Nachmittag

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Landsturm | 1915 | | pagina 3