DIE DENDERBRUECKE BEI fand die Wachmannschaften der drei Unterabschnitte zum Abmarsch in die neuen Stellungen bereit. Der Kompagnie- führer versammelte die Mannschaften jedes einzelnen Ab- schnitts um sich, widmete ihnen die Weihnachtswünsche der Kompagnie, überreichte ihnen die Weihnachtsgaben (jeder Mann erhielt neben Naturalien ein Essbesteck im Futteral) und entliess sie unter den Klangen der Musik in die aufdam- mernde Weihnachtsnacht. Der Rest der Kompagnie aber versammelte sich am Abend in einem Saaie der Kadetten- schule unterm brennenden Weihnachtsbaum bei Musik und Chorgesang zu echt deutscher Weihnachtsfeier. Vorher hatte die Kapelle auf dem Aalster Marktplatz, wo im Musikpa- villon auch ein Weihnachtsbaum aufgestellt war, einige Weihnachtslieder gespielt, in die die zwanglos versammelten Mannschaften der in Aalst liegenden Truppenteile ein- stimmten ein weihevolles Bild, dessen Eindruck sich auch die ringsum sich drangende Menge der Bevölkerung nicht entziehen konnte. Wahrend so die beiden Kompagnien auf flandrischem Boden neue Wirksamkeit entfalteten, traten auch bei dem Rest des Bataillons Metz II weitgehende Anderungen ein. Im Laufe des Januar wurde der Stab rnit den beiden ver- bleibenden Kompagnien zum Küstenschutz in die Nahe von Kiel verlegt. Bald darauf traten beide Kompagnien in den Verband des Landst. Batl. Neumünster über und zogen mit diesem Bataillon nach Osten zur Armee Hindenburg, wo sie jetzt in Kurland Dienst tun. An ihrer Stelle traten 2 Kom pagnien Neumünster unter dem Stab Metz II wieder zum Gouvernement Metz zurück und bildeten mit den beiden Kompagnien in Flandern das Bataillon Metz IV. Wir haben AALST VON OBEN GESEHEN. mit ihm nicht viel mehr als nur den Namen noch gemein und wurden bei unserem Uebertritt zur IV. Armee erst dem Bataillon Chemnitz II und am 27. 3. 15 dem Bataillon Hers- feld, mit diesem dem Regiment von Griesheim zugeteilt. Ueber 8 Monate liegen wir nun in der neuen Stellung und versehen in ihr, wie schon 4 Monate vorher den alten gleichen Dienst, den Wacht- und Patrouillendienst in 4 stündigem Wechsel mit keiner oder nur geringfügiger Ablösung. Aber wahrend in den ersten Monaten das Kriegs- massige der Umgebung lebhaft in die Erscheinung trat und anfeuernd und belebend wirkte, trat es nunmehr in den Hintergrund. Vorne tobt der Kampf mit unverminderter Heftigkeit, draussen bahnt mit gewaltigen Schlagen das deutsche Schwert sich seinen Siegesweg in Feindesland hinter der Front fallt uns der immer gleiche und doch so wichtige Wachtdienst zum Schutz der rückwartigen Verbin- dungen zu. Auch er verlangt gewissenhafte Hingabe und treuen Opfermut, mit ihnen soil er wie bisher auch in Zukunft von uns geleistet werden. Der gewissenhaften PflichterfüIIung grösster Feind ist vielleicht des Dienstes Eintönigkeit thunlichster Wechsel und aussere Anregung sind daher bei unsrem Dienst mehr als je am Platz beides haben wir nach Kraften angestrebt. Was irgend an wachtfreien Mannschaften verfügbar war, das wurde zum Exerzier- und Schützendienst, zum Unter- richt und Uebungsmarsch vereinigt. An letzteren nahmen haufig Pfarrer, Arzt und Feldküche teil so war für alle Bedürfnisse mehr wie reichlich gesorgt. Gemeinsame vaterlandische Abende und Kompagnie- abende brachten frohe Geselligkeit und machten manch

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Landsturm | 1915 | | pagina 4