Plaudereien aus Belgien. ihn der Schleife zu berauben. Die letzte Nummer sollte den Zuschauern den Erfolg der Springiibungen zeigen, die durch einen Doppelsprung aus der Bahn über eine 1.10 m hohe Hürde hinaus beendigt wurden. Allgemeine Befriedi- gung mit den wohlgelungenen Vorführungen machte sich in Wort und Gesichtsausdruck geltend, und die teilnehmenden preisgekrönten Burschen werden sich mit uns noch lange dieses schonen Festes erinnern, von dessen Einzelnummern wir nur gewünscht hatten, sie im Bilde festhalten zu können. Na, vielleicht können wir dies nachholen. Eine ulkige Unter- haltung waren noch die Darbietungen der Kapelle einer Wache der 1. Kompagnie,bestehend aus 1 Violine, 1 Ziehhar- monika, 1 Trommel, 1 Triangel, 1 selbstgemachten Brumm- bass und einer Mandoline. Dies war so recht etwas für die dankbaren Rekruten und unsere Mannschaften. Welchen Anklang das Fest gefunden hat, mag noch daraus hervor- gehen, dass die Offiziere einer benachbarten Kommandantur einen grosseren Betrag für die Wiederholung der Vorführun gen zu stiften sich bereit erklarten.Auch der Bataillonskapelle sei insbesondere gedacht, die sich auch bei den Proben in den Dienst der guten Sache gestellt hatte ihre Leistungen waren, wie üblich, die allerbesten. Hoppe. 2. Auf dem Lande. Mit fünf Bildern Motive aus Flandern aufgenommen von Vizefeldw. Kühn und W. Bause (überlassen von der Kriegszei- tung der 4. Armee). Ein flandrisches Dorf. Um die Kirche drangen sich ein paar Strassen vol! Hauser dicht zusammen, aber ringsherum finden sich noch hunderte von einzelnen kleinen Gehöften, versteekt hinter den hohen Hecken und zwischen den Pap- peln- und Erlen-Gehölzen. Wie friedvoll ist das alles, wahrend der Südrand des kleinen Landes von den Wogen des Krieges wild umbrandet wird. Kaum ein Feldgrauer lasst sich sehen. deun die nahe Bahnstrecke liegt tot und darum unbewacht. Nur der Radfahrer, der taglich die Befehle von der deutschen Kommandantur und die Einwohnerpost aus der Stadt bringt, ab und zu eine Gendarmen-Patrouille und Leute vom Requisitions-Koinmando, die Lebensmittel auf- kaufen, mahnen daran, dass die Deutschen im Lande sind. Ruhig geht die Bevölkerung ihrer Beschaftigung nach, nur in den in der Nahe von Fabrikstadten gelegenen Orten sieht man Herumlungernde, denen die Arbeit in der Fabrik fehlt. Alles, was der flandrische Bauer bedarf, hat er bei seinem Hause, sein Gemüse, sein Obst, den Tabak und die Cichorie. Fast jeder hat einen machtigen Walnussbaum vor der Türe, tmd die Ranken des Weinlaubs fingern bis übers Dach hinaus. Diese ganz in Grün verborgenen Hauschen mit ihren kleinen bunten Biumengartchen und malerischen Ziehbrunnen geben oft köstliche poesieumwobene Bilder viele Gebaude tragen noch ein dickes warmes Strohdach. In allen herrscht bei aller Schlichtheit der Ausstattung wohl- tuende Sauberkeit. Im warmen Sonnenschein vor der Türe sitzen die Frauen und Madchen in rastlosem Mühen an dem Spitzen- werk, das entweder Klöppel- oder Nadelarbeit sein kann. Da wird groberes (Duchesse) und feineres (Rosaline) Klöp- pelwerk oder dickere (Venise) sowie spinnwebenzarte (Ga- zewerk) Nadelarbeit verfertigt. Wieviel wochenlanger Fleiss, entsagungsvolle Geduld, Augenkraft und Finger-Geschick- lichkeit steekt in diesen kleinen Wunderwerken, die jammer vol! bezahlt werden. Bessere Arbeiteritinen, die in ihrer Art schon mehr Künstlerinnen sind, bekonimen gewiss mehr, aber der Durc'nschnitt bringt es für den Tag in 9- 10 stündi- gem Mühen nur auf 1-1,50 Franken. Dabei müssen sie noch froh sein, in dieser Zeit überhaupt Arbeit gefunden zu haben. Das ganze Muster bekommen sie nicht in die Hand, um es nicht nachahmen zu können, nur einzelne Teile, die dann im Hause der Firma im Dorfe unter Aufsicht der Geschafts- führerin, die auch meistens die Muster entwirft, überhaupt die Seele des ganzen Geschaftes ist, zusammengesetzt wer den. Neben den oben genannten Arten der Klöppel- und Nadelarbeiten gibt es noch andere, so die Imitation bei der fabrikmassig hergestellte Bandchen zu Mustern zusam- mengefügt werden, oder die Applikation d. i. feiner

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Landsturm | 1915 | | pagina 5