Till! mit aufgenahten, geklöppelten Blumen und Ranken. Venise und Gazewerk also grobere und feinere Nadelarbeit werden oft im selben Muster verwandt, örtliche Verschieden- heiten im Muster und in der Arbeit haben die Bezeichnung als Spitze von Valenciennes, Kor- tryck, Mecheln u. s. w. hervorgerufen. Was war das eine Pracht auf den Feldern zur Sommerszeit Die lange Trockenheit hatte hier bei der Feuchte der Meeresluft und des Bo- dens keinen Schaden angerichtet, unser Auge schweifte über die Fülle des Reichtums. Fin Wogen ging übers Land, wenn ein Wind darüber strich. Tief wühlte er in den langen Wimper- haaren der Gerste, schüttelte an den Glöckchen des Hafers, in leisen Wellen zitterte das Rog- genmeer, aber starr und stolz stand der Weizen im braunen Gold seiner Aehren. Nun aber ist der Reichtum geborgen und lagert entweder kunst vol! aufgeschichtet in Diemen auf freiem Felde oder in den Anbauten der Hauser, die in Flandern keren griinen Zapfchen ab und wirft sie in hohe Körbe. Die Kinder spielen auf den Wegen und rufen uns ein freundüches Goeden dag, Mijnheer zu. Nur die ganz Kleinen vermag man noch mit dem Ruf Een Duitsch zu schrecken, die andern wissen langst, dass der ihnen nichts tut, sondern höchstens einmal das hellblonde Flaar und die Backen streicht oder gar ein paar Centi mes für sie aus der Tasche holt. Auf den Weiden sielit man noch überall stattliches Rindvieh, und wie gross die Zahl der Pferde trotz aller Ankaufe durch die Deut- schen noch immer ist, kann man bei den von Zeit zu Zeit in den Etappenorten stattfindenden Musterungen feststellen. Dagegen ist fühlbarer Mangel an Schweinen vorhanden. Gewiss, auch auf dem Lande merkt man den Krieg Beschlagnahme der Ernten, Erschwerung des Reiseverkehrs, Requisitionen in den Stallen, Arbeitslosigkeit und Armut, hohe staatiiche Ab- gaben und starkere Inanspruchnahme der privaten Wohl- tatigkeit aber das sind unvermeidliche Begleiterschei- nungen, die auch in unserem Lande nicht unbekannt sind. die Scheunen ersetzen. Nach und nach wird er gedroschen. Aber auf den abgeernteten Feldern stehen schon wieder dicke weisse Ri'iben und üppiger Klee, der es oft zum zweiten Schnitt bringt. Das doppelte und dreifache tragt hier der Boden, gemessen an den steinigen Bergfeldern Hessens und Thüringens, aber der unverdrossene menschliche Fleiss darf nicht fehlen, und hieran mangelt's dem vlamischen Bauern nicht. Auch der Kartoffelsegen ist hereingebracht, und jetzt kommt der Hopfen an die Reihe. Wie doch die Zeit flieht 1st es denn wirklich schon ein halbes Jahr her, dass der Bauer die hohen Stan- gen-Pyramiden auseinandernahm und neben jede kaum handhohe Hopfenpflanze eine der Stangen setzte Wig schnell waren sie hinauf und dar über hinaus geklettert und wimpelten fröhlich in der Luft, und nun sind sie schon reif zur Ernte. Die Ranken werden herabgerissen und überall vor den Hausern pflückt man von ihnen die lok- Doch ruhig kann der Landmann in seiner Hütte wohnen und seiner Arbeit naciigehen. Seine Felder werden nicht zerstampft, was ihm aus dem Zwang des Krieges

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Landsturm | 1915 | | pagina 6