In der Etappe. schimpfen unsere Feinde brutal und unaienschlich, weil es nicht nur die Spionage, sondern auch die Zuführung von Mannschaften an den Feind mit dem Tode bedrohe. Was ist gefahrlicherdie Ueberinittelung einer Nachricht an den Feind oderdie fortdauernde Verstarkung seiner Mannschaf ten Miss Cavell hat gestanden, dass sie 250 Mann, also eine kriegsSarkFXompagnie über die Grenze geschafft habe. Ganz andere Zahlen über die von den belgischen Organisa- tionen ausser Landes geschmuggelten Wehrfahigen nennen von Zeit zu Zeit die belgischen Flüchtlingsblatter, so zum Beispiel die „Belgique", die sich auf die wörtlichen Aeusserungen eines belgischen Majors beruft, der schon im September sagte Was weniger bekannt sein wird, ist, dass ungefahr ^2 00 00 Wehrfahige aus dem be- setzten Belgien zum Heere gestossen s i n d die unter Lebensgefahr die hollandische Grenze überschritten. Aber, so lautet, der lange, immer wiederholte Anwurf der feindlichen Oeffentlichkeit Die Strafen sind ver- brecherisch und viel zu hart, weil die inkriminierten Taten aus den edelsten Beweggründen begangen wurden. Solange es ging, haben wir versucht, mit Freiheitsstrafen auszukom- men. Die Zahl der Erschossenen ist immer noch eine sehr geringe gegenüber der Zahl der Kriegsverrater. Es wird in den Handen der Belgier, nicht in den unsern liegen, die Zahl der Opfer nicht zu vergrössern denn keine noch so laute und heuchlerische Empörung im Auslande wird uns von der Pflicht abhalten, unsere Soldaten, deren Vaterlands- liebe sich draussen vor deni offenen Feinde so wundervoll bewahrt, vor der Bedrohung durch die missleitete Vaterlands- liebe unserer Feinde zu s c h t z e n. Nordd. Allgem. Zeitg. 1. Die Schranken der Etappe. Bei einer grossen Ope- rationsfront, auf der mehrere Armeen neben einander ta- tig sind, hat eine jede Ar mee ihr eigenes, örtlich angeschlossenesEtappenge- biet. Zu den Aufgaben der Etappe gehort die Versor- gungder vorihrbefindlichen Armee mit Munition, Ge- raten, Bekleidung und Ver- pflegung. Diesem Zwecke wer den auch die in der Etappe vorhandenen Vorratean Le- bens- und Futtermitteln, Schanzmaterial u. s. w. nach Möglichkeit dienstbar ge- macht. Zur Sicherung der Vor- rate dienen die Ausfuhrver- bote. Verboten ist nicht nur die Ausfuhr in eine andere Etappe und in das Gouvernementsgebiet, sondern auch die un- kontrollierbare Einzelausfuhr nach dem Operations- gebiet. Ohne Ausfuhrverbot würde die Etappen-Inspektion nicht Herr über die Vorrate der eigenen Etappe sein und keine Möglichkeit haben, durch Höchstpreise massigend auf den Eigennutz der Bauern und Handier einzuwirken. Eine aus dem Egoismus der Etappe geborene Folge- losigkeit ist es, dass der E i n f u h r aus anderen Etappen keine Schwierigkeiten bereitet werden. Besonders scharfe Bestimmungen schützen gegen die Ausfuhr von Pferden. Die Gemeinden müssen samtliche Pferde bei der zustandigen Etappen-Kommandantur anmel- den. Ferner müssen samtliche Pferde gebrannt das heisst, an der rechten Hinterbacke mit dem Stempel der Etappe versehen werden. Endlich muss, wer mit Fuhrwerk reist, im Reiseschein sich Zahl, Geschlecht, Farbe und Alter der Pferde bescheinigen lassen. Urn die Spionage möglichst zu hindern, werden Reise- scheine ins Operationsgebiet nur in dringlichen Fallen und nur mit der Zustimmung des Oberkommandos der fraglichen Pferdebrennen in Audenarde. Armee ausgegeben. Besonderes Augenmerk schenkt man den wehrpflichti- gen Mannern des besetzten Gebietes. Urn Verschiebungen grosseren Umfanges zu verhitten und sich die Gewissheit ihrer Anwesenheit zu sichern, hat die Behörde sie monat- lichen Kontrollversammlungen unterstellt, die von einem Bezirksfeldwebel stramin nach deutschem Muster abgehal- ten werden. 2. Der Arbeitszwang, der durch die Verordnung der Etappeninspektion Gent vom 12. Okt. 1915 (vergleiche die Nr 10 dieses Blattes) einge- führt wird, ist in dieser Verfügung damit begründet, es sei in letzter Zeit in verschiedenen Stadten der Etappe vorge- kommen, dass sich die Arbeiter geweigert hatten, dring- liche von der Militarbehörde befohlene Arbeiten auszuführen. Diese Begründung ist nicht genau. In einer Drahtindu- striestadt Ostflanderns freilich waren nur die Arbeiter die Widerspenstigen. Meist aber haben die Arbeiter nur das getan, was ihnen durch die Fabrikanten nahegelegt wurde. In einer Textilstadt Ostflanderns waren es sogar gerade die Fabrikanten, die sich weigerten, Sackstoffe (zu Sandsacken) ffir das Deutsche Heer anzufertigen, wahrend die Arbeiter umgekehrt gern gearbeitet haben würden.

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Landsturm | 1915 | | pagina 3