Jahresfeier der Kraftradfahrer Abteilung 1,4. Armee, in Gent.
Die Kraftradfahrer - Abteilung von der 4. Armee, die
ihr, Hauptquartier in Gent aufgeschlagen hat, konnte
Anfang November der Wiederkehr des Tages gedenken, der
sie irn Dienst ihrer Armee auf den jetzigen Posten rief Ein
Jahr lang hatten sie in Sonnenschein und Regen, in Frost und
Hitze die Landstrassen Fianderns und Brabants tagtiiglich
nach allen Himmelsrichtungen durchquert, nun wollten sie,
in heiterer Runde sich vereinend, dem mühereichen Jahr
einen festlichen Abschluss g.eben. Allerdings alle konnten
nicht anwesend sein, des Dienstes Uhr steht nimmer still,
aber dadurch, dass viele der Ferngebliebenen den doppelten
Dienst für ihre Kameraden übernommen hatten, konnten
doch etwa 160 Mann, denen sich noch 40 Offiziere als Gaste
zugesellten, am 4. November 1915 in der Flandria-Garage
sich zu löblichem Tun vereinigen.
Diese Garage ist sonst eine Werk-
statt, die Kuranstalt für die an den
verschiedensten Krankheiten leidenden
Kraftrader, aber die geschickten Hande
der Fahrer hatten sie in einen wahren
Blumenhain umzuwandeln gewusst,
der nichts mehr von seiner ursprüng-
lichen Bestimmung ven iet. Wappen
und Bilder unserer Heerführer, selbst-
verstandiich auch die der beiden
verbündeten Kaiser, schmückten die
Wande und griine Tannengruppèn
machten den Raum sehr traulich. Ein
Kellerraum war recht schön ausgestat-
Gent Die Flandria-Garage im Festschmuck.
tet und hatte in seiner Behaglichkeit getrost mit dein Rats-
keller mancher deutschen Stadt konkurieren können.
Aber nicht nur die aussere Ausstattung der Raume hatten
-die Kameraden der Abteilung selbst geschaffen, sie hatten
auch die leibliche Versorgung der Festgaste mit Speise und
Trank in eigene Hand genommen und zu diesem Zwecke
i schon Monate vorher sich der Schweinezucht befleissigt,
deren gute Erfolge einen wesentlichen Beitrag zur Ver-
schönerung des Festes lieferten. Ja, das Streichorchester, das
an diesem Abend mit so vielem Erfolg auftrat, die Vor-
trage und Darbietungen, alles, alles entsprang der eigenen
Kraft der Kraftradfahrer Abt. I. Auch ein Kraftradfahrer-
Marsch war zur Feier des Tages von einent der Unsrigen
gedichtet und veitont worden, ererzielte so freudigen Beifall,
dass er sofort wiederholt werden musste. Einem kurzen
Vortrag, der rückschauend die Entwickelung und Tatigkeit
der Abteilung darstellte, entnehmen wir folgendes
Die Kraftradfahrer-Abteilung wurde in Berlin gegründet,
sie erhielt 1 Off. Stellvertr. und 56 Mann stark hier den
Befehl nach Cent zu rücken, wo sie bald darauf unter die
Führung vom Herrn Leutnant Seifert, bisher Adjutant beim
Komntandeur der Kraftfahrtruppen, trat. Ursprünglich war
geplant, diese Abteilung auf schnellstem Wege an die Stellen
der Front zu senden, wo Gefahr int Verzuge war, aber diese
Aufgabe wurde dahin abgeandert, dass die einzelnen Fahrer
Dienststellen beim A.O.K., General-
vi'scfatiMSpt
Kommando, den verschiedenen Di-
visionen, der Etappen-Inspektion
und ihren Kommandanturen, sowie
bei Flugzeug-Parks und Kolonnen
erhiclten. Seit dem 1. August trat
insofern eine Veranderung ein, als
alle Fahrer. auch die sogenannten
„wilden" Fahrer, die bei den Regi-
mentern in der Front in Tatigkeit
waren, zusanimengezogen und in
kleineren Unterabteilungen auf die
Knotenpunkte eines Stafettenuetzes,
das sich iiber das Operations- und
Schweinezucht einer Stafette.
W'ir sind die Kraftradfahrer,
Die Boten der Armee.
Wir jagen durch die Lande
Trotz Regen,Sturmund Schnee,
Ob Kugeln urn uns pleiten,
Ob's einsam weit und breit,
Wir werden nie verzagen.
Kein Weg ist uns zu weit.
Und ob sich vor uns türmen
Der Hindernisse viel,
Die Meldung, die wir tragen,
Kommt sicheran ihr Ziel.
en&w