Vlamische Sprichwörtei\ Das Klavier des Glockenspielers. Wir steigen ein Stockwerk höher. Abermals ein Kam- merchen. Hier steht das Spielwerk des Beiaardiers (Glocken spielers) durchaus einer Orgelklaviatur ahnlich, nur dass fiir das Spiel der Hande keine Tasten sondern Holzstabe vorhanden sind, die durch den Schlag der Fauste niederge- drückt werden, wahrend die Pedale für die Füsse ganz denen bei der Orgel gleichen. Diese Klaviatur, die in Aalst 3 '/a Oktaven gross ist (grössere Spiele haben 4, kleinere 3 oder 2 '/s Oktaven), ist durch Drahte mit den Klöppeln der Glocken verbunden. Auf einer Leiter steigen wir 'durch eifie Luke in der Decke zu ihnen hinan. Der Turm ist von vorn- herein zur Aufnahme eines Glockenspieles bestimmt gewe- sen und deshalb recht zweckmassig gebaut worden, so dass die Glocken möglichst nach aussen hangen und der Schall des durchaus nicht machtigen Spieles weit ins Land hinein dringt. Wir zahlen 41 Glocken, die zusammen ein Gewicht von 8000 kg haben. Vielleicht ist unter ihnen auch noch die eine oder andere Glocke (wenn auch wohl umgegossen), die schon in der Weinachtsnacht 1487, als der Beiaard von Aalst zum erstenmal seine Lieder erschallen liess, gespielt wurde. Zwischen den Glocken ist ein Gewirr von Drahten und da sie dem Wind und Wetter ausgesetzt sind, ist es kein Wun- der, dass der Glockenspieler seine schwere Arbeit hat, um die immer wieder entstehenden Schaden auszubessern. Wahrend des Krieges aber hat man auch das versaumt, und so sind viele Drahte gerissen und verstümmeln die Melodie des mechanischen Spiels. Denn nur dieses erklingt in einigen Stadten wie hier in Aalst. Die Glockenspieler abexJiahen, seitdem die Deutschen eingeruckt sind, keine Taste ange- rührt. Wie war das anders in den goldenen Tagen des Frie- dens. Dreimal wöchentlich gab es ein Konzert, und beson- dere Beiaardfeste wurden abgehalten. Sogar an Wagners Tannhauser" wagte sich dann das Glockenspiel heran, und das Zusammcnwirken von Thebaansche Trompetten mit den Glocken war eine beliebte Glanznummer des Pro- gramms. In Aalst erinnert man sich noch gern eines Musik- festes, bei dem ein grosser Chor unter Mitwirkung des Glok- kenspiels die Rubens-Cantate sang. Jeder Ort sucht eine Ehre darin, einen tuchtigen Spieier zu besitzen, und wenn eine Stelle frei wird, so ergeht oft eine Einladung an alle Beiaardisten zu einem friedlichen Wettkampf. Aalst kann sich rühmen in Karei De Mette einen der vorzüglichsten zu besitzen, der 1895 von den Preisrichtern als Beiaardier des Konings ausgerufenA wurde, der das Glockenspiel im Brothaus zu Brüssel, so lange es bestand, meisterte. Aber auch der Name manches anderen, so vor allem Jef Denijns in Mecheln, hat in Belgien und darüber hinaus einen guten Klang. Nun lauscht Flandern nicht mehr auf das liebliche Spiel seiner Glocken. Der Krieg hat das Wort, und seine furcht- bare Stimme dröhnt von der See und dem Yser her so lange schon über das geangstigte Land. Aber einmal wird ja auch sie verstummen mussen, einmal wird das heisse Sehnen nach Frieden in Erfüllung gehen. Und dann wird in den Jubel der aufatmenden Herzen hinein auch das Glockenspiel wieder ertönen. Ja, dann Dan zal de beiaard spelen Van al zijn torentransen, Dan zal de grijsheid kweelen, Dan zal de jonkheid dansen. N. Doe wel en zie niet om. Hetgeen men spaart uit zijnen mond is voor de Kat of voor den Hond. Veel klappen vullen geen zakken. Leert eerst gaan en dan loopen. Ein Teil des Glockenspiels in Mecheln. In freier Uebersetzung Dann sollen des Turrnes Glocken In vollem Spiele erklingen, Die Alten sollen t'rohlocken, lm Tanz die Jugend sich schwingen. (Tue recht und sieh dich nicht um). (Was man am Munde spart, das ist für die Katze oder den Hund d. h. nicht viel werth (Vieles Schwatzen füllt keine Tasche (Lerne erst gehen und dann laufen).

Digitaal krantenarchief - Stadsarchief Aalst

Landsturm | 1916 | | pagina 2