Vom und fiir den Landsturm. derGrafin. Unter ihr liegt ein sparlich beleuchteter Raum,der Zugangzu dem unterirdischen Gefangnis, dem „donkeren put" der Burg des Graten Philipp von Elsass.Durch eine viereckige Oeffnung von 0,65 m Seitenlange wurden die Opfer auf einer Leiteroderin einem Korbe an einem Seile in den 5,50 m tieten Raum hinabgelassen. Bis zum 18. Jahrhundert diente der donkere put der vorlaufigen Gefangenschaft der Missetater Die vollstandige Dunkelheit, die ununter- brochene Stille und die vollkommene Absondernng wirkten kraftig aut ihr Gewissen Im Reichsarchiv zu Gent bewahrt man Briefe von Gefangenen, die die Richter anflehen, sie aus dem donkeren put zu entlassen, wo die Kalte und der üble Geruch ihrer eigenen Auswurfstoffe sie langsam töteten. Da der Grund des Burgverlieses 3,5 m tiefer lag als der dane- benliegende Burghof, war ein Entrinnen unmöglich. An das Haus der Grafin schliesst sich nach Siiden das Grafenhaus. Die Schlatkammerdes Graten liegt im ersten Stockwerk. Im Erdgeschoss betreten wir den Emp- fangssaal der flandrischen Graten, einen geschichtlich denk- würdigen Raum. In der Mitte. des 14. Jahrhunderts fühlten sich die flandrischen Graten in ihrer Burg vor den aufrührerischen Genter Bürgern nicht mehr sicher. Sie bauten darum den Hot ten Walle am nahen Wasserlauf der Lieve zur starken Festung aus. Nun sprachen ihre Beamten an ihrer Stelle Recht im Grafenschloss. Der Rat von Flandern" trgte hier mit einigen Zeitunterbrechun- gen von 1407 bjs 1778 und der Empfangssaal der Graten wurde zur Dingkammer, zum Versammlungsort des Rates". Hier vereinigten sich unter Vorsitz Philipps des Guten am 6. November 1445 die Ritter des Goldenen Vlieses, um Rechenschaft über ihre Taten zu geben. Manche Friedens- vertrage wurden hier abgekündigt der 12jahrige Waffen- stillstand'zwischen Spanien und den vereinigten niederlan- dischen Provinzen, der Friede zu Miinster 1648, der den Generalstaaten die völlige Selbstandigkeit brachte. In dem Empfangssaale ist 1776 angehenden Hebammen Unterricht gegeben worden ja die verstandnislose Zeit liess es sogar zu, den geschichtlich denkwürdigen Raum zur Maschinen- kammer einer Kattunspinnerei zu machen. (1807-1884). Seit 1889 sind kunstverstandige Manner tatig gewesen, die Ruine vor weiterem Verfall zu bewahren. Die neuen Einbauten wurden entfernt, die ursprünglichen Teile der Burg nach sicheren Zeugnissen wieder hergestellt. Die Erneuerung fand 1913 ihren Abschluss. Wir gehen vom Empfangssaale die Treppe hinab in den Burghof und treten zwischen den Meeste Toren und das Grafenhaus. Gewaltig ist der Eindruck der sich rechts und links fast fensterlos auftiirmenden Steinmassen. An das Erdgeschoss des Meeste Toren schliesst sich ein Zwinger, in dem wilde Tiere gehalten wurden. Auf zwei machtigen Steinbogen lauft ein offener Gang vom Hauptbau zum Grafenhaus hinüber. (Schluss folgt.) Tatkraftige Hilfe. Am 9. .Tanuar brach in Ruette in dem Hause einer Witwe Feuer aus, das unter Leitung des Vizefeldwebels S c h m i t z durch Mannschaften der 3. Komp. Ldst. Batl. II Go ein erfolgreich bekaempft wurde. Die meisten Moebel, ein grosser Hafervorrat und das gesamte Vieh wurden gereltet. Gegen 3 Uhr morgens schien das Feuer erloschen, aber bald erwies es sich, dass sich im Nebenhause ein neuer Brandherd gebildet hatte auch bier wurde das Feuer bald erstickt. Die zuerst untaetig zuschauenden Belgier mussten unter Vorhalten des Revolvers durch den Vizefeldwebel Schmitz zur Mithilfe angespornt wefden. Leider hat sich bei der Bekaempfung des Brandes ein Landsturmmann erheblich verletzt.Er verlor auf dem durch den Frost glatt gewordenen Dachflrst den Halt und stuerzte 6-7 m tief herunter. Belgische Anerkennung. Der Buergermeister von Tavigny hat in einem Dankschreiben den Mut und die Entschlossenheit deutscher Soldaten lobend hervorgehoben. Es handelt sich um die wachfreien Mannschaften der 3. Gomp. Landst. Inf. Batls. Ingolstadt, die unter Fuehrungdes Feldwebelleutnants Stampfl am 11. .Ta nuar einen Brand in Tavigny bekaempften.Zwar konnte das Gebaeudc nicht gerettet werden, doch wurde das tote und lebende Invent ar geborgen. Guter Fang. In der Nacht vom 17. zum 18. .Tanuar 1916 stand der Wehrmann K a u f u n g der 2. Kompagnie 8. Landsturm-Infanterie-Bataillons Muenster auf Posten. Gegen 2.30 Uhr vorm. sah er 2 Personen dem Hochspan- nungsdrahtzaun sich naehern in der Absicht, durch densel- ben nach Holland zu gelangen. Kaufung verharrte solange in gedeckter Stellung, bis die Personen moeglichst nahe an den Draht herangekommen waren. In diesem Augenblick stand Kaufung mit fertiggemachtem Gewebr vor ihnen, so dass eine Gegenwehr oder ein Entkommen nicht mehr moeglich war. Einer der Festgenommenen versuchte durch Bestechung wieder freizukommen, indem er 50 Frank hier- fuer bot, was Kaufung jedoch entschieden ablehnte. Be- schlagnahmt wurden 2 Saecke mit Briefen_(ueber 1000 Stueck), ein isolierter Radreifen zum Durchkriechen durch den Draht, eine Anzahl Kupferdraehte mit Riemen und 92,26 Mark bares Geld. Wohltatigkeitsabend der 6. Compagnie II. Landst. Inf. Ersatz Batl. Gent. (Neue Universitaet) Durch unsere Freuden wollen wir die Schmerzen stillen... Diese Worte waren das Leitmotiv des Festes. Im grossen Saaie des KompagnieTteviers, wo einstens lernbegierige Schueler den Worten ihrer Lehrer lauschten, sass jetzt eine andaechtige Gemeinde Feldgrauer in freudiger Erwartung. Von kun- digen Haenden hergerichtet, prangte der Saai in Tannen- gruen und bunten Faehnchen. Viele Ehrengaeste waren erschienen und freuten sich auch der guten Sachen, die in bunter Folge vorueber zogen. Um sieben Uhr wurde ein Essen gereicht, das eine glaenzende Verhoehnung des freundlichen Aushungerungsplanes unserer biederen Vet- tern jenseits des Kanals war. Nicht umsonst liatten zwei fette Kompagnie-Schweine (es waren richtige Schweine) ihr Leben lassen muessen. Bier lag in grossen Faessern bereit, und Liebeszigarren schaftten einen Rauch, der einem Waldbrand nichts nachstand und... es roch auch so Gegen 7 ljt Uhr nahm dié Feier ihren Anfang. Der Compagnie- fuehrer, Herr Freiherr von Dalvig, begruesste die erschiene- nen Kameraden. Er sprach uns von ernster Pflichterfuel- lung und Treue an dem Platz, an dem jeder Einzelne ge- stellt sei. Auch von der deutschen Disziplin, der Mannes- zucht sprach er als der Wuenschelrute unserer grossen Erfolge Den Kaiser als hoechstes Vorbild hinstellend, klangen seine Worte in einem brausend aufgenommenen Hoch auf Sr. Majestaet aus. Das eigentliche Festnahm jetzt seinen Anfang. In bun ter Folge zogen die bunten Bilder vorueber. Die Menge des Gebotenen war so gross,dass nicht jedem Einzelnen an dieser Stelle namentlich gedankt werden kann.Ein schoenen Erfolg feierten unsere alten Volkslieder. In ihnen rauscht doch immer neu der tiefe Born unserer Empfindungen und Gedanken. Schelmerei und Traenen halten sich treulich

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Landsturm | 1916 | | pagina 6