Miesmacher
Antwerpen.
Spottnamen fïir belgische Stadte.
Der Vlame hat eine stark satyrische Ader und
liebt es,irgendeine geistige oder körperliche Schwache
oder Eigenart seines Nachsten zu benutzen, urn ihm
einen Spottnamen anzulningen; er macht damit auch
nun natürlich nur insgeheim nicht vor den
Deutschen halt, mit denen er infolge ihrer dienstlichen
Stellung und ihres langeren Aufenthaltes an einem
Orte oiters in Berührung kommt.
Auch die Burger der verschiedenen Stadte haben
sich schon von altersher mit den schönsten Ehrentiteln
bedacht. So werden die Bewohner von B r n s s e 1 in
Belgien allgemein die Kiekenfreïters genannt,
weil sie einen delikaten Hiihnerbraten über alles schat -
zen. Leider hat aber ihnen der Krieg die sonst so
wohlfeilen Kieken so verteuert, dass nur die ganz
Reichen sich heute das Gericht, zu dessen Bereitung
auch unbedingt die kaum auftreibbare Butter gehort,
leisten können. Schon eher mögen die von A a 1 s t^
ihrem Gelüste fröhnen. Sie heissen namlich Ajuinen "J
von ihrer Yorliebe iiir Zwiebeln, die in der Umgebung
sehr viel angebaut werden. Auch die Rapeniretters
(S tN i kola s) können bei den schlechten Zeiten
ihrem Namen als Rettichfresser Ehre machen,
ohne sich allzusehr in Unkosten zu stürzen. Vielleicht
aber riihrt der Name auch nur daher, weil St. Nikolas
im Stadtwappen einige Rettiche zeigt. Die Burger von
D e n d ermond e sollen das Kopvleesch (Kopl-
fleisch) allem anderen vorziehen, und haben davon
ihren Jdijlap (Beinamen. erhalten.
In N i n o v.e hatte man, als ein Feind heranrückte,
das Stadttor in aller Eile statt mit einem Eisenbolzen
mit einer Wurzel (Rübe) geschlossen. Ein in der Nahe
stehender hungrigér Esel aber nagte die Wurzel ab.
Als nun der Feind gêgen das Tor anstiirmte, konnte er
leichtin die Stadt eindringen. Seit der Zeit werden die
Ninover nur noch Wortelkrabbers (Wurzelnager)
genannt. Das ist eine sagenhafte Begebenheit, einen
durchaus geschichtlichen Hintergrund hat der Spott-
name fur die Genter. Als Kaiser Karl V. im Jahre i53q
einen Aufstanb in Gent, seiner Geburtsstadt, unter-
drückt hatte, liess er einige Anstifter des Aulruhrs
hinrichten, andere wurden für Lebenszeit aus der
Stadt verbannt. Die Edlen der Bürgerschaft aber
mussten barhiiuptig in einem schwarzen Busshemd vor
ihm erscheinen und als Zeichen, dass sie eigentlich
die Todessti afe vei dient hatten, cinen strop (Seil)
um den Hals tragen. Davon heissen die Genter heute
noch im ganzen Lande die Stropdragers
Warum die B rügge r Zotten(Narren) ge
nannt werden, habe ich nicht in Erfahrung bringen
können, auch konnte mir über den Zunamen der Ein-
wohner von A ntwerpen die Sjnjoren d. h.
Herren betitelt werden, keine Auskunft gegeben wei
den. Dagegen ist die Herkunlt des Namens der Mechel-
ner wohl bekannt. Am 27. fanuar 1687 soil es gewesen
sein. als die Burger von Mecheln mit allen ihren
Löschgeraten in Eile ihrer machtigen St. Rombouts-
kirche zueilten, weil sie der Meinung waren, die
Kirche stande in hellen Flammen,wahrend doch nur der
rote Schein des aufgehenden Mondes sie getauscht
hatte; sie sind seitdem unter dem Namen die Mane-
blusschers" d. h. Mondlöscher bei jedermann bekannt.
Das soil (ibrigens ebenfalls in Deutschland oft passiert
sein, und auch die Anekdote, auf die der Name derer
von Löwen zuriickgefiihrt vvird, wird daheim oft
erzahlt, dass namlich von übereifrigen Nimroden Kühe
für jagdbares Wild gehalten und erlegt wurden. Nun
mussen alle Löwener für den Streich einiger bussen
und sich den Namen Koeischieters (Kuhschiitzen)
getallen lassen. "pèr/fc/yiAWt'1/
Noch einige I^Iamen von kleineren Orten aus der
U mgebung von Aalst als Beweis dafür, dass auch sie
keineswegs ohne Spottnamen geblieben sind.
In Sottegem braut man. wie jeder anerkennen
muss, ein gutes Bier. Die neidische Nachbarschaft
aber will der Stadt ihren Ruhm schmalern und be-
zeichnet das Bier als Teebriihe und die Sottegemer
selbst als Theedrinkers
Im Dorle Jd i l l_e^_£_m scheinen die Leute wenig
gute Manieren zu besitzen, denn es wird von ihnen be-
hauptet, dass sie nach dem Essen die Teller nicht
aufspülten, sondern sie aul eine viel einlachere Weise,
die der Name Telloorlekkers andeutet, reinigen.
Wenn man die von St. L i e ve ns-H.authem
als lirüekwasschers (Bruch- d.X HÖSëmWlscher)
bezeichnet, so muss da doch einmal etwas vorgekom-
men sein, was eine derartige Wasche nötig machte.
a
In den jungen Frühlingsmorgen
Jauchzl die Lerche heil ihr Lied
Flügellahm und grau vor Sorgen
Uebers Feld die Krahe zieht.
Dank, o Dank, dass Du uns wieder
Hast behütet diese Nacht
Griesgram sieht verdriesslich nieder
Hab' kein Auge zugemacht
Dank, es grünt und blüht auf Erden,
Hoflnungsfroh die Saaten stehn
Quark, 's will gar nicht Frühling werden,
Und das sagen alle Krahn
Schenk uns Deinen Himmelsfrieden,
Ende freundlich unsre Not
Bis Dein Gott Dir das beschieden,
Sind wir quark schon beide tot
Will Dir, Vater, doch vertrauen
Hüte Du den stillen Platz,
Wo wir unser Nestlein bauen
Quark qua quark Euch holt die Katz
Kracht ein Schuss Und mit Gezeter
Schlagt sie hin ich hab's gesehn
Mög es jedem Miesepeter
Also auch in Deutschland gehn
Niemand kann so gut Land und Leute der be-
setzten Gebiete beobachten wie der Landsturmmann
niemand hat aber auch ein so grosses Bediirfnis, seine
Umgebung kennen zu lernen wie er. Die langen Wacht-
stunden oder die Patrouillengange geben nicht nur
Gelegenheit, eine bestimmte Gegend, wenn auch in
beschrankter Ausdehnung, eingehender sich anzusehen,
sie bringen auch die Musse mit sich, über deren Eigen-
art nachzudenken. Zudem gibt das gereifte Alter dem
Landsturmmann einen durch reiche Erlahrung ge-
scharften Bliek, der danach Verlangen tragt, nicht bloss
kennen zu lernen, sondern auch zu vergleichen und zu
beurteilen. So wird es denn interessieren, einmal etwas
Feldpost Kanonier E. E d e r t.