Wie der Feldgraue spricht.
Deutschen Reichezum Nachteilsein könnte.
Wer dieser Verpflichtung zuwiderhandelt und
dabei ergriffen wird, wird nach Kriegsrecht bestraft
on Zeit zu Zeit werden diese ehemaligen Solda
ten arztlich untersucht.
Auch die Angehörigen der Garde-Civique haben
sich, auch wenn sie alter als 35 Jahre sind, jeden
Monat einmal zu stellen. Die Garde-Civique, eine Art
staatlicher Schiitzenverein, bestand ausnichtgedienten
Leuten, die abei Uniformen trugen und regelmassige
Uebungen abhielten. Sie musste nach dem Gesetz in
Stadten von fiber 10 ooo Einvvohnern errichtet werden
und sollte bei einem Streik,Aufruhr u.a. die Ordnung in
der Stadt aufrecht erhalten. Auch im Kriege sollte sie
als Besatzungs- und Hilfstruppe eine Rolle spielen,
aber bei dem schnellen Vorriicken der Deutschen hielt
man es hir ratsamer, sie rechtzeitig zu entwaffnen.
Irgend welchen militarischen Wert hatte diese Burger-
garde nicht, und ihre Uebungen, die wahrend des
Sommerhalbjahres an jedem Sonntag stattlanden,
waren nicht viel mehr als Spielereien.
Die allmonatliche Kontrolle bedeutet für die Mel-
dearnter ein schönes Stuck Arbeit, sind doch z. B. vom
Meldeamt Aalst mehr als 12000 Mann zu kontrollieren.
Aber die tadellose Ordnung und vernünftige
Haltung der Meldepfliehtigen, die natürlich erst nach
und nach erreiefit werden konnte, erleichtern im bei-
derseitigen Interesse die Durchfuhrung der Massregel
aufs beste. s
Unter diesem Titel ist im Verlag Alfred Töpel-
mann, Giessen, ein Biichlein von Karl Bergmann
erschienen, das in zwanglosen Plaudereien heitere und
ernste Ausdrücke der neueslen Soldatensprache ge-
sammelt hat Es kostet 80 Pfg und ist sehr zu empfeh-
len. Es wird auch zweiiellos und das ist sein eigent-
licher Zweck manchen Kameraden anregen, neue
Beitrage zur Soldatensprache zu sammeln. Auch im
Landsturm laufen sicher viele neugepriigte Wörter und
Ausdrücke herum, deren Erhaltung von Wert ware,
weil sie oft von sprachschoplerischer Kraft, scharfer
Beobachtungsgabe und unverwüstlichem Humor zeu
gen. Bei dieser Gelegenheit sei nochmals gebeten, der
Schriftleitung dieser Zeitung solche Ausdrücke (und
wenn es auch nur ein einziger ware, zu übermitteln.
Aus Bergmanns Biichlein geben wir folgende
Probe wieder
Vom ungebildeten Landsturm oh w?h
und anderen Necknamen.
Die soldatische Phantasie, die schon im F rieden
aul dem Gebiete der Spitz- und Necknamen für die
einzelnen Truppenteile Triumphe leierte, findet auch
bei dem vielgestaltigen Leben dieses Ivrieges aufs
reichste Gelegenheit zur Entfaltung. Die gewaltigen
Marsche einzelner Truppenverbande haben ihnen die
N amen Wander-, R e i s e- oder T i p p e 1 d i v i -
s i o n eingetragen hippel- von tippeln fleissig wan-
dern ist der Kundensprache, entnommen und zeigt,
wiez. B. auch das Soldatenwort Kohldampl schie
ben iiir hungern, den Einfluss der Kundensprache,
also der Sprache der Handwerksburschen, auf die
Soldatensprache Ein Zug einer bestimmten Truppen-
abteilung hiess der Kreuzzug, weil er die meisten
eisernen Kreuze erhalten hatte. Weil sie oft von einem
zum andern Flügel des Heeres marschieren musste,
wur de eine Division die Mondscheindivision
getauft, wahrend die Bezeichnung einer Eisenbahn-
kompanie als Mondscheinkompanie ledig-
lich darauf beruht, dass sie viel bei Mondlichtzu arbei-
ten hatte. Wegen ihrer zahlreichen Sturmangrifle beka-
men die Bayern den Ehrennamen die Sturm arbei-
t e r. Irgendwo heisst ein höherer Stab der Hagen
beek wegen seiner Zusammensetzung aus verschie-
denen Truppenteile.il mit iliren verschiedenen Unifor
men. Viel mussen sich unsere Kriegsfreiwilligen
gefallen lassen. Für den wortspielenden Witz lag es
nahe, aus den Kriegsfreiwilligen Kriegsmutwil-
1 i g e zu machen, woran sich bald die Kriegsneu-
g i e r i g e n und die Kriegswüteriche, die
Sommerrekruten, die Pfadfinder und die
Jugendwehr anschlossen. Aber auch unsre grau-
bartigen Landstürmer gehen nicht leer aus Land-
sturmleute mit vielen Buben sind Armeelieferan-
t e n. Uebrigens können sich unsre Freiwilhgen mit
den Armierungssoldaten trosten. Bekanntlich rekrutie-
ren sich diese aus c'em ungebildeten Eand-
sturm oh weh (d. h. o W. ohne Waffel, wur-
den im Anfang zunachst nur zu Arbeiten hinter der
Front herangezogen, bewahrten sich aber so-gut, dass
sie bald im feindlichen Kugelregen ihre schwere Arbeit
verrichten mussten, und unsre Verlustlisten reden eine
beredte Sprache von der schweren. auch von den
höchsten Truppenführern hoch anerkannten Tatigkeit
dieser Truppengattung. Aber kann man eine Truppe
ungeschoren lassen, deren militarische Abkurzung
Arm.-Bat. geradezu zu den Armen Bataillonen
herausfordert Oder deren Hauptwaffe, welche sie
selbst spöttisch als Teeloffel bezeichnen, sie zu
den S chipper n macht, die auf dem Marsche mit
einem lauten Schipp-schipp-hurra begriisst werden
Da stellen sich natürlich bald als Spitznamen die
Schipp-schipp hurra-Kolonne und die
Schippanowskis ein. Und das grausame Wort-
spiel macht aus den Armierungssoldaten Alarmie-
rungssoldaten oder Aluminiumsoldaten,
ja, sie werden sogar als Blindganger verulkt.
Das mag wohi vielen als die boshafteste Bezeichnung
erscheinen, weil namlich der Soldatenspott unter
Blindgangern auch Leute versteht, die ihren mili
tarischen Aufgaben nur ungenügend nachkommen Wie
der Armierungssoldat wegen seiner Schippe zum
Schipper, so wird uer Telegraphist zum Drahter,
eine durch ihre Kürze glückliche Bezeichnung, die
auch schon in die amtliche Sprache eingedrungen ist.
Die Telephonisten sind die Br der von der
Quasselstrippe; wegen der Drahtgabelstöcke,
die sie am Tornister tragen, heissen sie auch Knüp-
pelsoldaten. Schon im Prieden gab es Leucht-
kafer im deutschen Heere, das waren die roten Husa
ren die alles gleichmachende feldgraue Uniform hat
sie aber verlöschen lassen dafür treiben jetzt andfre
Leuchtkafer im Dunkel der Nacht ihr Spiel die
Scheinwerfertruppe, liebevoll auch N achteulen
oder Hamster genannt eine besonders kraftige
Bezeichnung haben bayrische Truppen gefunden für
sie sind die Soldaten der Scheinwerferabteilung die
Hoamleuchter (die heimleuchten). Automobilis
ten sind Benzinhusaren, recht derb auch Stink-
s a c k e. Unter Stink tieren versteht man die
Pioniere, weil sie mit übelriechenden Gasen arbeiten