Zu Immelmanns Gedachtnis. II. Kriegsruderregatta in Gent. Wenn wir dereinst die kuehnsten Helden waehlen Aus jenen vielen, deren Blut fuer Deutschland rann, Dann werden wir mit Stolz Dich zu den ersten zaehlen, Immelmann Und wenn dereinst mit unbeirrten Zuegen Historie dieser Zeit Geschehen schreiben kann, Dann wird sie zu den besten Taten Deine fuegen, Immelmann Und deutsche Knaben seh' ich lauschen, stille, Ihr blitzend Auge ganz in des Erzaehlers Bann, Der spricht von unsrer Feinde Schreck, dem Aar von Immelmann[Lille, N. Am Sonntag, den 18. Juni, fand bei schönem Som- merwetter die 2. Kriegsruderregatta der Bau-Direktion- Gent statt. Eine stattliche Anzahl von Offizieren und Mannschaf- ten hatten sich am Terneuzer Kanal iibrigens fiir Ruderwettkampfe eine klassische Statte, wurden doch 1913 hier die Meisterschaften von Europa ausgetragen eingefunden. Sogar einige belgische Sportenthusias- ten, aber noch viel mehr Enthusiastinnen hatten ihren Patriotismus für diesen Sonntag beiseite gelegt. Und was bei deutschen Soldaten niemals fehlen darfgar eine Kantine, aus Zeltbahnen zusammengeflickt, sorgte für die leiblichen und eines Landsturmkapelle für gei- stige Genüsse. So entwickelte sich ein lebhaftes Treiben, das beson- ders durch den zwanglosen Verkehr von Vorgesetzten und Mannschaftcn für ein altes Saldatenherz ein eigen- artiges Bild schuf. Man hat ja gerade wegen seiner Inter nationalist, seiner Missachtung der Gesellschaftsklas- sen und dann, weil er angeblich englischen Ursprungs sein soil, den Sport vor dem Kriege viel geschmaht. Aber durch die tatige Anteilnahme der Heeresverwal- tung am Sport in den letzten Jahren und vor allem wegen seiner Einführung im Heere sind diese billigen Schlagwörter verschwunden, und auch der alte Phili- sterglauben von Herzerweiterungen, Schwindsucht und was dergleichen schreckliche Dinge mehr sind, ist arg erschüttert worden. Nach dieser kleinen Abschweifung zurueck zu unse- rer Regatta. Da sitzt ein Herr Gefreiter am Steuer und rügt die Arbeit eines Offiziers. Der vierte Mann schneller zu Wassersoil ins gemuetliche Deutsch übertragen heissen Lieber Herr, wollen Sie Ihre Petscheln nicht etwas schneller wie die anderen ins Wasser tunken Wenige Minuten spater um nun auch einmal faqhmannisch zu werden ver. setztein Machinist seinen Bootsoffizier machtig »- Auch fuer den Humor war gesorgt, wenn auch mehr fuer unfreiwilligen. Waren doch im Fischerstechen zwei Konkurrenten krampfhaft bemueht, sich gegenseitig mit 2 langen Stangen von ihren Booten aus ins Wasser zu stossen, bis schliesslich der eine unter allgemeiner Heiterkeit kopfueber mit dem nassen Element Bekannt- schaft machte, um dann bedröppeltdem Ufer zu- zuschwimmen. Auch das Tonnen-Wettfahren entbehrte nicht der Ko- mik. Hier mussten sich die Teilnehmer mit den Zaehnen am Tonnenrand festhalten und mit den Haenden rudern, So kam nur einer bis an das 50 m entfernte Ziel, waehrend die uebrigen unterwegs Schiffbruch erlitten. Von den einzelnen 7 Rennen sind besonders der Einer und Achter hervorzuheben. Im Einer lieferten sich, wie bereits im Vorjahre, Z i e g e 1 s-Stettin und O. Trap p-Berlin einen hartnaeckigen Kampf, der schliess lich bis ins Ziel hinein unentschieden blieb. Nicht weni- ger spannend verlief das Hauptrennen des Tages, der Achter um den Ehrenpreis der Haf en- Kommandantur-Gent. Von den 3 Startern ue- bernahm sofort nach dem Senken der Flagge Boot 2 mit M e n n i c k e-Berlin, H e r 1 a n-Karlsruhe, E. T r a p p Berlin, O. T r a p p-Berlin, K o o p-Berlin, Borrmann- Berlin, T o r g e-Berlin, F i s c h e r-Berlin und Brandt- n e r-Berlin als Steuermann die Fuehrung vor Boot 1 und 3. Mit einer kleinen Laenge Vorsprung setzt 2 zum Endspurt ein, aber auch 1 und 3 geben, was die Riemen halten. So verringert sich der Abstand vom Fuehrenden immer mehr, besonders t scheint noch 100 m vor dem Ziel gute Aussichten zu haben. Aber 2 laesst sich den Sieg nicht mehr nehmen. Mit 1/2 Laenge vor 1 und 1 Laenge vor 3 blieb Boot 2 knapper Sieger. Lauter Beifall der Zuschauer lohnte den praechtigen Kampf. Sehr eindrucksvoll war noch der Sieg von Schweiger- Charlottenburg im G i g-E i n e r, in welchem er den Zweiten ueber 10 Laengen hinter sich liess. Die uebrigen Rennen waren bereits bei 800 m. ent- schieden. Sie wurden von den Siegem sicher oder ue- berlegen gewonnen. lm Gegensatz zu den Friedensregatten, deren Renn- strecken 2000 m betragen, hatte man diesmal mit Rueck- sicht auf das immerhin mangelhafte Training der Teil nehmer nur 1200 m festgesetzt. Die Rennboote waren von der Genter Société nautique royale gestellt worden. So verfloss der Nachmittag schnell, nur zu schnell. Und nachdem noch Exzellenz von Hügel die Preisver- teilung vorgenommen und den einzelnen Siegern seine Anerkennung ausgesprochen hatte, machte man sich je nach Neigung des Geldbeutels, denn es war doch schon der 18. mit Droschke, Dampfer oder auch zu Fuss auf den Heimweg. Bei der Endhaltestelle der 6 begann dann der uebliche Kampf um den Platz in den ueberfuellten muffigen Wagen. Doch was ver- driesst das einen alten Sportsmann. Das kennen wir ja alle noch vom Frieden her. Grunewald Hoppegarten Straussberg In Berlin soil's so etwas noch geben. Der Bau-Direktion kann man jedenfalls fuer die ge- nussreichen Stunden nicht genug Dank wissen. Es ware nur zu wuenschen, dass derartige Sportfeste grosseren Stils noch viel mehr auch auf anderen Gebieten des Sports durch die Etappen-Truppen veranstaltet wuerden. Ich denke da besonders an die sogenannten Olympi- schen Spiele also Laufen, Springen und Werfen die doch besonders fuer Zuschauer abwechslungsreich und interressant sind. Klv.

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Landsturm | 1916 | | pagina 5