Aus den Kompanien 1
i Vom und für den Landsturm 1
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I. Komp. Batl. Hersfeld. EinBeitrag zurSol-
datensprache. Wiederholt hatten wir gebeten,
uns neue soldatische Spitz- und Necknamen, eigenar-
tige Bezeichnungen, Verdrehungen fremdlaendischer
Woerter u. dergl., wie sie in diesem Kriege auch beim
Landsturm aufgekommen sind, zur Veroeffentlichung
zu uebermitteln. Mit keinem Erfolg. So wollen wir denn
heute mit gutem Beispiel vorangehen und hier ueber
derartige Namen, die in unserer Kompanie allgemein
Eingang gefunden haben, berichten.
Bei unserem langen Aufenthalt in Flandern sind selbst-
verstaendlich manche vlaemischen Ausdrückeglatt ueber-
nommen worden. So wird unser Dolmetscher als t a a 1-
m a n (taal-Sprache, also woertlich Sprachenmann)
bezeichnet und unser Sanitaeter nur als «genees
heer» (Herr, der Genesung schaffen soli) benamt.
Schoene vlaemische Woerter, deren Anwendung dem
sprachlichem Empfinden der Kameraden alle Ehre
macht. 1st der Sanitaets-Unteroffizier der Genees-Herr,
so war es natuerlich, dass sein Huendchen zum g e-
neeshund wurde. Die Belgier nennen den
Vorsteher eines jeden militaerischen Bueros mit Vor-
liebe Kommandantes gibt bei ihnen also einen
Kommandant vom Kriegsgericht, vom Passbuero u.s.w.
Als nun die Brieftauben eingeliefert werden mussten,
und annaehernd tausend Tauben, die bei uns in der
Kaserne untergebracht wurden, unter die Aufsicht eines
Unteroffiziers gestellt wurden, da hatte er seinen Spitz-
namen aIs«duivenkommandant» (duiven-Tau-
ben) weg. Einer der ersten vlaemischen Ausdruecke,
den sich unsere Soldaten in Belgien aneigneten, war
das viel gehoerte als 't u belieft im Dialekt «asta-
b 1 i e f (- wenn es euch beliebt, also etwa unser bitte
schoen). Es wurde anfangs bei tausend Gelegenheiten
verwendet, nun aber dient es hauptsaechlich zur Bezeich-
nung des Kornschnapses, hier Genever genannt. Und
wenn der Soldat einen «Astablief» fordert, wis
sen auch schon die Belgier, was gemeint ist.
Hierzulande sagt man fuer Ortschaften Parochiën
(eigentlich sind nur Kirchdoerfer damit gemeint) oder
kurz im Dialekt ProchenDer Soldatenmund hat
sich das Wort mundgerecht gemacht, und so kann man
z. B. auf dem Pass-Buero den Landsturm-Schreiber bei
Austellung eines Passes oft fragen hoeren Welche
«Broeken» wollen Sie haben
Da der Genuss von Marmelade, besonders anfangs,
bei Manchem von durchschlagender Wirkung war, so
dass er oft Nachts in bestaendigem Kreislauf aus dem
Bett zum Hof uud vom Hof ins Bett sich befand, hat
sie den bezeichnenden Namen «Karusselschmie-
re» erhalten, und eine Suppe, die sich durch ihre
feldgraue Faerbung auszeichnet, wurde zur Kriegs-
suppe».
Als wir als Bahnschutz auf Feldwache lagen, wurde
eine Feldwache, da ihr Wachlokal sich neben einem
Kuhstall befand, einfach K u h s t a 11 w a c h e ge
nannt, und auch jetzt haben wir eine «S t a 11 w a c h e
die in einem etwas abseits gelegenen Raum der Kaserne
untergebracht ist. Ein in ihrem obersten Stockwerk
befindlicher recht langer schmaler Schlafsaal wird nur
noch mit «Luftschiffhalle» treffend bezeich
net. Unsere Kompanie marschiert oft zur Erholung
(lies Exerzieren, Felddienst u. desgl.) nach einem vor
den Toren gelegenen Park, der deshalb auch gern
Kurpark» genannt wird.
Abgesehen von anderen, hier schon erwaehnten
Gruenden, die uns zur Aufzeichnung der Soldatenspra-
che veranlassen, sollte uns schon ihr Erinnerungswert
anspornen, sie festzuhalten. Denn mit einem solchen
Worte werden oft hundert Nebenumstaende aus dem
Dunkel der Vergessenheit gerissen, und vielleicht ist
schon obige bescheidene Sammlung imstande, ein gutes
Stueck unsers Landsturmlebens in Aalst in frischen
Farben bei jedem von 1. Komp. Hersfeld in der Erin-
nerung festzuhalten. Also, Kameraden von den anderen
Kompanien und Bataillonen, helft hier mit. Die Arbeit
ist doch kaum der Rede wert, aber sie birgt Lohn in
sich, der reichlich lohnet.
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Fps. Keine Fleischsendungen aus der Heimat! Wenn
wir unsere Viehbestaende wieder auf die Hoehe brin-
gen und dadurch fuer den Winter die ausreichende
Versorgung des Marktes mit Fleisch und Fett sicher-
stellen wollen, muss der Fleischverbrauch bis zum
Herbst eingeschraenkt werden. Wuerden wir jetzt in
der Viehschlacntung kein Mass halten, dann waere der
Wiederaufbau unseres Viehreichtums unmoeglich, die
Erzeugung von Fleisch, Milch und Butter wuerde immer
geringer werdenwir wuerden tatsaechlich den Ast
absaegen, auf dem wir sitzen. Das muss natuerlich
verhindert werden, und wir alle muessen dabei mit-
helfen.
Auch ihr Soldaten in der Etappe koennt euer Teil
dazu beitragen dadurch, dass ihr euch jetzt n i c h t s
von dem schicken lasst, an dem in der
Heimat gespart werden muss. Es ist von
den Angehoerigen durchaus unwirtschaftlich, jetzt
Fleisch, Wurst, Speck, Butter oder dergleichen ins Feld
zu senden. Ihr habt mehr Fleisch wie die in der Hei
mat. Auch eine Liebesgabe kann dem richtigen vater-
laendischen Empfinden widersprechen. Mancher wird
sagen Mein Gott, was koennen die kleinen Paeck-
chen viel ausmachen Wohl, wir bringen Zahlen,
die darauf eine deutliche Antwort geben. Von einem
Zuleitungspunkt allein sind im letzten Halbjahr rund
108 Millionen Paeckchen oder taeglich
fast 600 000 Paeckchen ins Feld geschickt worden.
Und wir haben n e u n solcher Zuleitungspunkte. Ihr
wisst selbst, was in euren Paeckchen war, multipliziert
das mit obigen Ziffern und ihr wisst, was der Heimat
in dieser schwierigen Zeit entzogen wird.
Ihr habt eure Feldkuechen, habt auch eure Kanti-
nen. Ihr bekommt an Fleisch ueber sechsmal so
Neuhaus